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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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hatte ihm auch keine Szene gemacht, aber es war offensichtlich, dass sie unglücklich darüber war.
    Sie hatte etwas Besseres verdient.
    Ben hatte das Gefühl, sie zweimal im Stich gelassen zu haben. Zuerst, weil er nicht fähig gewesen war, sie zu lieben, und dann noch einmal vor ihrem Tod, als seine Warnung sie vielleicht hätte retten können.
    »Richter?«
    Er schreckte zusammen und sah seine Sekretärin in der offenen Tür stehen. »Ja, Janice?«
    »Der Sheriff hat angerufen, während Sie mit Ihrer Mutter gesprochen haben. Er möchte, dass Sie vor sechs in sein Büro kommen, wenn es geht. Sagt, er hätte etwas Interessantes über ein Beweisstück aus diesen Morden herausgefunden.«
     
    »Erzählen Sie es Sheriff Dunbar«, sagte Cassie sofort. Mit einer Prophezeiung über die Ermordung durch einen Wahnsinnigen zu leben wäre schon unter normalen Umständen beängstigend genug, dachte sie, aber jetzt, wo ein Serienmörder frei in der Stadt herumlief, war es unumgänglich, dass Abby Schritte zu ihrem Schutz unternahm. Und obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten, hatte Cassie in letzter Zeit zu viele Schauplätze der Gewalt gesehen, um keine Angst um Abby zu empfinden.
    Abbys Lächeln wurde noch zittriger. »Wie kommen Sie darauf, dass ich das nicht bereits getan habe?«
    »Nur so ein Gefühl.«
    »Ein ziemlich zutreffendes.«
    »Warum haben Sie es ihm nicht erzählt?«
    »Weil er mir nicht glauben würde. Er ist Atheist, wussten Sie das?«
    Cassie schüttelte den Kopf.
    »Doch. Er geht zwar zur Kirche, weil es politisch zweckdienlich ist, aber er hält Religion für nichts anderes als Mythos und Aberglauben.« Sie hielt inne und fügte dann hinzu: »Mit anderen Worten, vergleichbar mit übersinnlichen Fähigkeiten.«
    »Wenn es keinen Gott gibt, kann es auch keine Magie geben«, murmelte Cassie.
    »So was in der Art.«
    Cassie seufzte. »Es fällt den Leuten so schwer, zu glauben, dass es nur eine weitere Sinneswahrnehmung ist, wie Sehen oder Hören. Dass sie es nicht haben, weil etwas in ihrer genetischen Veranlagung oder in ihrer Erfahrung diesen Teil ihres Gehirns nicht aktiviert hat. Ich habe schwarzes Haar und graue Augen und eine paranormale Fähigkeit. Für mich völlig normal, alles in meiner Familie seit Generationen weitergereicht. Wenn die Leute doch nur verstehen könnten, dass daran nichts Magisches ist.«
    »Matt wird es vermutlich nie verstehen«, sagte Abby. »Für ihn ist das alles zu fremdartig. Er würde überhaupt nicht auf Sie hören, wenn Ben nicht wäre. Aber schon als sie Kinder waren, hat Ben immer neue Sachen ausprobiert, und Matt folgte stets Bens Führung.« Sie senkte die Stimme. »Hinzu kommt, dass Sie von uns beiden wussten, und das hat ihn mehr erschüttert, als er zugeben will. Doch auch das wird ihn nicht dazu veranlassen, an übersinnliche Fähigkeiten zu glauben.«
    »Diese Bedrohung für Sie wird er doch sicher ernst nehmen?«
    »Er wird denken, Miss Melton habe mich nur verängstigen wollen – zweifellos aus gewinnsüchtigen Motiven. Er hat Ihre Tante nicht gekannt, und er würde nie glauben, wie verstört sie war, als sie es mir erzählte, wie sehr sie damit gezögert hat.«
    Cassie schüttelte den Kopf. »Das ist der Teil, den ich nicht verstehe.«
    »Sie meinen, warum sie mir erzählt hat, dass ich verdammt bin?«
    »Genau. In der Regel kündigen Prophezeiungen irgendeine Art von Tragödie an, aber kein verantwortungsvoller Hellseher würde jemandem eine solche Warnung zukommen lassen, wenn es nichts gäbe, wodurch sich das entsetzliche Schicksal ändern ließe.« Cassie blieb ganz sachlich im Ton.
    Abby runzelte die Stirn. »Ich kannte sie natürlich kaum, aber ich hatte das deutliche Gefühl, dass sie es mir nicht erzählen wollte. Sie schien sich zwingen zu müssen, die Worte auszusprechen. Und sie wiederholte mehrfach, dass die Zukunft nicht statisch sei, dass der menschliche Wille das Schicksal beeinflussen könne.«
    »Dann dachte sie, dass Sie das, was sie sah, verändern könnten.«
    »Oder sie wollte den Schlag abschwächen.«
    Cassie schüttelte den Kopf. »Wenn das der Fall wäre, warum sollte sie es Ihnen dann überhaupt erzählen? Ich kann nicht glauben, dass sie so grausam war; und Ihnen eine düstere und unveränderbare Zukunftsvision zu bieten wäre eindeutig grausam gewesen. Nein, ich schätze, sie hat es Ihnen erzählt, weil sie dachte, wenn Sie Bescheid wüssten, könnten Sie etwas unternehmen, um dem Schicksal zu entrinnen, das sie für Sie

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