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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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blassen Schimmer, wo der sich rumtreibt, wir haben ihn auf allen Nummern, die wir von ihm haben, zigmal versucht zu erreichen, aber keine Chance, der geht nicht ran.«
    »Wie viele Nummern haben Sie denn von Ihrem Chef?« »Vier. Zweimal Handy, zweimal Festnetz. Warum?« »Würden Sie uns die Nummern bitte geben?« »Hier, alles schon vorbereitet.«
    »Danke, sehr aufmerksam«, sagte Santos und steckte den Zettel ein. »Der Mercedes gehört Ihrem Chef?« »Hm. Das ist sein Kennzeichen. Der ist auch nicht abgeschlossen.«
    »Das heißt, Sie haben ihn angefasst?« »Klar, warum?«
    »Wegen Ihrer Fingerabdrücke. Die Spurensicherung wird welche von Ihnen nehmen. Sagen Sie, wie läuft das Geschäft?«
    »Wir kriegen von der Wirtschaftskrise gar nichts mit. Alles wie gehabt. Der Chef hat seine Stammkunden, und er gewinnt immer wieder neue dazu. Wir mussten Anfang des Jahres sogar zwei Lkw dazukaufen und drei neue Leute einstellen.«
    »Haben Sie in den letzten Tagen etwas an Ihrem Chef bemerkt, hat er sich anders verhalten als sonst, war er nervös ...«
    »Nein, der war wie immer. Ich muss dazu sagen, dass er selten länger als drei oder vier Stunden in der Firma war, er hat kurze und knappe Anweisungen erteilt und ist wieder abgerauscht. So wie das aussieht, denke ich, er wurde entweder gekidnappt oder er wurde auch umgelegt«, sagte der Mann trocken.
    »Schon möglich. Erst mal danke für Ihre Mithilfe. Wir brauchten dann noch eine Liste mit sämtlichen hier beschäftigten Personen mit Adresse und Telefonnummer.« »Die hat der Chef in seinem Büro, aber Frau Kubaschenko, seine Sekretärin, hat Zugang zu den Akten.« »Wo ist die Dame?«
    »Drinnen, sie will sich das hier nicht antun. Die hat vorhin schon die ganze Zeit rumgeheult.« »Was bedeutet das RK am Kennzeichen des Mercedes?« »Das sind die Initialen vom Chef, Robert Klein.« »Hm, ich dachte, Ihr Boss heißt Drexler.« »Schon ewig nicht mehr. Als der alte Drexler gestorben ist, sollte sein Sohn die Spedition übernehmen, aber bevor es dazu kam, hatte er einen Autounfall.« »Er ist tot?« »Hm.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?« »Über dreißig Jahre.«
    »Wie kam es, dass Herr Klein die Firma übernommen hat?«
    »Er und der Alte waren wohl befreundet und ...« Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, der Chef hat auch nie darüber gesprochen. Er war eines Tages da, hat gemeint, er sei der neue Direktor der Firma, alle Mitarbeiter würden selbstverständlich übernommen, der Name Drexler International Transports würde beibehalten und so weiter.« »Kommen Sie gut mit Klein aus?«
    »Geht so, der Alte war besser drauf. Wenn Klein einen schlechten Tag erwischt, geht's schon mal hoch her. Aber man gewöhnt sich an alles.«
    »Gut, das war's fürs Erste. Halten Sie sich bitte weiterhin zu unserer Verfügung. Informieren Sie sämtliche Mitarbeiter, dass sie vorläufig nicht mit der Presse sprechen sollen.«
    Die Spurensicherung war bereits eingetroffen, wenig später fuhr Professor Jürgens vor. Der Fotograf schoss eine ganze Serie von Fotos, sowohl von den Toten als auch vom Gelände und den Blutspuren auf dem Asphalt. Während Santos weitere Mitarbeiter der Spedition befragte, unterhielt sich Henning mit Jürgens, der auf die Ladefläche gesprungen war und sich dort in die Hocke begab, um die Toten zu begutachten.
    Leise sagte Henning zu ihm: »Dachte nicht, dass wir uns so schnell wiedersehen würden. Ich wette mit dir um drei Runden Whiskey, dass wir es hier mit demselben Täter zu tun haben wie bei Bruhns. Hältst du mit?« »Nee, weil ich verlieren würde«, antwortete Jürgens genauso leise.
    »Wie lange sind sie schon tot?«
    »Kannst du nicht mal deiner Ungeduld sagen, dass sie sich bitte ein wenig zügeln möchte?«
    »Das hat nichts mit Ungeduld zu tun, für uns zählt jede Sekunde.«
    »Warum?«
    »Nur so ein Gefühl. Bruhns und das hier ist eine Baustelle. Deshalb.«
    »Hatten wir schon. Du fürchtest Rüter. Zu Recht. Jetzt lass mich machen.«
    Jürgens nahm eine erste Leichenschau vor und sagte schließlich: »Circa zwölf Stunden, plus minus eine Stunde. Genaueres nach der Obduktion. Die Leichenstarre ist bei beiden vollständig ausgebildet. Der hier«, Jürgens deutete auf den Rechten, »ist mit dem Kopf auf den Asphalt geschlagen, und zwar nicht aus dem Stand, sondern von weiter oben. Ich würde sagen, er wurde entweder in der Fahrerkabine erschossen und ist dort rausgefallen, oder er stand hier oben

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