Eisige Umarmung (German Edition)
konnte den Tod schon schmecken, wollte töten.
Brenna küsste ihn, biss ihn fest in die Unterlippe. Die Dissonanz flammte auf, sinnliche Lust durchströmte jede Zelle, er roch Blut und spürte das Verlangen nach Gewalt. Einen Augenblick lang war seine Konzentration unterbrochen. Und dieser Moment genügte. Er zog sich zurück, hätte immer noch töten können, war aber wieder in der Lage, über die Tat hinaus zu denken. „Du hast recht. Wir müssen herauskriegen, was er weiß. Ich werde ihn hinbringen.“
Diesmal hielt sie ihn nicht zurück, er warf sich den Gestaltwandler über die Schulter und ging davon. Elias folgte beiden. Er knurrte auf dem ganzen Weg, bis Judd Dieter im Kerker untergebracht und die Tür verschlossen hatte. „Muss die Heilerin kommen, was meinst du?“ Judd wollte, dass Dieter bei der Befragung so lebendig wie möglich war.
Elias sah ihn dumpf an. „Er muss sterben, aber ich werde Lara Bescheid geben. Wird vielleicht etwas dauern, falls es Verletzte im Kindergarten gegeben hat.“
In dem ganzen Durcheinander hatte Judd den Notfall völlig vergessen. „Kannst du auf ihn aufpassen? Ich weiß, ihr wart befreundet.“
„Ich könnte ihn in Stücke reißen.“ Elias fuhr die Krallen aus. „Aber ich werde ihn nicht sterben lassen – Tims Familie verdient es, dem Scheißkerl das falsche Herz aus der Brust zu reißen.“
Beruhigt kehrte Judd zu Brenna zurück. Ziemlich viele Leute waren bei ihr. Überraschenderweise kümmerte sich Lara persönlich um Brennas Wunden, Hawke stellte ihr Fragen, und ihre Brüder fluchten leise vor sich hin. Im Flur war schon jemand dabei, die zerborstene Tür zu reparieren. Sing-Liu gab mit kühler Stimme die nötigen Anweisungen.
„Judd.“ Brennas Gesicht hellte sich auf, sobald sie ihn sah. Sie streckte die Hand nach ihm aus, ließ sie aber sofort wieder fallen.
Er ergriff sie trotzdem. Die Konsequenzen waren ihm völlig gleichgültig. „Und der Kindergarten?“, fragte er Lara.
„Es sah schlimmer aus, als es war“, sagte sie. „Kein Kind ist zu Schaden gekommen, aber das war pures Glück. Wenn ein Junges gerade in dem Moment am Eingang herumgekrabbelt wäre, als –“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ein Ablenkungsmanöver“, sagte Judd. „Er musste D’Arn irgendwie von hier wegbekommen.“
„Der macht sich schon die größten Vorwürfe.“ Riley seufzte. „Aber Dieter wusste genau, was er tun würde – ich wäre auch zum Kindergarten gerannt. Brenna kann auf sich selbst aufpassen, das können die Kleinen nicht.“
Brenna dankte ihrem Bruder für diesen Vertrauensbeweis mit einem innigen Lächeln und wandte sich wieder an Judd. „Ich habe Hawke gerade alles erzählt. Als ich mit meinem Notfallkoffer aus dem Zimmer kam, stand er schon hier.“ Ihre Stimme zitterte nicht vor Angst, sondern vor Wut. „Er grinste mich an, sagte, jetzt wäre wohl keiner mehr da, um das kleine Mädchen zu beschützen. In der Hand hatte er eine Druckpistole.“ Sie wies auf ein kleines, röhrenförmiges Gerät auf dem Boden.
Ein Bild fiel krachend herunter, das Kunststoffglas zersplitterte.
Als alle Blicke diesem Geräusch folgten, drückte Brenna rasch Judds Hand. Es funktionierte. Er hatte seine Wut wieder unter Kontrolle, aber die war im besten Falle recht schwach. „Wann ist dir die Sache mit dem Lieferwagen eingefallen?“
„Es war dieses verschlagene Lächeln.“ Sie spuckte die Worte fast aus. „Als ich es sah, hätte ich ihn am liebsten umgebracht, und merkte da erst, warum ich so heftig reagierte.“
Hawke trat zornig nach etwas, das einmal Teil einer Tür gewesen war. „Kein Wunder, dass du es ausgeblendet hattest. Einer der Unsrigen hat dich zur Schlachtbank geführt.“ In seinen Augen war nichts Menschliches mehr.
„So ist es.“ Ihre Stimme klang jetzt weicher, traurig. „Er hat Tim getötet, wollte Drew umbringen und hat mich … und wofür das alles? Für Geld.“
„Ich werde herausfinden, was er alles weiß.“ Hawke sah Judd an. „Kannst du mir dabei helfen?“
Judd dachte daran, wie leicht und zerbrechlich sich Dieters Herz angefühlt hatte. „Lass mir eine Woche Zeit. Im Moment würde ich ihn töten.“
„Es wird bestimmt länger dauern, bis die Wunden verheilt sind, die Brenna ihm zugefügt hat.“ Der üblicherweise freundliche Ton war aus Laras Stimme verschwunden. „Ich muss jetzt gehen, ihn erst mal zusammenflicken.“
Hawke schloss sich Lara an. Judd wandte sich Riley und Drew zu. „Könnt ihr uns ein paar Minuten
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