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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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beantwortet. Ich schwöre dir, ich werde nicht einmal mit Sören darüber reden, wenn du das nicht willst. Sag mir bitte: War jemand bei dir und hat dich unter Druck gesetzt? Oder hat dir jemand gedroht?«
    Jürgens überlegte. »Ich wurde gewarnt und soll keinerlei Informationen über ungewöhnliche Obduktionsergebnisse bei Bruhns nach außen dringen lassen. Nach außen schließt auch dich und Sören ein. Er hat gesagt, manchmal passieren unerwartet ganz schlimme Dinge, und ich könne doch nicht wollen, dass mir ganz unerwartet etwas Schlimmes passiert. Das waren seine Worte.« »Aber warum? Hat er dich auf die DNA angesprochen?«
    »Ich habe ihn gefragt, was er mit ungewöhnlichen Obduktionsergebnissen meint, worauf er geantwortet hat, es handele sich um den genetischen Fingerabdruck einer unbekannten weiblichen Person, die es nicht gibt und niemals geben wird. Dabei solle ich es bewenden lassen.«
    »Aber wie können sie von der DNA bei Bruhns erfahren haben?«
    »Ich bin das gedanklich mehrfach durchgegangen, und es gibt für mich nur eine Erklärung: Ich hab's in meinen Computer eingegeben, wie ich das mit allen Obduktionsergebnissen mache, und da hat sich wohl jemand in der Nacht oder am frühen Morgen in meinen Rechner eingeloggt, ohne dass ich es bemerkt habe. Bei Günter wird's genauso gewesen sein. Jetzt frage ich mich nur, wie lange ich schon überwacht werde oder ob es nur dieses eine Mal war, weil der Tote eben Bruhns heißt.« »Du hast doch gesagt, dass jemand gekommen sei, um deine Daten zu löschen.«
    »Das war eine Notlüge. Die wissen genau, wie man droht und einschüchtert. Ich habe mir dann diese Story für euch einfallen lassen.«
    »Darf ich fragen, wann der Kontakt zustande kam? Hast du die Person jemals zuvor gesehen?« »Es war niemand bei mir. Ich war auf dem Weg zur Arbeit, als ich angerufen wurde.« »Die Stimme, kam sie dir bekannt vor?« »Nein.«
    »Könnte es Rüter gewesen sein?«
    »Nein, seine Stimme ist unverwechselbar, den hätte ich sofort erkannt. Das einzig Auffällige war, dass er in der Wir-Form gesprochen hat, als stecke eine ganze Organisation dahinter. Hör zu, da kennt mich jemand verdammt gut, ich fühle mich seitdem beobachtet und kann nicht mehr klar denken. So, jetzt weißt du, was mit mir los ist. Und auch mit Günter. Auch er hat am Montag einen Anruf erhalten.«
    »Das tut mir leid für euch. Sören und ich haben am Montagmorgen wirklich nur mit Volker darüber gesprochen, sonst mit niemandem. Und du mit Claudia. Hast du eine Vermutung, wer hinter dem Anruf stecken könnte?« Jürgens schüttelte den Kopf. »Wenn ich eine hätte, wäre mir wohler«, erwiderte er, doch es klang nicht sehr überzeugend. Santos wurde den Eindruck nicht los, als würde er immer noch etwas verschweigen. »Jetzt hast du schon so viel gesagt, dann kannst du auch den Rest rauslassen. Sind die Leute, von denen du sprichst, zufällig vom Verfassungsschutz, oder arbeiten sie im Innenministerium? War es ein anonymer Anruf?« Jürgens ließ einen Moment verstreichen, zeigte auf einmal wieder das Santos vertraute verschmitzte, jungenhafte Lächeln und meinte: »Ich sage weder ja noch nein, aber pass gut auf dich auf. Pass sehr gut auf dich auf. Sag das auch Sören, ihr bewegt euch nämlich auf dünnstem Eis. Ist das Antwort genug?«
    »Ich denke schon. Ich begreife nur nicht, warum die bis jetzt nicht bei uns waren. Hast du eine Erklärung?« »Was nicht ist, kann ja noch werden. Außerdem, habt ihr mir nicht erzählt, dass auch ihr am Sonntag angerufen wurdet?«, entgegnete Jürgens.
    »Nicht nur am Sonntag«, antwortete Santos nachdenklich. »Aber das war etwas völlig anderes. Das war keine Warnung, er hat uns nur Hinweise gegeben, als wäre er an der Tat beteiligt gewesen. Zumindest verfügte er über detailliertes Hintergrundwissen. Lassen wir uns überraschen. In seinem letzten Anruf hat er uns auf diese Villa hingewiesen und uns den Code für das Tor durchgegeben. Vielleicht ist es tatsächlich der Täter.« »Gehen wir wieder rüber, sonst kommen die noch auf dumme Gedanken.«
    Bevor sie den Raum verließen, hielt Jürgens sie noch mal zurück: »Eins habe ich vergessen: Trau keinem, nicht mal deinem besten Freund, Sören natürlich ausgenommen. Mag sein, dass ich zu viele Spionage- und Verschwörungsthriller gesehen habe, aber ...« »Wir passen auf«, sagte Santos und dachte an Albertz, aber auch an Harms und einige andere. Vor allem Albertz war ihr nicht geheuer, sie vermochte ihn

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