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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Faith sah in die Zukunft, und ihre Augen zeugten davon, dass die Zukunft nicht immer nur Gutes brachte.
    Faith warf einen Blick über ihre Schulter und nickte Vaughn leicht zu. Brenna beobachtete fasziniert, wie die Mediale mit einer Raubkatze kommunizierte, die ihr selbst immer wilder und animalischer als die meisten anderen erschienen war. Vielleicht konnte ihr Faith auch etwas darüber beibringen, wie man mit schwierigen Männern umging.
    Brenna drehte sich ebenfalls um und erblickte das Profil eines Mannes, der so kalt war, dass jeder Gedanke an eine Annäherung bereits ein Gefühl von Angst in ihr hervorrief. „Bitte.“
    Ein leichter Wind fuhr durch seine Haare, und sie musste die Fäuste ballen, um der Versuchung zu widerstehen, ihn zu berühren. Denn seine Eiseskälte tötete ihre Gefühle nicht ab, sondern faszinierte sie nur umso mehr.
    „Ich werde aufpassen, dass Ihnen niemand folgt.“
    „Vielen Dank.“
    Judd richtete den Blick auf Vaughn. „Ich übernehme den südlichen Teil.“
    „Ich sichere den Norden.“
    Damit verschwanden sie, wurden zu Schatten unter den Bäumen. Brenna wartete, bis sie Vaughns Geruch nicht mehr wahrnahm. Sie vertraute darauf, dass er sich an den Ehrenkodex der Gestaltwandler hielt und nicht lauschte. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
    „Sie haben gesagt, sie hätten so etwas wie eine Vision gehabt.“ Faith hatte eine klare, betörende Stimme. „Erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben und wann es angefangen hat.“
    Brenna holte tief Luft und erzählte die ganze schreckliche Geschichte. Dann fragte sie: „Hat er vielleicht irgendetwas mit meinem Gehirn angestellt?“ Sie sah angestrengt in den reinen weißen Schnee, damit sie sich weniger schmutzig … weniger missbraucht fühlte.
    „Lassen Sie uns ein Stück gehen, Brenna“, sagte Faith anstelle einer Antwort. Sie gingen langsam zum Fuß des Wasserfalls. „Ist er nicht wunderschön?“
    Brenna sah hoch. „Ja.“ Früher hätte sie als Erste diese Bemerkung gemacht, hätte als Erste die Schönheit gesehen. Voller Ingrimm gab sie sich selbst das Versprechen, eines Tages den Teil ihres Selbst wiederzufinden, der Freude empfand.
    Faith bückte sich und hob einen runden Stein auf, der neben dem Wasserfall lag. Sie rollte ihn gedankenverloren zwischen den Fingern. „Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Nicht-Medialer mediale Fähigkeiten entwickelte. Aber es klingt sehr nach Visionen.“ Sie ließ den Stein wieder fallen und nickte, als hätte sie eine Entscheidung gefällt. „Ich muss mich in Ihrem Kopf umschauen.“
    „Nein.“ Brenna hatte instinktiv reagiert, ohne groß nachzudenken. „Es tut mir leid, aber ich kann das nicht zulassen.“
    „Sie sollten sich nicht dafür entschuldigen, dass sie sich schützen.“ Faith klang verärgert. „Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn der einzig sichere Ort der eigene Verstand ist.“
    „Aber er ist es nicht. Jedenfalls nicht mehr.“ Sie zerbrach fast daran. Wie konnte sie sich reinwaschen, wenn das Böse in ihr saß, mit jeder Minute mehr ein Teil von ihr wurde? Mit aller Macht schob sie alles Selbstmitleid beiseite – diese Schwäche konnte sie sich nicht leisten. „Können Sie mir trotzdem helfen?“
    „Ich kann es versuchen.“ Faith steckte die Hände in ihre Manteltaschen und stieß ein weißes Atemwölkchen aus. „Was meinen Sie, könnten Sie sich Zugang zu dem Teil Ihres Verstandes verschaffen, der die Visionen hervorruft?“
    „Das weiß ich nicht.“ In Wahrheit wollte sie mit diesem üblen Teil ihrer Seele nichts zu tun haben.
    Faiths Blick enthielt kein Urteil, Brenna konnte nur Verständnis darin lesen. „Ich weiß, es wird schmerzhaft sein, aber ich möchte Sie bitten, die Vision noch einmal heraufzubeschwören. Gleichzeitig stellen Sie sich bitte vor, dass Sie alle Bilder, Gedanken und Gefühle nach außen senden.“
    Brenna wurde schlecht bei dem Gedanken, noch einmal zu diesen schrecklichen Bildern zurückzukehren, aber sie war nicht feige. Sie wandte sich nach innen … und fand es erschreckend einfach, die Erinnerungen hervorzuholen, Schmerz und Entsetzen des Opfers zu spüren, die eigene sadistische Befriedigung. Ihr drehte sich beinahe der Magen um, als sie die Gefühle und Bilder mit der Verzweiflung eines in eine Falle geratenen Tieres aus ihrem Kopf warf. Dieses Böse in ihr war sie doch gar nicht, konnte sie gar nicht sein. Denn wenn es so wäre, hätte sie in der Kammer dieses Schlächters den Verstand verloren und wäre

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