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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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angeblich auch für den Mord an Bruhns verantwortlich zeichnet. Zudem gibt es nicht zu übersehende Parallelen. Dieser Immobilienmakler wurde zusammen mit einem Mädchen ermordet, Bruhns war in der Tatnacht mit einer Achtzehnjährigen aus Düsseldorf zusammen ...«
    »Das ist doch aber noch keine wirkliche Parallele«, warf Durant ein.
    »Wir haben zudem erfahren, dass Bruhns genau wie der andere pädophil war. Bruhns war möglicherweise auch in den Mord an einem etwa elf oder zwölf Jahre alten Mädchen verwickelt, das vor einem Jahr hier in Kiel tot aufgefunden wurde.«
    Für einige Sekunden herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, nur Durants Atmen war zu hören. Schließlich sagte sie: »Moment, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, aber der Mörder von Bruhns wurde laut meinen Informationen doch bei einem Schusswechsel getötet.« »Das ist die offizielle Version. Deshalb wurden auch sofort sämtliche Ermittlungen im Fall Bruhns eingestellt. Klappe zu, Affe tot. Aber Herr Henning und ich wissen mehr, als einigen Leuten lieb ist.«
    »Können Sie mir das näher erläutern? Ich bin neugierig und lerne gerne dazu.«
    »Da haben wir etwas gemeinsam. Der Mann, der Bruhns und seine Geliebte umgebracht haben soll, kann es unmöglich gewesen sein, er war schwerer Alkoholiker und zu so einer Tat schlicht gar nicht fähig. Wir waren am Nachmittag vor seinem Tod bei ihm und haben ihn befragt. Er hat uns recht detailliert Auskunft über Bruhns erteilt, aber in seinem körperlichen Zustand hätte er nie und nimmer einen solchen Mord begehen können. Ich lasse Ihnen gerne Tatortfotos zukommen, Sie werden auf den ersten Blick erkennen, dass hier ein Profi am Werk war. Mittlerweile haben wir erfahren, dass die beiden Beamten, die ihn umgelegt haben, als äußerst brutal gelten.«
    »Das klingt hart. Seien Sie auf der Hut, denn wenn Sie trotz Ermittlungsstopps weiterermitteln, wird man das über kurz oder lang herausfinden. Weiß Ihr Vorgesetzter davon?«
    »Er weiß es, er unterstützt uns, wenn auch nur indirekt, aber die Angst geht um, selbst bei dem Leiter der Rechtsmedizin und dem Leiter der KTU ...«
    »Was haben die damit zu tun?«
    »Ist eine lange und sehr verworrene Geschichte«, versuchte sich Santos um eine Antwort zu drücken, doch Durant ließ nicht locker.
    »Ich liebe verworrene Geschichten. Kommen Sie, eine Hand wäscht die andere.«
    Durants Stimme klang in Santos' Ohren angenehm und vertrauenswürdig. Als auch Henning ihr aufmunternd zunickte, legte sie deshalb los: »Sie haben bei Bruhns und am Tatort jene DNA gefunden, die angeblich von kontaminierten Wattestäbchen stammt. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass das einigen Herren und Damen überhaupt nicht passt, vor allem auf politischer Ebene. Wenn das publik würde, es wäre ein Desaster ohnegleichen ...«
    »Das ist jetzt kein Witz, oder?« Santos meinte, Durants ungläubiges Gesicht durch das Telefon zu sehen. »Frau Durant, mir ist im Augenblick nach allem, nur nicht nach Witzen zumute. Verstehen Sie jetzt, warum wir so vorsichtig sind?«
    »Natürlich. Aber warum dann diese Pressekonferenz?« »Wir wissen es nicht. Noch nicht. Wir hatten übrigens heute schon wieder drei Tote, einer von ihnen war so übel zugerichtet, dass einem schlecht werden konnte.« »Sie meinen, es war wieder dieser Auftragskiller?« »Bei zwei der Ermordeten war definitiv ein Profi am Werk, ein exzellenter Schütze. Beim dritten Opfer war eine Menge Wut im Spiel, er wurde über einen längeren Zeitraum brutal gefoltert. Mehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.«
    »Dagegen geht's bei uns ja im Moment richtig friedlich zu«, sagte Durant. »Aber warum brauchen Sie die Adresse der Frau des ermordeten Immobilienmaklers?«
    »Uns wurde der Tipp gegeben, sie habe den Mord an ihrem Mann in Auftrag gegeben. Können Sie uns helfen?«
    »Ich werde zusehen, was ich machen kann. Wie soll ich Ihnen die Daten zukommen lassen, wie wäre es für Sie am sichersten?«
    »Warten Sie, ich gebe Ihnen eine E-Mail-Adresse. Peter,
    wir brauchen eine Adresse ...«
    »Hier«, sagte Noll, der sie bereits notiert hatte.
    Santos buchstabierte, Durant schrieb mit.
    »Können Sie eine Weile warten?«
    »Ja, sicher.«
    Santos hörte, wie Durant den Hörer zur Seite legte und in ein Nebenzimmer ging. Sie klopfte in monotonem Stakkato mit den Fingern auf die Tischplatte. Sie war nervös wie lange nicht mehr, als fürchtete sie, die Tür könnte gleich aufgehen und ungebetene Gäste

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