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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wir.«
    Auf der Fahrt nach Kiel berichtete Santos von ihrem Gespräch mit Jürgens. Henning hörte aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Als sie geendet hatte, sagte er leise: »Na endlich, jetzt kann ich ihn wenigstens verstehen.« Er straffte sich. »Also gut, dann lass uns den Kampf aufnehmen, vielleicht schließen sich uns ja noch andere an.«
    Auf dem Weg ins Präsidium aßen sie eine Kleinigkeit. Harms' Büro war verwaist, ein Kollege teilte ihnen mit, er habe einen Termin mit einem Staatsanwalt, mit welchem, konnte er nicht sagen.
    »Schon wieder?«, fragte Santos Henning, als sie allein waren. »Was will Rüter andauernd von ihm?« »Ist mir egal. Wer ruft in Frankfurt an, du oder ich?« »Ich mach das.«
    Sie begann, die Nummer zu wählen, als Henning ihr den Hörer aus der Hand nahm.
    »Nicht von hier«, sagte er mit vielsagendem Blick. »Schon verstanden. Von wo?«
    »Noll, unser Computerfreak«, grinste Henning. »Wir wollen doch nicht, dass jemand mithört.« »Du hast recht.«
     

MITTWOCH, 14.05 UHR
    Noll hatte eine Tüte Chips und eine große Flasche Cola auf dem Tisch stehen, er trug einen ausgeleierten grünen Sweater und Jeans, die braunen Haare waren zerzaust, als wäre er gerade erst aufgestanden, er war unrasiert, und die Finger tippten in rascher Folge eine Kombination auf der Tastatur.
    Henning klopfte an und trat ein, bevor Noll »Herein« sagen konnte.
    »Hallo, ihr Lieben, welch Glanz in meiner bescheidenen Hütte. Was verschafft mir die Ehre?«, fragte er und griff in seine Chipstüte. Noll schien sich fast ausschließlich von Junkfood zu ernähren - Pizza, Hamburger, Pommes und literweise Cola - und nahm doch kein Gramm zu, was wohl daran lag, dass er über einen beneidenswerten Stoffwechsel verfügte, denn Noll hasste nichts mehr als Bewegung und brachte mehr Zeit in seinem mit Elektronik vollgestopften Büro zu als irgendwo sonst. Oft traf man ihn mitten in der Nacht an, als wäre er mit seinen Computern verheiratet. Hin und wieder hatte er lose Be-
    Ziehungen, aber mit seinen achtundzwanzig Jahren schien er in seinem Innern in der Pubertät steckengeblieben zu sein, auch wenn sein Intellekt überaus scharf und analytisch war. Ein Genie, ohne das die Polizei nicht auskam. In einem anderen Unternehmen hätte er das Vier- oder Fünffache verdienen können, aber er liebte seinen Job. »Dürfen wir mal einen deiner Apparate benutzen?«, fragte Henning.
    »Klar.« Noll runzelte die Stirn, hinter der es gewaltig zu arbeiten schien. »Ist euer Telefon kaputt?«
    »Nein.«
    »Darf ich erfahren ...«
    »Nicht jetzt. Versprich uns, dass du mit niemandem darüber redest.« »Worüber denn?« »Dass wir hier telefoniert haben.«
    »Habe ich euch jemals enttäuscht? Nehmt den Apparat da drüben, garantiert abhörsicher«, sagte Noll grinsend und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Oder soll ich rausgehen?«, fragte er, ohne die Beamten anzusehen. »Brauchst du nicht.« »Schön.«
    Santos griff zum Telefon, wählte die Nummer vom K 11 in Frankfurt, nach wenigen Sekunden wurde am anderen Ende abgenommen. »Durant.«
    »Santos vom K 1 in Kiel. Bin ich dort beim KU?« »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
    »Frau Durant, ich muss mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen können, da wir in einem äußerst delikaten Fall ermitteln ...«
    »Sie haben mein Wort. Wie kann ich Ihnen helfen? Hat es mit Bruhns zu tun?«
    »Unter anderem. Mein Kollege Herr Henning und ich würden ja nach Frankfurt kommen, aber das würde sofort auffallen. Unsere Ermittlungen werden im Moment stark behindert, wir werden beobachtet und möglicherweise auch abgehört, weshalb ich auch nicht von unserem Dienstapparat aus anrufe ...«
    »Solche Spielchen kenne ich«, wurde Santos von Durant unterbrochen. »Aber fahren Sie fort.« »Wir haben Informationen über einen Mordfall erhalten, der sich 1984 im Rhein-Main-Gebiet zugetragen hat und bis heute nicht aufgeklärt ist. Wir könnten natürlich in unserer Datenbank recherchieren, aber selbst das ist uns zu riskant. Es handelt sich um einen Immobilienmogul, dessen Namen wir allerdings nicht kennen. Er wurde zusammen mit einer Minderjährigen, vermutlich aus Osteuropa, in seinem Landhaus erschossen. Können Sie uns den Namen durchgeben und eventuell auch den derzeitigen Aufenthaltsort seiner damaligen Frau?« »Darf ich fragen, was das mit dem Fall Bruhns zu tun hat?«
    »Ein Informant hat uns mitgeteilt, dass dieser Immobilienmensch von einem Auftragskiller umgebracht wurde, der

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