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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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sie auf seine Anrede reagieren, aber sie blinzelte nicht oder veränderte den Gesichtsausdruck, und ihre Stimme blieb flach und völlig emotionslos. »Ich bin in ihm. Er ist … erregt. Sein Herz hämmert. Es ist so gefahrvoll, sie sich hier zu schnappen. Aber er mag das. Ihm gefällt die Herausforderung. Das Vorgefühl.«
    Matt zögerte, eine Hand am Walkie-Talkie. »Ben. Ich brauche eine Beschreibung«, sagte er leise. »Wenn ich meine Leute da in voller Stärke reinschicke, lösen wir eine Panik aus. Dann kann er in dem Durcheinander untertauchen.«
    Ben nickte. »Cassie? Schaut er auf irgendwelche Läden? Gibt es ein Spiegelbild?«
    Ihre Brauen zogen sich wieder zusammen, aber in ihren weit geöffneten, leeren Augen änderte sich nichts. »Nur … flüchtige Eindrücke. Verzerrt. Ich glaube, er hat eine … blaue Jacke an. Wie eine … Mannschaftsjacke. Da ist ein weißer Buchstabe, glaube ich. Vielleicht ein R.«
    Ben blickte zu Matt, erkannte bei ihm dieselbe Bestürzung, die er auch selber empfand. Die größte und älteste der County Highschools gab blaue Mannschaftsjacken mit weißer Schrift aus, und sie waren in dieser Gegend so weit verbreitet, dass es schon fast ein Witz war. Hunderte von Schülern, ehemalige und jetzige, trugen das verdammte Ding.
    Ben besaß auch eine, verpackt in einer Truhe in seinem Elternhaus.
    »Cassie, kannst du sonst noch etwas sehen? Welche Farbe hat sein Haar?«
    »Er trägt eine Mütze. Glaube ich. Eine … Baseballkappe.«
    Noch ein gewohnter Anblick in dieser Gegend. Ben hätte am liebsten laut geflucht, zwang sich aber, ruhig zu bleiben. Ihm gefiel die zunehmende Blässe von Cassies Gesicht nicht, ihre Reglosigkeit, und er spürte mehr, als dass er es sah, wie sie mit jeder verstreichenden Minuten an Kraft verlor.
    »Wir müssen wissen, wie er aussieht, Cassie. Kannst du uns dabei helfen?«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Ich glaube nicht … er schaut nicht mehr in die Läden. Nur geradeaus, weil … Oh. Er wird erregter. Seine Gedanken sind erfüllt von den Plänen für sie. Er … hat einen sicheren Ort, an den er sie bringen kann, wo niemand sie … sie hören wird, und dort ist alles für sie beide bereit. Er will, dass sie sich zuerst für ihn auszieht, damit er zuschauen kann. Und dann …«
    »Cassie. An wen denkt er? Wer ist sie?«
    »Die Schlampe.«
    »Wie heißt sie, Cassie?«
    »Schlampen haben keine Namen.« Diese Behauptung klang besonders erschreckend in Cassies leiser, tonloser Stimme. Aber nicht annähernd so erschreckend wie ihre nächsten Worte. »Schlampen taugen nur zum Ficken. Und zum Töten.«
    »Cassie …«
    »Besonders zum Töten. Ich mag sie bluten sehen.«
     
    »Es ist fast vier«, zischte Sue ihrer besten Freundin zu. »Wenn du irgendwas vorhast, dann mach es jetzt.«
    »Lenk Larry nur für ein paar Minuten ab«, murmelte Deanna als Antwort und ging eine Regalreihe weiter, um sich die ausgestellten Modems anzuschauen.
    Gehorsam trug Sue das Computerprogramm, das sie in Betracht gezogen hatte, zu Larry hinüber, der in der Nähe der Tür stand. Innerhalb von Minuten kehrte er mit ihr zu den Softwareregalen zurück und schüttelte seinen Kopf über ihr Unwissen. Kichernd schlüpfte Deanna aus dem Laden.
     
    »Cassie, hör mir zu. Hörst du zu? Zieh dich zurück. Zieh dich zurück, Cassie.« Sie hatte ihn zwar nicht davor gewarnt, aber Ben wusste instinktiv, dass sie eindeutig viel zu tief drin war, wenn sich ihre Stimme mit der des Mörders verband, bis sie wie mit einer einzigen sprachen.
    »Du könntest niemals zum Monster werden. «
    »Ich könnte mich in einem verlieren. Was wäre dann der Unterschied?«
    Gott im Himmel.
    »Ich mag zusehen, wie sie …«
    »Cassie. Zieh dich zurück. Mach schon. Jetzt!«
    Kurzes Schweigen, dann sagte sie: »In Ordnung. Er … geht immer noch. Aber jetzt schneller. Ich glaube … er weiß, wo sie ist.« Ben bekam nur am Rande mit, dass Matt in sein Walkie-Talkie sprach und seine Beamten an jeden Ausgang des Einkaufszentrums schickte. Bens gesamte Konzentration war auf Cassie gerichtet. Er hatte den beängstigenden Eindruck, dass er sie, wenn er auch nur den Blick von ihr abwandte, für immer verlieren würde.
    »Cassie? Wo ist er jetzt? Kannst du uns das sagen?«
    »Er … kam gerade an den Imbissständen vorbei.«
    »In welche Richtung geht er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Cassie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war da noch nie.« Erschöpfung zerrte an jedem Wort.
    Ben bemühte sich, seine Stimme ruhig zu

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