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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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ohne ein weiteres Wort ein.
    Ben wollte seinen Freund wegen seiner frostigen Haltung Cassie gegenüber tadeln, wusste aber, dass es nichts bringen würde. Daher sagte er nur: »Ich komme wieder, wenn ich Cassie nach Hause gebracht habe.«
    »Lass dir Zeit. Wie ich sagte, du musst diese Leiche nicht sehen, und das meinte ich ernst.«
    »Es gehört zu meinen Aufgaben, mir den Tatort anzusehen, Matt.«
    »Nicht, wenn du persönlich mit dem Opfer zu tun hattest. Schlechte Idee.«
    »Wir hatten nicht persönlich miteinander zu tun, nicht mehr. Das liegt Monate zurück.«
    »Trotzdem.«
    »Ich kann damit umgehen«, behauptete Ben fest.
    »Wirst du einmal in unserem Leben meinen Rat annehmen und meine berufliche Meinung und dich verdammt noch mal von diesem Tatort fernhalten?«
    »Und wenn ich vor Gericht die Anklage gegen diesen Schweinehund vertreten muss? Glaubst du nicht, dass ich dazu Einzelheiten vom Tatort brauchen werde?«
    »Ich glaube, du kannst alles, was du brauchst, aus den Fotos und Berichten entnehmen. Ben, ich bitte dich, als Sheriff und als dein Freund, uns diese Sache zu überlassen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, machte Matt kehrt und ging zu seinem Team.
    Ben sah sie in den Laden gehen, stieg dann ins Auto und ließ den Motor an.
    »Er hat recht«, sagte Cassie.
    »Ich kann damit umgehen«, wiederholte Ben.
    »Vermutlich. Aber warum sollten Sie? Warum sollten Sie sich das antun, wenn Sie die Wahl haben?«
    »Vielleicht habe ich keine Wahl. Es ist meine Aufgabe, Cassie.«
    Sie antwortete nicht, bis die Lichter der Stadt hinter ihnen in der Nacht verblassten.
    »Fragen Sie sich, ob Jill gewollt hätte, dass Sie sie so sehen. Und falls Sie irgendwelche Zweifel haben sollten, lautet die Antwort: Nein.«
    Sie hatte recht, und Ben wusste es. »Na gut.« Er schwieg ein paar Meilen lang, dann sagte er: »Es tut mir leid, wie Matt Sie behandelt. Er ist ein Starrkopf. Und all das hier ist mehr, als er erwartet hatte.«
    »Ich weiß.«
    »Lassen Sie ihn nicht an sich ran.«
    »Das schafft er nicht. Er ist nicht der Erste, der mich so behandelt, glauben Sie mir. Für ihn ist es völlig natürlich, mir zu misstrauen.«
    »Er kann einfach nicht glauben, dass wir hier ein Monster haben.«
    »Das ist auch nicht leicht zu glauben.«
    Ben merkte, dass sein Schock allmählich so weit nachließ, um Entsetzen hochsteigen zu lassen.
    »Mein Gott. Drei Frauen in weniger als einer Woche ermordet. Wir haben keine Ahnung, wer sie umgebracht hat oder warum. Und wir haben keine Ahnung, wie viele er noch töten wird, bevor wir ihn erwischen. Sie hatten recht. Ein Serienmörder.«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Becky … Ivy … Jill. Außer dass sie weiblich und weiß sind, hatten sie praktisch nichts gemeinsam.«
    »Gehörten sie zu derselben Kirche?«
    Ben dachte darüber nach. »Nein. Becky und Jill schon, zur selben Baptistenkirche wie ich, aber Ivy war Methodistin. Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwas an der Art, wie er diese Münzen platzierte, als lägen sie auf einem Altar oder so, hat mich an die Kirche denken lassen.« Cassie schüttelte den Kopf. »Im Moment kann ich nur raten.«
    »Machen Sie weiter, vielleicht stoßen Sie auf etwas.«
    »Etwas Hilfreiches, meinen Sie? Wahrscheinlich nicht ohne weitere Informationen. Der Verstand eines Serienmörders ist so … einzigartig, so subjektiv, dass es fast unmöglich ist, über ein paar grundlegende Annahmen hinaus zu verallgemeinern. Und die kennen wir bereits. Weiß, männlich, da er weiße Frauen umbringt. Jung, vermutlich mit Missbrauchshintergrund. Aber abgesehen von diesen Fakten sind die Motive dieses Mannes zwangsläufig allein auf ihn und seine Erfahrungen zugeschnitten. Daran herumzurätseln wird nichts bringen, bevor wir nicht viel mehr wissen als jetzt.«
    »Es muss ein Muster geben.«
    »Das gibt es – für ihn. Aber es ist zweifelhaft, ob wir seine Beweggründe je erkennen. Wahnsinn kennt keine Logik.«
    »Wenn wir einen Wahnsinnigen fassen wollen, müssen wir wie ein Wahnsinniger denken?«
    »Dazu würde ich nicht raten«, sagte Cassie sehr leise. »Dieser Abgrund ist finsterer und kälter, als Sie es sich je vorstellen können.«

6
    Sie erreichten Cassies Haus ein paar Minuten später, ohne weiter über die Situation zu diskutieren. Da Ben keinen Grund hatte, rasch in die Stadt zurückzukehren, und sich nur allzu bewusst war, welche schlaflose Nacht vermutlich vor ihm lag, beabsichtigte er nicht, Cassie einfach abzusetzen und wegzufahren. Aber ihm war

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