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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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und Fragen sind nicht willkommen. Das ist hier in der Gegend recht üblich.«
    Cassie nickte abwesend. Dann schien sie das Mitleid abzustreifen und sich auf Praktisches zu konzentrieren. »Ich würde sagen, sie erscheint als Zielscheibe recht unwahrscheinlich, aber diese Männer … der Sheriff sollte sie im Auge behalten.«
    »Das wird er. Wir haben beide schon erlebt, wie eine Menschenmenge sich aufheizte und nach einer Zielscheibe Ausschau hielt. So etwas vergisst man nicht, glauben Sie mir.«
    »Was ist mit Vorbestraften?«
    »Auch die haben wir. Die Gewohnheitskriminellen begehen meist Bagatelldelikte – kleine Einbrüche, Streit mit ihren Nachbarn oder den Exliebhabern ihrer Freundinnen, Trunkenheit, Ruhestörung. Diese Art Unruhestifter, die ihre eigenen Pritschen in Matts Arrestzellen haben und sie Samstagabends regelmäßig aufsuchen. Und was alles andere betrifft, echte Gewaltverbrechen sind hierherum selten. Ich habe bei zwei Totschlagsfällen die Anklage vertreten, aber bei beiden waren Alkohol und angestaute Wut im Spiel. Raubüberfälle auf Lebensmittelläden, ein paar idiotische Bankraube über die Jahre. Aber kein Verbrechen, das auch nur darauf hindeutet, dass jemand hier in dieser Stadt – oder dieser County – lebt, der fähig ist, drei Frauen hinzumetzeln.« Ben seufzte. »Dieser hoch technisierte Spurensicherungsvan, den Matt im letzten Jahr seinem Etat abringen konnte, hat hauptsächlich Staub angesammelt. Bis Donnerstag.«
    »Es gibt also keine Zielscheibe, auf die sich eine in Panik geratene Stadt sofort einschießen würde.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Außer mir.«
    Er wartete, bis sie ihm in die Augen sah, und stimmte dann zu. »Außer Ihnen. Aber ich würde behaupten, die Möglichkeit, dass Ihnen deswegen etwas zustößt, ist äußerst gering. Ich zweifle nicht daran, Cassie, dass es Misstrauen geben wird, wenn sich die Sache mit Ihnen schließlich herumspricht. Doch ehrlich gesagt, selbst eine Stadt in Panik müsste vollkommen übergeschnappt sein, Sie zu verdächtigen, drei besonders grausame Morde verübt zu haben. Um jemanden umzubringen, sind nicht unbedingt Muskeln erforderlich, aber Jill hat als Kind Karate gelernt, und Ivy hat sich offenbar wie eine Wildkatze gewehrt. Sie hätten sie nicht umbringen können, und das ist ganz offensichtlich.«
    »Ein vernünftiges Argument. Doch das Bedürfnis der Schuldzuweisung, das aus einer Panik entsteht, gründet sich selten auf Logik, wie Sie wissen.«
    »Das ist mir bewusst. Trotzdem bezweifle ich, dass jemand Sie ernsthaft verdächtigen wird. Oh, sie werden Ihnen zwar Blicke zuwerfen und über Sie reden und sich Fragen stellen, und Sie werden vermutlich ein paar hässliche Telefonanrufe bekommen, die Sie beschuldigen, eine Hexe oder Schlimmeres zu sein, aber ich glaube nicht, dass diese Stadt Sie als Mörderin verdammen wird.«
    Cassie schaute wieder in ihren Kaffee.
    »Er ist derjenige, der Ihnen Sorgen machen sollte. Dieser Wahnsinnige da draußen. Die Bedrohung für Sie kommt von ihm.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich habe heute Nachmittag mit Matt darüber gesprochen, und er hat zugestimmt, niemandem davon zu erzählen, dass Sie uns helfen. Ich werde das natürlich auch nicht tun. Je länger wir darüber Schweigen bewahren können, desto geringer ist die Chance, dass der Dreckskerl etwas über Sie erfährt.«
    Sie lächelte schwach. »Sie glauben also, uns bleiben -was? – achtundvierzig Stunden, bevor die ganze Stadt Bescheid weiß?«
    Reumütig sagte er: »So in etwa, vermutlich. In kleinen Städten verbreiten sich Geheimnisse rasch.«
    »Tja, ich werde es auf mich zukommen lassen.«
    »Aber passen Sie bitte auf sich auf, ja?«
    »Das werde ich.« Sie hob ihre Tasse, als wollte sie ihm zuprosten. »Danke übrigens, dass Sie die Leute von der Sicherheitsfirma hergeschickt haben. Das Haus ist jetzt die reinste Festung.«
    »Ich wünschte, ich könnte daran glauben, dass Sie dadurch außer Gefahr sind.«
    Cassie begegnete flüchtig seinem Blick und stellte mit einem abschließenden Geräusch die Tasse auf die Arbeitsplatte. »Mir wird schon nichts passieren.«
    Daraufhin hätte sich Ben gehorsam verabschieden können, doch sie hob die Hand, um sich eine Haarsträhne zurückzustreichen, und diese Geste lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf ihren Verband.
    »Sie bluten«, sagte er.
    Cassie blickte auf ihre Hand, wo eine dünne rote Linie die weiße Gaze befleckte. »Verdammt.«
    Er stellte seine Tasse ab, trat auf sie zu und streckte

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