Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
langsam zu lösen. Schritt für Schritt. Stundenlang, wie ihm schien. Dann kam der Punkt, an dem er eine Entscheidung treffen musste. Die Vernunft prallte auf sein Bedürfnis nach Freiheit. Er brauchte ein Warnsystem, aber er wollte nicht eingeschränkt sein. Deshalb löste er die ganze Struktur auf.
    Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich war es geschafft. Seine medialen Fähigkeiten waren nicht mehr an irgendwelche Beschränkungen gekoppelt. Doch diese Freiheit war keine gute Sache. So wie Tai lernen musste, seine körperliche Kraft zu disziplinieren, musste Judd dasselbe mit seinen geistigen Kräften tun. Aber er konnte sich dabei keinen Fehler leisten.
    Es dauerte lange, bis er eine Lösung gefunden hatte, und wieder kam ihm seine Ausbildung als Pfeilgardist zugute. „Ich werde einen Stolperdraht einbauen“, sagte er laut, denn er wusste, dass Brenna sich Sorgen machte.
    „Wie wird er ausgelöst?“
    „Sobald ich meine Fähigkeiten dazu benutzen will, jemanden zu töten, werden sie abgeschaltet.“ Für die Kontrolle der nicht tödlichen Gefühle musste er selbst sorgen. Dazu war er in der Lage.
    Brenna zögerte. „Wird das keine Nachteile für dich haben?“
    „Nein. Meine anderen Fähigkeiten werden trotzdem funktionieren, und ich kann die Bremse in Sekundenbruchteilen wieder lösen.“
    „In Sekundenbruchteilen?“
    Schon ihr Kuss hatte ihn davon abgehalten, Dieter zu töten. „Mehr brauche ich nicht.“ In einem kurzen Moment der Klarheit zu entscheiden, ob er töten wollte, war ihm lieber, als für alle Zeiten Gefangener seiner dunklen Gabe zu sein.
    Doch sie war nicht nur dunkel und schlecht. Er hatte mit ihrer Hilfe Andrews Leben gerettet – es gab also eine Möglichkeit, sie positiv einzusetzen. Vor Silentium hatten die TK-Zellen das nie gelernt, denn sie waren in ihren unkontrollierten Gefühlen gefangen. Und nach Silentium hatten sie nur die Wahl gehabt, mit der Billigung des Rates zu morden. Aber er hatte einen anderen Weg entdeckt. „Es wird funktionieren.“
    „Dann mach es.“ Er spürte ihre Loyalität, die Verbundenheit, Brennas vollkommenes Vertrauen direkt in seinem Kopf. Innerlich runzelte er die Stirn darüber, denn das war eigentlich unmöglich. Dann zog er den Stolperdraht und ging noch tiefer hinein, dorthin, wo die Konditionierung wie eine harte Schale alle Gefühle umschloss, ihn von seinem Kern trennte. Die Schilde bröckelten, aber sie hielten noch. Er legte die Hand auf den ersten.
    Eine Schockwelle unerträglichen Schmerzes fuhr durch seinen Körper.
    Brenna schrie auf.
    Er biss die Zähne zusammen, schlug die Augen auf und sah in ihr schneeweißes Gesicht. „Brenna?“
    „Um Gottes willen, Judd.“ Sie drückte seine Hand. „Ich habe … nur den Schatten des Schmerzes gefühlt, den Widerhall. Wenn das nur das Echo war, wie kannst du überhaupt noch bei Bewusstsein sein?“
    „Wie konntest du das fühlen?“ Der Beschützerinstinkt in ihm erwachte. „Es gibt doch kein Band zwischen uns.“
    Ihre gezackten Augen, die zersplitterten Spiegel, wurden riesig. „Bist du da so sicher?“
    Sein Herz setzte tatsächlich einen Schlag lang aus, so sehr wünschte er sich für sie, dass sie auf dieser vom Schicksal bestimmten Ebene verbunden wären. „Wir werden es schon noch erfahren.“ Er kehrte zum Minenfeld seines Verstandes zurück und zog einen der Schilde vor Brenna hoch. Doch solange er nicht wusste, worauf ihre Verbindung untereinander beruhte, konnte er ihre Wirkungen nur dämpfen, nicht völlig ausschalten.
    Nachdenklich sah er sich die Schilde an. „Ich muss sie zerstören, und zwar alle auf einmal. Radikal.“
    „Was wird dann mit dir geschehen?“
    Eigentlich ging es ihm eher darum, welche Wirkung es auf sie haben würde. Ihren Schmerz konnte er nicht ertragen. „Es wird wehtun.“
    Weiche Lippen liebkosten seine Wange. „Ich kann Schmerzen auf mich nehmen.“
    Das wusste er. Das wusste er von dem Moment an, seit Brenna innerlich heil aus diesem blutigen Gefängnis gekommen war. „Was auch passiert“, sagte er, „es darf sich niemand einmischen.“
    „Aber –“
    „Niemand!“
    „Schon gut, aber das gilt nicht mehr, wenn du in Lebensgefahr bist.“
    „Einverstanden.“ Er bündelte seine Sinne zu einem Laserstrahl und zerstörte die Schilde.
    Im ersten Moment geschah nichts. Es wurde vollkommen still. Ganz ruhig.
    Dann rasten Höllenqualen durch jedes Nervenende, jede Faser seines Körpers, jedes Sinnesorgan. Doch als er Brenna schreien hörte,

Weitere Kostenlose Bücher