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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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diesem gehetzten Blick lag.
    Monster, in der Tat.
    Den Sheriff beschäftigte etwas anderes. »Er hat sie also gefesselt?«
    »Nicht mit Stricken«, antwortete Cassie. »Mit einem Gürtel, glaube ich. Für ihre Handgelenke. Die Fußgelenke hat er nicht gefesselt. Er … er hat sie gezwungen, sich mit gespreizten Beinen hinzusetzen.«
    »Warum?«, fragte Ben.
    »Das war … Teil einer Art Positur. Dessen, was er sehen musste. Er verhöhnte sie. Er hielt … er hielt das Messer zwischen ihre Beine und drohte, es in sie hineinzustoßen. Er wollte ihr Angst machen. Die hatte sie. Sie war starr vor Angst.«
    »Das wissen Sie, weil Sie es gesehen haben«, sagte Matt.
    »Ja.«
    »Durch seine Augen.«
    »Ja, Sheriff.«
    Der Sheriff musterte sie scharf, die Augen misstrauisch zusammengekniffen. »Es fällt mir schwer, das zu verstehen, Miss Neill. Sie behaupten, den Mörder nicht zu kennen. Wieso sind Sie dann in der Lage, zu sehen, was er tut? Zu wissen, was er empfindet? Empfangen Sie ständig die Gedanken und Pläne von Fremden? So wie schlechte Zahnfüllungen gelegentlich Funkwellen empfangen?«
    Sie schüttelte den Kopf und erklärte, was sie schon oft zuvor erklärt hatte. »Vielleicht habe ich etwas berührt, was er berührt hat. Das ist am wahrscheinlichsten.«
    »Etwas berührt? Was denn?«
    »Vielleicht … eine Tür, durch die er gegangen ist. Etwas auf dem Regal in einem Laden. Einen Kinosessel, auf dem er am Abend zuvor gesessen hat. Oder ich bin mit ihm im Lebensmittelladen zusammengestoßen. Unsere Blicke könnten sich auf der Straßen kurz getroffen haben. Aber …«
    Ben unterbrach sie. »Blicke getroffen? Etwas so … Unpersönliches?«
    Cassies Kopf wandte sich ihm leicht zu, doch ihr Blick blieb auf die Hände gerichtet. »Es ist … eine Frage der Verbindung. Ich war nie fähig, jemanden ohne irgendeine Art von Verbindung zu … zu lesen. Das ist fast immer eine körperliche Berührung, entweder mit der Person oder etwas, mit dem die Person vor Kurzem in Verbindung gekommen ist. Ein Gegenstand. Ein Stück Stoff.«
    »Aber Blicke, die sich treffen?«, wiederholte Ben. »Zwei Fremde an gegenüberliegenden Straßenecken – es könnte so kurz und simpel sein?«
    »Ben, wenn es dir nichts ausmacht?«, sagte der Sheriff.
    »Das ist ein wichtiger Punkt, Matt. Wenn sie für diese Verbindung nur einen Blick braucht …«
    Säuerlich sagte der Sheriff: »Ich weiß verdammt gut, was das bedeutet, Ben. Eine Stadt voller Verdächtiger. Vorausgesetzt natürlich, dass ich diesen Blödsinn glaube. Bisher habe ich noch keinen guten Grund dafür vernommen.«
    »Cassie wusste, dass jemand ermordet werden würde«, sagte Ben. »Sie hat es uns beiden vor ein paar Tagen gesagt. Sie hat mich heute Morgen angerufen, um mir zu erzählen, dass es passiert ist – und wo.«
    »Ja, und du weißt, was ich davon halte. Vielleicht konnte sie das, weil sie dort war. Vielleicht kannte sie die Einzelheiten, weil sie Becky Smith umgebracht hat.«
    Cassie hob zum ersten Mal den Blick. »Nein. Ich habe sie nicht umgebracht. Ich kannte sie nicht mal.« Dann glitt ein Stirnrunzeln über ihr Gesicht. »Aber er auch nicht, genau genommen.«
    Ben beugte sich vor. »Wie bitte? Er kannte sie nicht einmal?«
    Cassie drehte den Kopf und schaute ihn an. »Nein. Er hatte sie beobachtet. Er wusste, wer sie war. Er dachte, er wisse … was sie war.«
    »Was soll das heißen – was sie war?«
    »Irgendwie … war sie nicht das, was er geglaubt hatte. Er war von ihr enttäuscht. Vielleicht wegen etwas, das sie getan oder gesagt hatte. Er war wütend auf sie. Zornig. Doch … ich habe kein Gefühl intimer Kenntnisse aufgefangen. Und ich glaube nicht, dass sie ihn im wirklichen Sinne kannte, bevor er sie gepackt hat.«
    »Sie wusste nicht, wer er war?«
    Cassie schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube nicht. Sie könnte ihn als jemanden erkannt haben, den sie in der Stadt gesehen hatte, vielleicht sogar regelmäßig, aber ich bekam nicht das Gefühl, dass sie ihn wirklich kannte. Er könnte sich natürlich irgendwie getarnt haben, obwohl mir das unwahrscheinlich vorkommt, wenn er wusste, dass er sie ermorden würde. Und wenn es darum geht, was sie sah – sie flehte ihn an, ihr nicht wehzutun, aber sie hat ihn nicht mit Namen angesprochen. Wenn sie ihn kannte, wenn sie wusste, wer er war, hätte sie das vermutlich getan.«
    »Sie empfangen auch Ton?«, fragte der Sheriff.
    Ben fluchte ungeduldig, aber Cassies Blick kehrte zu Matt

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