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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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zurück, und ihr Mund hob sich mit einem schwachen Lächeln ohne echte Amüsiertheit. »Manchmal ist es wie beim Einschalten eines Fernsehers.« – »Dann schalten Sie ihn jetzt ein«, forderte er sie auf. »Schauen wir doch mal, was der Drecksack im Moment macht.«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach.« – Matts Stuhl knarrte verärgert, als sich der Sheriff zurücklehnte. »Ja, das dachte ich mir schon. Nicht ganz so einfach wie das Einschalten eines Fernsehers, schätze ich.«
    Das war offensichtlich eine Haltung, der Cassie schon früher begegnet war. »Es tut mir leid, Sheriff. Ich wünschte, ich könnte einen Schalter umlegen oder ein magisches Wort sagen und in den Kopf dieses Monsters schlüpfen, um die Antworten zu bekommen, die Sie brauchen.« Sie holte Atem. »Wenn er wieder tötet, wird sich die Verbindung vermutlich erneut herstellen. Mörder wie dieser neigen dazu, sich zunehmend hineinzusteigern und erregter zu werden, wenn sich die Begierde des Tötens in ihnen aufbaut. Diese gewaltigen Gefühle strahlen stark aus. Jetzt … jetzt befindet er sich vermutlich in einer Abkühlphase. Sehr ruhig, vielleicht müde. Sein Geist ist ruhig, zufrieden. Er strahlt nichts aus. Und ohne eine physische Verbindung kann ich ihn nicht erreichen.«
    Ben blickte zu Matt, sagte aber nichts.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte der Sheriff: »›Abkühlphase‹ ist eine Bezeichnung, die von den Verhaltenspsychologen vom FBI in Quantico benutzt wird. Miss Neill, wollen Sie uns etwa sagen, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben? Auf der Grundlage eines Mordes?«
    Cassie zögerte sichtbar. »Das kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Ich weiß nur, dass an ihm … etwas abnormal ist. Daran, wie sein Geist, sein Verstand, arbeitet. Und sie war für ihn eine Fremde, oder so gut wie eine Fremde. Menschen, die töten, sind fast immer getrieben – von Wut, Hass, Eifersucht, Begierde, sogar Furcht. Menschen, die auf eine Weise töten wie er, mit einem Messer, von Blut bespritzt werden … das kann nur in einem extremen emotionalen Zustand passieren. Es ist schwer, so starke Gefühle gegenüber einem praktisch Fremden zu haben, jemandem, dessen Leben das eigene nie in einem bedeutenden Sinne berührt hat. Aber Serienmörder … die haben ihren eigenen, geisteskranken Grund zum Töten. Und sie töten fast immer Fremde.«
    »Sie scheinen eine Menge über dieses Thema zu wissen«, sagte der Sheriff.
    »Ich habe viel Zeit mit einigen sehr guten Polizeibeamten verbracht. Ich habe so viel gelernt, wie ich brauchte, um ihnen zu helfen. Genug davon, dass es lange her ist, seit ich mal eine Nacht lang wirklich gut geschlafen habe.« Ihre Stimme war sachlich und ohne Selbstmitleid.
    »Monster«, murmelte Ben.
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Als ich Kind war, sagte mir meine Mutter, wenn ich das Licht anmachte, würde ich sehen, dass sich keine Monster im Schrank oder unter meinem Bett versteckten. Das stimmte immer. Damals. Jetzt bin ich erwachsen. Und die Monster in meinem Leben sind nicht unter meinem Bett. Sie sind in meinem eigenen Kopf, wo ich sie mit einem Licht nicht erreiche.«
    Der Sheriff blieb unbewegt bei ihren Worten. »Haben Sie je mit einem Seelenklempner gesprochen, Miss Neill?«
    »Mit vielen.« Ihre Stimme war so trocken und gefühllos wie seine. »Sheriff, ich kann Ihnen jede Menge Referenzen vorlegen. Empfehlungsschreiben von vielen Polizisten an der Westküste, alle genauso starrköpfig und rational wie Sie. Sie werden Ihnen erzählen, dass sie anfangs genauso gezweifelt haben. Dass sie ebenfalls vorschlugen, ich solle mit jemandem über diese … Stimmen und Bilder in meinem Kopf reden. Und sie werden Ihnen erzählen, Zeit und Erfahrung hätten sie überzeugt, dass ich ihnen manchmal – nicht immer, aber manchmal – helfen konnte, Mörder dingfest zu machen.«
    Sie atmete tief durch, ihre bleichen Augen auf ihn gerichtet. »Egal, was Sie glauben oder nicht glauben über das, was ich tun kann, Sheriff Dunbar, es gibt eines, dessen Sie sich sehr, sehr sicher sein können. Ich hasse diese Fähigkeit. Ich habe nicht darum gebeten, und ich würde sie meinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Es ist nicht angenehm, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden von den Schreien einer sterbenden Frau und dem so deutlichen Geruch ihres Blutes, dass Sie das Gefühl haben, selbst damit verschmiert zu sein.
    Es ist nicht angenehm, an einem Schreibtisch harten und misstrauischen Männern

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