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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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weißt.«
    »Vertrauen gegen Vertrauen. Ich widme mich jetzt denen, die mir keine Fragen stellen, sondern nur zuhören. Ich melde mich. Ciao.« Er war bereits am Gehen, als er noch einmal innehielt: »Nele ist ein für Osteuropa untypischer Name. Vielleicht Nela, oder man hat ihr hier diesen Namen verpasst. Aber das ist ja im Prinzip auch egal, wir werden sowieso nie erfahren, wer sie wirklich war, wo sie herkam, wer ihre Eltern sind, ihre Geschwister. Ihr habt echt einen Scheißjob. Genau wie ich. Jetzt bin ich aber endgültig weg.«
    Santos sah ihm nach, bis er durch das Tor getreten war, und ging wieder ins Haus. Sie hörte, wie Henning sich oben mit den Kollegen der Spurensicherung unterhielt, und beschloss, hier unten zu warten, denn sie hatte keine Lust mehr auf Gerede. Sie setzte sich auf die Treppe, den Kopf in die Hände gestützt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Für einen Augenblick meinte sie, die ganze Last dieser Welt auf ihren Schultern zu tragen, und fragte sich nicht zum ersten Mal, warum sie jemals beschlossen hatte, diesen Beruf zu ergreifen, einen Beruf, der sie aufzufressen schien.
    Seit Sonntag ergab praktisch nichts einen Sinn: der Tod von Bruhns und seiner jungen Geliebten, der Tod von Weidrich und der Tod von Klein. Sechs Tote innerhalb von vier Tagen. Wo ist der Zusammenhang?, dachte sie und schloss die Augen. Wo ist der verdammte Zusammenhang? Warum dürfen wir nicht einfach auf ganz normalem Weg ermitteln? Warum wurde eine Informationssperre verhängt, und warum wurde ein unschuldiger Mann von Kollegen aus dem LKA umgebracht, um ihn als Mörder von Bruhns auszugeben? Bruhns war tot, der Täter war bei einem Schusswechsel umgekommen. Die perfekte Story für die Medien und die Öffentlichkeit. Was steckt wirklich hinter all diesen Morden? Welche Rolle kam Kerstin Steinbauer zu? Und, noch wichtiger, welche Rolle spielt Albertz? Haben sie ihn auf uns angesetzt? Ist das der Grund, weshalb wir bis jetzt keine Drohungen erhalten haben?
    Verflucht, das ist ein einziges Durcheinander: ein Auftragskiller, ein Mann vom Verfassungsschutz, der uns angeblich was Gutes tun will... Wir sollen uns mit den Kollegen in Frankfurt in Verbindung setzen, hat er gesagt. Er würde uns doch nicht einen solchen Tipp geben, wenn da nichts dran wäre. Oder? Nein, auch wenn ich Albertz noch nicht einschätzen kann, er hat uns zu viele Informationen gegeben. Ob er es wirklich ernst meint, wird sich spätestens dann herausstellen, wenn er uns Näheres zu diesem Bernhard Freier sagt.
    Wir müssten die Spedition unter die Lupe nehmen, denn sollte Klein tatsächlich in Menschenhandel verwickelt gewesen sein ... Jeder Fahrer müsste befragt werden, und zwar einzeln. Wir müssten eine Großrazzia durchführen, dafür brauchten wir aber Rüters Segen. Wir müssten, wir müssten, wir müssten! Shit! Wir müssten, aber wir können nicht. Und wo sollten wir anfangen? Ariadnefaden, was für ein Vergleich!
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie Henning nicht hatte kommen hören.
    »Was machst du denn hier auf der Treppe?« Sie schreckte hoch. »Nachdenken.« »Mit Erfolg?«
    »Nee, Fragen über Fragen. Können wir?«
    »Was habt ihr denn so Geheimnisvolles zu besprechen gehabt?«
    »Erzähl ich dir im Auto. Unser Unbekannter hat sich eben wieder gemeldet, er hat gefragt, ob wir Klein gefunden haben.«
    »Haben wir. Und nun?«
    »Wir rufen in Frankfurt an. Sag mal, ist dir eigentlich klar, an wie vielen Fronten wir gleichzeitig kämpfen? Wir haben es mit einem Auftragskiller zu tun, der womöglich identisch mit dem anonymen Anrufer ist, mit dem Verfassungsschutz, mit Friedmann und Müller vom LKA, mit Rüter ... Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein.«
    »Lisa, wir sollten nicht kämpfen, denn das können wir nicht. Aber wir können versuchen, die Strukturen zu verstehen, und dann eventuell handeln. Ich will nicht kämpfen, nur begreifen, worum es geht.« »Das genügt mir nicht. Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass wir so machtlos sind. Lass es uns versuchen, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint. Ich werde mich nicht bedingungslos unterwerfen und einfach hinnehmen, dass zwei unserer werten Kollegen eiskalte Killer sind. Nein, Sören, nicht mit mir. Meine Hoffnung ist Albertz .«
    »Die Büchse der Pandora«, murmelte Henning. »Was meinst du?«
    »Als sie geöffnet wurde, kam alles Unheil dieser Welt heraus, nur eins blieb - die Hoffnung. Ich hoffe, du wirst nicht enttäuscht.« »Wir.« »Okay,

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