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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Er hat erst einen Blick in die Fahrerkabine geworfen, die leer war, dann entdeckte er Blut sowohl in der Kabine als auch auf dem Boden neben dem Auto. Dazu kommt, dass der Wagen vom Big Boss, ein Mercedes 500, neben dem Lkw parkte, der Chef selbst aber nicht in seinem Büro war. Er hat schließlich die Ladefläche des Lkw aufgemacht und die beiden Leichen gefunden. Mehr weiß ich noch nicht. Macht euch auf die Socken, bevor Kollegen aus anderen Dienststellen dort sind, die wir lieber nicht dort haben wollen. Sammelt sämtliche Informationen, deren ihr habhaft werden könnt, und besprecht sie mit mir. Nur und ausschließlich mit mir.« »Wir sind schon weg. Was ist mit der Spusi?« »Die werde ich wohl oder übel informieren müssen. Ich ruf gleich Tönnies an.«
    »Kannst du vergessen, der ist krankgeschrieben und liegt im Bett.«

    »Woher wisst ihr das?«
    »Er wollte sich gestern Nachmittag mit uns im Hauptbahnhof treffen.«
    »Um fünf? Habt ihr mir nicht gesagt, dass ihr zu Frau Bruhns fahren wolltet?«, fragte Harms mit hochgezogenen Brauen.
    »'tschuldigung, wir wollten dich gestern nicht damit belasten, du standst so schon ziemlich unter Strom und ...« »Und was?«
    »Mann, Volker«, mischte sich Henning ein und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch, »du warst gestern fix und alle, das haben Lisa und ich doch bemerkt. Oder glaubst du, wir sind taub und blind? Nur deswegen haben wir dir das mit Tönnies verschwiegen. Okay?« »Schon gut«, sagte Harms leise und mit einem kaum merklichen Nicken. »Und was ist bei dem Treffen rausgekommen?«
    »Gar nichts, denn er ist nicht aufgetaucht. Wir haben gewartet und gewartet, und als er auch um sechs noch nicht da war und wir ihn weder in seiner Abteilung noch auf seinem Handy erreichten, haben wir bei ihm zu Hause angerufen. Angeblich hat er Herzbeschwerden und liegt flach.«
    »Wieso angeblich?«
    »Wir glauben, er hat Angst und sich einen gelben Urlaubsschein besorgt, bis wieder Ruhe eingekehrt ist.« »Wovor soll er Angst haben?«
    »Mein Gott, Volker, Tönnies war der Erste, der am Sonntag die DNA der unbekannten weiblichen Person isoliert hat. Irgendjemand muss das rausgekriegt und mächtig Druck auf ihn ausgeübt haben, denn Günter ist normalerweise keiner, der sofort kuscht. Jürgens hat auch Angst und will mit uns nichts mehr zu tun haben. Das Seltsame ist, dass wir bis jetzt noch keinen direkten Druck bekommen haben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.« »Wir sprechen später noch mal darüber, haut jetzt ab. Und ruft mich sofort an, wenn ihr erste Erkenntnisse habt.«
    »Kein Thema.«
     
    Während sie vom Hof rasten, sagte Santos: »Irr ich mich, oder ist Volker heute anders drauf als in den letzten Tagen?«
    »Du irrst dich nicht«, antwortete Henning lapidar, den Blick stur auf die Straße gerichtet. Er dachte nach, doch er ließ Santos nicht an seinen Gedanken teilhaben. Nach fünf Minuten wurde es ihr zu still, sie war aufgedreht, ohne sagen zu können, warum. Sie spürte eine Spannung in sich, als würde sie sich auf einen Karate-Wettkampf vorbereiten. Ihr letzter Kampf lag schon fast ein Jahr zurück, und es wurde Zeit, wieder an einem teilzunehmen. Außerdem musste sie dringend mal wieder zum Schießstand, die letzten beiden Termine hatte sie versäumt. »Erst Bruhns und die Steinbauer und nur drei Tage später zwei Tote in einem Lkw. Bisschen viel für unser beschauliches Städtchen.« »Hm.«
    »Deine Großmutter hat vorhin angerufen.« »Hm.«
    »Und das Präsidium ist in die Luft gesprengt worden.« »Hm.«
    »Zum Standesamt geht es da lang.« »Hm.«
    »Sag mal, Sören, hörst du mir eigentlich zu? Woran denkst du?«
    »Was?«
    »Hey, was geht in deinem Kopf vor? Hallo, ich bin's, Lisa.«
    »'tschuldigung, bin ein bisschen durcheinander.« »Das ist unverkennbar. Woran denkst du?« »Keine Ahnung.«
    »Doch, du hast eine Ahnung, willst sie aber für dich behalten. Okay, behalt's für dich«, sagte Santos und tat beleidigt.
    »Quatsch. Ich frage mich, was in Kiel abgeht. Bruhns und die Steinbauer, jetzt zwei Tote in einem Lkw. Was wiederum bedeuten könnte, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Wer bekriegt hier wen?« »Und wenn es sich nicht um einen Krieg handelt?« »Worum dann?«
    »Krieg hört sich gleich so an, als würden rivalisierende Banden gegeneinander kämpfen. Aber wie passen Bruhns und seine kleine Geliebte in das Bild? OK? Nee, Jugendgangs bekriegen sich untereinander, die würden niemals an einen

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