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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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weil er den Kindern die Rehabilitation ersparen wollte, und nicht etwa, weil er etwas fühlte.“
    „Ja. Aber es gibt einen Grund zur Hoffnung, denn er tat es, um andere zu schützen. Wenn er –“ Faith wandte sich um. „Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll.“
    „Bitte versuch es. Er will nicht darüber reden.“ Und tief in ihr weigerte sich ein unbekannter Teil, das einzig Vernünftige zu tun und einfach fortzulaufen. Sie brauchte Leidenschaft und Berührung, um sich lebendig zu fühlen, und ein Wolf, der ihr beides geben und von ihr annehmen konnte, hätte sie sicher glücklicher gemacht. Doch sie wollte nun einmal keinen Wolf.
    Faith gab nach. „Wenn Judd das im Medialnet war, was ich vermute, dann hat man ihm eine Möglichkeit angeboten, der Rehabilitation zu entkommen. Er hat sie nicht angenommen, sondern stattdessen sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Kinder zu retten … das sagt doch einiges über deinen Medialen aus, meinst du nicht?“
    Brenna hatte ihre eigenen Vermutungen darüber, wer Judd in seinem anderen Leben gewesen war, aber diese Fragen würde sie ihm selbst stellen. „Man müsste zu diesem Teil von ihm vordringen –“ Mit der Fußspitze wirbelte sie den Schnee auf, der glitzernd durch die Luft flog. „Er ist genauso starrsinnig wie die Wölfe und dazu kommt noch die Konditionierung –“
    „Möchtest du einen Rat von mir?“
    „Ja bitte.“
    „Lass es sein.“ Faith sah sie ernst an. „Wahrscheinlich wird er niemals mit Silentium brechen – er hat viel zu viel erlebt und getan, um sich jemals Gefühle erlauben zu können.“
    „Nein.“ Sie wollte es nicht wahrhaben. „Es kann trotzdem gebrochen werden.“
    „Das wird schmerzhaft sein. Für euch beide.“ Faith sprach aus Erfahrung. „Außerdem ist er nicht der Richtige, um deine Wunden zu heilen, Brenna.“
    Sie stieß einen ärgerlichen Laut aus. „Alle glauben, man sollte mich in Watte packen und wie ein Kleinkind behandeln – oder bemitleiden. Blödsinn! Ich bin kein zahmes Hauskätzchen. Das war ich noch nie. Was mir angetan wurde, hat daran nichts geändert. Gerade Judds Stärke zieht mich an – einen netten, freundlichen Schmusemann würde ich schon in einer Stunde in ein heulendes Häufchen Elend verwandeln.“
    Faiths Lippen bogen sich nach oben, in ihren Augenwinkeln zuckte es. „Dann tut mir Judd jetzt schon leid.“ Sie beugte sich vor und flüsterte: „Mach es ihm unbequem. Lass dich nicht mit einem Nein abspeisen. Mach Druck. So lange, bis er die Beherrschung verliert. Mach dir immer wieder klar, dass Eis im Feuer schmilzt.“
    Brenna sah in die unheimlichen nachtschwarzen Augen. „Könnte ein gefährliches Spiel werden.“
    „Du scheinst keine Frau zu sein, die es nur bequem haben will.“
    „Nein.“ Sie gab nicht gleich beim ersten Hindernis auf. Auch wenn Judd noch so sehr ein Medialer war, sie war schließlich eine SnowDancer-Wölfin.
    Elf Stunden später stellte Judd fest, dass er immer wieder daran denken musste, wie Brenna ihn angesehen hatte, als sie zur Höhle zurückgegangen waren. Ihr Blick war so intensiv gewesen, dass er sich zu seiner Verwunderung wie eine Berührung angefühlt hatte, obwohl das natürlich unmöglich war. Doch sobald sie in der Höhle gewesen waren, hatte sie ihn verlassen und –
    Er schüttelte den Kopf, versuchte vergeblich, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben. Er musste sich konzentrieren. Wenn er an Brenna dachte, wurde er abgelenkt. Sie hatte irgendetwas vor. Er war ganz sicher. Ihr Ausdruck war –
    Aufgepasst !
    Auf der anderen Straßenseite erschien eine Kirche wie eine architektonische Fata Morgana, die ihn daran erinnerte, wer er war und was er tat, wenn es dunkel wurde und die Leute dachten, sie lägen sicher in ihren Betten. Er war nicht so viel anders als Enrique – seine Gabe war der Tod, mehr konnte er Brenna nicht bieten. Dieser Gedanke half ihm, seine Aufmerksamkeit auf das Ziel zu richten. Mit großen Schritten ging er auf das gelbe Licht zu, das aus den Fenstern der Kirche fiel.
    Er wusste immer noch nicht, ob das Gespenst diesen Ort aus perversen oder Gründen der Hoffnung gewählt hatte. Die Kirche war nicht besonders groß. Sie war vor einem halben Jahrhundert gleich nach der zweiten Reformation gebaut worden und hatte weder bunte Glasfenster noch Kerzen. Überall standen Topfpflanzen und bei Tage fiel helles Sonnenlicht hinein. An diesem Abend war die Kirche leer, nur eine einzige Frau kniete vor dem Altar. Judd glitt in eine

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