Eisige Umarmung (German Edition)
war er nur ein Auftragskiller – ein Mörder, ein perfekt ausgebildeter Attentäter.
Und an seinen Händen klebte Blut.
Mach dir immer wieder klar, dass Eis im Feuer schmilzt.
Die Erinnerung an Faiths Worte trieb Brenna immer wieder die Röte ins Gesicht. Sie zog den kurzen schwarzen Rock glatt. Auch der rote Pullover mit V-Ausschnitt war eine vollkommen akzeptable Bekleidung. Allerdings betonten sowohl Pullover als auch Rock die Kurven ihres Körpers. Ihre Haare sahen immer noch schrecklich aus, aber zusammen mit allem anderen würde es schon gehen.
Drew sah sie finster an, als sie durch das Wohnzimmer ging, ließ sie aber ohne Diskussion gehen. Er dachte wahrscheinlich, sie sei auf dem Weg zu einer ihrer Freundinnen – sie hatte vorhin absichtlich eine solche Bemerkung fallen lassen. Ihr war klar, dass sie eine Auseinandersetzung nur hinauszögerte, aber sie hatte jetzt keine Zeit, das Gespräch auf eine eigene Wohnung zu bringen. Zumindest versuchten ihre Brüder nicht mehr, sie ans Haus zu fesseln, seit sie ihnen gezeigt hatte, dass sie entwischen konnte.
Manche der Männer, an denen Brenna vorbeikam, lächelten sie verführerisch an, und einer wollte sogar ein Date mit ihr ausmachen. Das hatte ihr Selbstvertrauen enorm gehoben, obwohl sie natürlich abgelehnt hatte. Die Männer der SnowDancer-Wölfe konnten äußerst charmant sein, wenn sie wollten. Zu dumm, dass ich mir einen Mann aus Eis ausgesucht habe.
Sie hatte den ganzen Tag gebraucht, um sich dazu durchzuringen, Faiths Ratschlägen zu folgen. Wenn sie ehrlich war, hatte ein Teil von ihr immer noch Angst, sie könnte mit etwas Sexuellem gar nicht umgehen. Zum ersten Mal seit ihrer Rettung verspürte sie überhaupt Verlangen nach einem Mann, zum ersten Mal brach ihr bei dem Gedanken daran nicht der kalte Schweiß aus. Santano Enrique hatte sie nackt auf ein Bett gebunden, um seine Experimente mit ihr zu machen, und er hatte noch andere schlimme Dinge getan, die sie am liebsten für immer aus ihrem Gedächtnis gelöscht hätte.
„Ruhig weiteratmen.“ Vor Judds Tür öffnete sie die geballten Fäuste und rieb mit den Handflächen über ihren Rock, bevor sie klopfte. Energisch schob sie alle Erinnerungen in den fest verschlossenen Teil ihres Kopfes. Sie war kein Opfer mehr, dachte sie, und das Blut rauschte in ihren Ohren, sie war eine ausgewachsene Wölfin in ihrer ganzen sinnlichen Herrlichkeit.
„Judd“, rief sie leise, doch die Tür öffnete sich nicht. Es kam auch keine Antwort. Ihr Geruchssinn bestätigte ihr, dass er nicht zu Hause war – es roch zwar nach ihm, aber bei Weitem nicht so stark, als wenn er in dem Zimmer gewesen wäre. „Brenna, du blöde Kuh!“ Sie hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Sie hatte sich in diese nervenaufreibenden Vorbereitungen gestürzt, ohne sich darum zu kümmern, ob er überhaupt da sein würde. Und was nun?
Sie kehrte nach Hause zurück, zum Glück war keiner ihrer Brüder daheim, und rief Judd an, denn sie glaubte, er sei irgendwo in der Höhle. Es baute sich keine Verbindung auf. „Schalt das Ding ein!“, murmelte sie und legte auf.
Für einen häuslichen Abend war sie zu übertrieben zurechtgemacht. Sie zog sich aus, schlüpfte in ihren Pyjama und griff nach einem Buch, einer gebundenen Ausgabe, die Riley ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
„War scheißteuer“, hatte er gesagt und dabei gegrinst.
Seitdem hatte sie dieses Lächeln bei ihrem älteren Bruder nie mehr gesehen. Sie wusste, er machte sich Vorwürfe, sie nicht vor Enrique geschützt zu haben, obwohl er es gar nicht hätte verhindern können. Der zehn Jahre ältere Riley war immer ernst gewesen – nachdem ihre Eltern gestorben waren, hatte er mithilfe des Rudels seine beiden jüngeren Geschwister aufgezogen. Aber nun konnte er nicht einmal mehr lächeln. Der Zweitälteste, ihr immer lustiger und kluger Drew, trug zwar eine heitere Miene zur Schau, platzte aber innerlich fast vor Zorn.
Es klopfte an ihre Tür. „Bist du auch schon zurück, Bren? Hast du Lust auf ein Stück Pizza?“
Tränen schossen ihr in die Augen, und sie lehnte sich gegen die eisernen Stangen ihres Bettes, das Kopfteil hatte sie selbst nach Vorlagen aus dem 19. Jahrhundert nachgebaut. „Andrew Liam Kincaid, wie kommst du darauf, so spät am Abend noch Pizza zu essen?“, fragte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
Und natürlich riss Andrew die Tür auf und grinste sie an. „Ich wachse eben noch.“
„Ich aber nicht mehr, also führe mich nicht in
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