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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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erwischten ihn. Ende der Geschichte.«
    Ben lehnte sich mit den Ellbogen auf den Knien vor und starrte sie an. »Ende der Geschichte, von wegen! Warum haben Sie Matt und mir nicht erzählt, dass Sie durch die Berührung des Geistes dieses Wahnsinnigen seine Aufmerksamkeit auf sich lenken und sich zu einer Zielscheibe für ihn machen könnten? Glauben Sie nicht, dass wir das hätten erfahren müssen?«
    »Sheriff Dunbar glaubt nicht daran, dass ich den Geist des Wahnsinnigen berühren kann«, erinnerte sie ihn trocken. »Vorausgesetzt, dass er überhaupt ein Wahnsinniger ist und nicht nur ein einmaliger Feld-Wald-und-Wiesen-Mörder, der aus einem Impuls heraus getötet hat, was der Sheriff glaubt. Was er glauben möchte. Und Sie haben Ihre Zweifel, sowohl wegen meiner Fähigkeit als auch darüber, ob es einen weiteren Mord geben wird.« Ihre Schultern hoben und senkten sich kurz. »Außerdem habe ich in den zehn Jahren vieles gelernt. Es ist sehr lange her, seit ich ein solches Risiko eingegangen bin. Ich weiß jetzt, was ich tue.«
    »Aber seine Aufmerksamkeit zu wecken ist trotzdem noch eine Möglichkeit.«
    »Eine sehr schwache.«
    »Und Sie leben hier draußen ganz abgeschieden, allein, ohne auch nur einen Riegel an der Tür. Himmel noch mal, Cassie. Wenn Sie es uns gesagt hätten, dann hätten wir wenigstens Schritte unternehmen können, um Gefahr von Ihnen abzuwenden. Durch eine Alarmanlage, einen Hund. Eine Waffe.«
    »Ich weiß nicht, wie man mit Waffen umgeht. Ich will es nicht wissen. Und es sollte Ihnen aufgefallen sein, dass es mir gut geht.«
    »Noch. Aber was passiert, wenn Sie den Kerl wieder anzapfen?«
    »Ich sorge dafür, ihn nicht merken zu lassen, dass ich da bin.«
    »Und falls Sie einen Fehler machen? Falls er bemerkt, dass Sie alles mit ansehen können, wenn er einen Mord begeht?«
    »Das wird er nicht.«
    »Aber wenn doch?«
    Cassie holte Luft. »Ben, mit dieser Bedrohung habe ich mich schon vor langer Zeit abgefunden. Ich musste es. Dieses Risiko muss ich eingehen. Ich kann nicht mehr tun, als vorsichtig zu sein, und ich habe gelernt, wie man das macht.«
    »Das gefällt mir nicht, Cassie.«
    »Es muss Ihnen nicht gefallen. Das Risiko ist ganz allein meines.« Sie achtete darauf, ihrer Stimme einen ruhigen und sicheren Klang zu geben.
    »Das weiß ich, verdammt.«
    Hab sie wieder zum Narren gehalten. Cassie fragte sich, wie viel länger sie es noch schaffen könnte, den Menschen um sie herum vorzugaukeln, dass das Risiko, einen Psychopathen in ihren Geist – ihre Seele – einzulassen, sie nicht halb zu Tode ängstigte.
    Noch ein wenig länger, vielleicht.
    Um ihn abzulenken, blickte sie zu der Mappe, die er auf den Couchtisch gelegt hatte. »Was ist sonst noch da drin?«
    »Nicht viel. Oberflächliche Hintergrundinformationen, Schulzeugnisse, solche Sachen. Soweit es öffentlich zugängliche Unterlagen betrifft, haben Sie ein ruhiges, unauffälliges Leben geführt.«
    Es war erstaunlich, dachte Cassie, wie wenig sich aus offiziellen Unterlagen über das Leben eines Menschen enthüllen ließ. Und wie viel verborgen lag.
    »Ich schätze, Sheriff Dunbar hat meine Referenzen inzwischen überprüft?«
    »Ja.«
    »Und er glaubt immer noch nicht, dass ich zu dem fähig bin, was ich behaupte.«
    »Er ist starrköpfig. Das ist sein größter Fehler.«
    »Die meisten Polizisten betrachten das als notwendigen Charakterzug.« Sie lächelte und sah, dass Ben sie mit stetigem Blick beobachtete. Es war enervierend. Er sollte wie ein Richter aussehen, verdammt, mit silbrigem Haar und Furcht einflößend. Stattdessen war er anscheinend noch keine vierzig. Kein einziges silbriges Haar zeigte sich zwischen den dunklen, und in seinen Bewegungen und seiner Haltung lagen jugendliche Energie und Kraft. Dazu besaß er eine Wärme und eine Empathie, die sie stark auf sich ausstrahlen spürte.
    Selten. Sie waren so selten, vor allem bei Männern, diese Fähigkeit und Bereitschaft, den Schmerz eines anderen Menschen zu spüren. Aber Ben konnte das, auch wenn sie bezweifelte, dass er diese Gabe genoss.
    Das war der Grund, warum ihn das Geschehen innerlich zerriss.
    »Cassie?«
    Sie blinzelte, zauberte dann ein weiteres Lächeln auf ihr Gesicht. »Ich habe gerade daran gedacht, dass ich hoffe, Sheriff Dunbar behält recht. Ich hoffe, dass der Tod des armen Mädchens nur ein vereinzelter Vorfall war und dass er den Mörder rasch findet.«
    »Aber Sie glauben nicht, dass es ihm gelingt.«
    »Nein. Ich fürchte

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