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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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lange gebraucht, um von seinem Parkplatz zum Gericht zu kommen.
    Diesmal hatte er es bis zur dritten Stufe geschafft.
    Er wünschte sich, hintenherum gegangen zu sein, drehte sich um und erblickte einen der lautstarken Bürger der Stadt, der entschlossen auf ihn zukam.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr King?« Aaron und er kannten sich seit zwanzig Jahren, aber Aaron hielt viel von Titeln und bestand darauf, dass sie Respekt ausdrückten. Er hätte sich nach seinem Ausscheiden aus der Armee gern weiterhin mit Major ansprechen lassen, musste jedoch zu seinem Verdruss feststellen, dass andere das nur erheiternd fanden.
    »Richter, ist das, was ich gehört habe, wahr?«
    »Das hängt davon ab, was Sie gehört haben.« Ben achtete darauf, seinen Ton beiläufig statt sarkastisch klingen zu lassen.
    Aaron macht ein finsteres Gesicht. »Ich habe gehört, dass Sheriff Dunbar – und Sie – irgendeiner Frau, die sich als Wahrsagerin ausgibt, erlaubt haben, Sie zu beraten.«
    Ben verspürte Resignation; es war das vierte Mal, dass er irgendeine Variation der Wahrheit vernahm. »Und wo haben Sie das gehört, Mr King?«
    »Von mindestens drei verschiedenen Leuten seit gestern. Ist es wahr, Richter?«
    »Nicht so ganz.«
    »Und was ist dann die ganze Wahrheit?«
    Ben antwortete nicht gleich, überlegte kurz, wie viel Schaden ein verärgerter, einflussreicher Wähler anrichten konnte, wenn wieder eine Wahl anstand, verwies das Risiko dann jedoch in die Grauzone unwichtiger und unbedauerter Dinge.
    »Die Wahrheit, Mr King, ist, dass Sheriff Dunbar und ich in drei besonders grausamen Mordfällen ermitteln. Wir benutzen alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um an Informationen zu gelangen, die sich für diese Nachforschungen als hilfreich erweisen könnten, wie es unsere Aufgabe ist. Wir blicken nicht in Kristallkugeln oder legen Tarotkarten, und wir reden auch mit niemandem, der das tut.«
    Aaron ignorierte die abschlägige Antwort. »Ich hörte, sie sei die Nichte von Alexandra Melton.«
    Ben überlief ein Frösteln. Wenn der Tratsch schon so spezifisch wurde, hatten das außer diesem Mann auch andere gehört. Was bedeutete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Cassies Identität der ganzen Stadt bekannt wurde.
    »Stimmt das?«, wollte Aaron wissen.
    Ben war nicht umsonst Politiker. »Stimmt es, dass sie eine Wahrsagerin ist? Natürlich nicht.«
    Aarons finstere Miene vertiefte sich. »Sie behauptet nicht, die Zukunft vorhersehen zu können?«
    »Nein, das tut sie nicht.«
    »Aber Sie und der Sheriff haben mit ihr über diese Morde gesprochen?«
    »Falls wir das getan haben, waren die Gespräche Teil einer laufenden Ermittlung und kaum Thema für eine öffentliche Diskussion, Mr King. Wie Sie natürlich wissen.«
    Aaron respektierte ebenfalls – in übertriebenem Maße, wie Ben fand – die Bürokratie, daher fand er sich jetzt in einer Zwickmühle zwischen zügelloser Neugier und dem unglücklichen Wissen, dass er keinesfalls zu dem offiziellen Kreis der mit dieser Ermittlung befassten Personen gehörte. Er richtete sich zu voller Größe auf – die immer noch um einiges geringer war als Bens – und sagte selbstgerecht: »Ich habe nicht die Absicht, mich in die offizielle Ermittlung einzumischen, Richter.«
    »Ich bin froh, das zu hören.«
    Aaron war noch nicht fertig. »Aber wenn ans Licht kommen sollte, dass Sie und der Sheriff zugelassen haben, von einer Scharlatanin auf die falsche Fährte gelockt zu werden, und durch die daraus resultierende Verzögerung bei der Ergreifung dieses Mörders sogar noch weitere unserer Frauen in Gefahr gebracht haben – dann, Richter, werde ich nicht zögern, meine Stimme denen zu geben, die Ihren Rücktritt fordern.«
    Ben war nicht zum Lachen zumute, obwohl diese Rede offensichtlich einstudiert war und mit herablassender Genugtuung vorgetragen wurde. Aaron King war ein aufgeblasener Windbeutel, besaß aber die Gabe, andere um sich zu scharen, und angesichts der Anspannung der Einwohner war es gut möglich, dass er eine ganze Menge Leute zusammenbrachte, die nach Taten verlangten, falls die Ermittlungen nicht bald zu einer Verhaftung führten. Vor allem, wenn ein weiterer Mord geschah.
    Ruhig erwiderte Ben: »Das ist in Ordnung, Mr King. Wenn wir keine anständige Arbeit leisten, sollten wir zurücktreten. Aber ich versichere Ihnen, dass wir das tun. Vielen Dank für Ihre Meinung und Ihr Interesse. Ich werde beides an Sheriff Dunbar weitergeben.«
    Bei so viel Höflichkeit konnte

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