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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Hand auf die Schulter. „Wenn du wieder bei mir bist, werde ich dich so lange streicheln, wie ich will. Versprich mir, dass du es zulässt.“
    „Versprochen.“ Mit diesem sinnlichen Ziel vor Augen schloss er die Augen und ging ganz nach innen. Tiefer als jemals zuvor. Doch was er sah, ließ ihn daran zweifeln, dass er die Fähigkeit haben würde, die Konditionierung für seine Zwecke zu nutzen.

 
    45
    Er hatte nicht gewusst, wie tief sich Silentium in seinem Gehirn eingenistet hatte. Es war, als zöge man Dornen heraus. Doch obwohl er nur auf der geistigen Ebene arbeitete, spürte er die ganze Zeit Brenna an seiner Seite, ihre Nähe verlieh ihm die Kraft weiterzumachen, ihre Hand gab im Halt.
    Ganz außergewöhnlich.
    Der äußere Ring der Konditionierung schien trügerisch leicht aufzulösen zu sein. Trügerisch deshalb, weil ihm mittendrin auffiel, dass der Ring mit einer Dissonanzschleife verbunden war, die Bewusstlosigkeit hervorrufen würde. Er ging alle Schritte noch einmal durch, bis er die Auslöser fand. Das Entschärfen glich auf unheimliche Weise dem Auseinandernehmen von Tausenden kleiner Bomben. Zum Glück hatte er so etwas gelernt. Natürlich gab es einen kleinen Unterschied. Ein einziger Fehler konnte eine Implosion in seinem Gehirn auslösen. Deshalb würde er auch keinen Fehler machen.
    Als er fertig war, betrachtete er die Konditionierung voller Respekt. Sie hatten Unglaubliches bei ihm geleistet. Gleich sechs schwarze Siegel befanden sich auf der ersten Ebene, viele Möglichkeiten, beim Entfernen daran zu sterben. Jemand mit weniger Erfahrungen hätte jedes einzelne von ihnen mehrmals auslösen können.
    Er fragte sich, wie es bei Faith und Sascha gewesen war. Saschas Ausstieg konnte man leicht erklären – Silentium hatte sich nie richtig bei ihr festsetzen können. Ihre Fähigkeiten waren so entgegengesetzt, dass eine Konditionierung gar nicht möglich war. Aber Faith hatte unter der Kontrolle von Silentium gestanden und sie seines Wissens durch einen großen Gefühlsausbruch gebrochen. Sie hatte nie etwas von schwarzen Siegeln oder psychischen Bomben erwähnt, die Körper und Geist hätten lahmlegen können.
    Diese Tatsachen stützten seine Annahme, dass die Konditionierung den Erfordernissen des jeweiligen Kindes angepasst wurde. Aufgrund seiner Fähigkeiten als TK-Zelle musste er stärker kontrolliert werden. Er konnte seinen Ausbildern keinen Vorwurf deswegen machen. Aber er hatte den Verdacht, die Stärke der Kontrolle habe auch mit seinen zukünftigen Aufgaben als Pfeilgardist zu tun gehabt. Sie wollten alles dafür tun, damit ihr bester Mörder ihnen auch erhalten blieb.
    Auf der dritten Ebene wurde es am gefährlichsten, dort war die Konditionierung direkt an seine Fähigkeit gekoppelt, durch einen bloßen Gedanken zu töten. Nachdem er das Ganze einige Minuten betrachtet hatte, schlug er die Augen auf und sah in Brennas besorgtes Gesicht.
    „Was ist los?“ Ihre Hand umklammerte seinen Arm.
    „Ich muss jetzt wählen, welche Teile von Silentium ich lösche und welche ich behalte. Sind es zu viele, wird die Dissonanz versuchen, mich handlungsunfähig zu machen. Sind es zu wenige, wird das Sicherheitssystem ganz ausgeschaltet, und ich könnte unabsichtlich jemanden töten.“ So wie den achtjährigen Paul, dessen Namen er nie vergessen würde und dessen Gesicht ihn in seinen Träumen verfolgte.
    „Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus?“ Brenna strich ihm wie so oft die Haare aus der Stirn. „Du bist schon fast eine Stunde weg gewesen.“
    Er erlaubte sich eine kurze Berührung ihrer Wange mit dem Handrücken. „Nein. Es ist besser, alles auf einmal zu machen. Jedes Warten könnte die Konditionierungen erneut in Kraft setzen.“
    Sie lehnte ihren Kopf an seine Hand. „In Ordnung. Tu, was du tun musst. Aber denk immer daran – wenn du dich umbringst, kriegst du mächtig Ärger.“
    Er nickte, schloss erneut die Augen und kehrte in seinen Kopf zurück. Dort stieß er ganz unerwartet auf einen verborgenen Schatz von Gefühlen. Die Konditionierung war an Schuld, Angst und Beschützerinstinkt gekoppelt und an das starke Bedürfnis, für die Sicherheit seiner Leute zu sorgen. Sie hatten seine Gefühle als Ketten benutzt. Ein Teil von ihm schätzte die Effizienz dieser Methode, aber ein anderer Teil wurde so zornig, dass sich eine eisige Hand um sein Herz legte.
    Doch er hatte keine Zeit für diese Wut. Jetzt nicht. Er beruhigte sich wieder und fing an, die Kontrollmechanismen

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