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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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gebracht hat?«
    »Könnte sein.« Erneut rieb sich Cassie die Stirn.
    »Wieder die Musik?«
    »Ja, verdammt.«
    »Musik?« Bishop beobachtete sie nach wie vor. »Sie hören Musik im Kopf?«
    »Ja, aber ich bin noch nicht verrückt geworden, also machen Sie sich keine Hoffnungen.«
    Matt legte den Hörer auf. »Der Doc wird in seinen Patientenakten nachschauen. Hat zwar was wegen Vertraulichkeit gegrummelt, ruft aber wieder an, wenn er das findet, wonach wir suchen.«
    Bishop sagte zu Cassie: »Wie lange hören Sie die Musik schon?«
    »Seit gestern Morgen immer mal wieder.«
    »Seit Sie nach dem letzten Kontakt mit dem Mörder aufgewacht sind? Nachdem er sie dabei erwischte?«
    Cassie nickte langsam. »Ja. Seitdem.«
     
    Ihr Kopf schmerzte. Irgendwas war über ihren Kopf und ihr Gesicht gestülpt, ein dunkler Stoff. Einen Moment lang stand ihre Furcht, zu ersticken, an vorderster Stelle, doch dann merkte sie, dass ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken gefesselt waren. Sie saß auf etwas Kaltem und Hartem, und hinter ihr war … zögernd streckte sie ihre Finger aus und fühlte so etwas wie ein frei liegendes Rohr, kalt und unmöglich zu verbiegen. Ihre Handgelenke waren auf der anderen Seite des Rohrs zusammengebunden, mit einem Gürtel, glaubte sie. Auch der gab nicht nach, obwohl sie es probierte. Und …
    Sie hörte als Erstes die Musik. Gedämpft durch den Sack über ihrem Kopf, war der klimpernde Klang trotzdem als Spieldose zu erkennen. Und sie spielte … Schwanensee. Dahinter, jenseits der Musik, war noch ein anderes Geräusch zu vernehmen, ein gedämpftes Dröhnen, das sie hätte erkennen müssen, doch es gelang ihr nicht.
    All das war ihr kaum klar geworden, als sie ein weiteres Geräusch hörte, das schwache Scharren von Schuhsohlen auf einem rauen Boden, und sie begriff voller Angst, dass sie nicht allein war. Er war da.
    Instinktiv, in totaler Panik, zerrte sie an dem Gürtel, der ihre Handgelenke fesselte, fügte sich damit aber nur selber Schmerzen zu. Und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Oh, du bist also wach, ja?«
    »Bitte«, hörte sie sich zitternd sagen. »Bitte tun Sie mir nicht weh. Tun Sie …«
    Der Sack wurde ihr vom Kopf gerissen, und sie blinzelte in der plötzlichen Helligkeit. Zuerst sah sie nur nackte Glühbirnen von der Decke hängen und, auf der anderen Seite des Raumes, eine sperrige Maschinerie mit einem kleinen Glasfester, hinter dem ein Feuer brannte.
    Ein Feuer?
    »Ich bin so froh, dass du wach bist.« Seine Stimme klang unangemessen fröhlich.
    Sie blickte zu ihm auf, konzentrierte sich auf sein Gesicht und empfand nichts als verständnislose Überraschung. »Du?«
    »Ich liebe diesen ersten Augenblick des Erstaunens«, sagte er, beugte sich dann herab und schlug ihr brutal mit der flachen, großen Hand ins Gesicht. »Und den ersten Augenblick der Angst.«
     
    »Könnte die Musik von ihm kommen?«, fragte Bishop.
    »Er ist kein Paragnost, noch nicht«, widersprach Cassie. »Wie kann er mir dann etwas senden?«
    »Vielleicht sendet er sie nicht. Vielleicht hat er sie sich in den Kopf gesetzt – wie sich andere Menschen in Gedanken einen Reim vorsagen oder zählen oder rechnen –, um etwas abzublocken. Sie. Vielleicht haben Sie die ganze Zeit seinen Verstand berührt, und er kämpft darum, Sie fernzuhalten.«
    »Ist das möglich?«, fragte Ben sie.
    »Ich weiß es nicht. Mag durchaus sein. Es könnte eine geschickte Möglichkeit sein, mich ohne viel Aufwand fernzuhalten, mich mit Musik abzulenken.«
    Matt fragte: »Heißt das, Sie könnten jetzt vielleicht durchdringen?«
    »Ich kann es versuchen.«
    Sie probierte es, aber das Wissen, dass der Mörder diese endlose Melodie verwenden könnte, um sie abzulenken, half überhaupt nicht. »Er hat solide Schutzschilde«, sagte sie, als sie die Augen mit einem Seufzer öffnete. »Ich verstehe das nicht. Es gibt keine Möglichkeit, dass er die so rasch errichten konnte, nicht um sich vor einer erst kürzlich wahrgenommenen Bedrohung zu schützen. Und er hat sie vorher nicht gehabt, sonst hätte ich keine so tiefe Verbindung mit ihm aufnehmen können.«
    In dem Moment klingelte das Telefon, und Matt nahm rasch ab. Er sagte Hallo und dann ein paarmal »Ja«, wobei er die Augen zusammenzog. Es war ein kurzes Gespräch, und als er nach einem knappen Danke einhängte, war sein Gesicht grimmig.
    »Was ist?«, wollte Ben wissen.
    »Russell Shaw hat nie versucht, Selbstmord zu begehen, soweit Doc Munro weiß.«
    »Aber?«, fragte

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