Eisige Umarmung (German Edition)
jetzt eine Gefangene ihrer eigenen Albträume.
„Das reicht.“
Brenna schob den widerwärtigen Erinnerungen einen Riegel vor. „Hat es funktioniert?“ Der Schnee war jetzt viel zu hell. Es tat ihren Augen weh.
Faith runzelte die Stirn, als sie antwortete. „Ich bin keine besonders gute Telepathin, aber ich habe trotzdem ein paar Dinge aufnehmen können, die Ihre Schutzschilde preisgaben. Ich kann nur sagen, es … fühlt sich nicht wie ein wirklicher Vorausblick an.“
„Aber?“
„In Ihnen ist etwas, das eigentlich nicht da sein sollte – nicht etwa, weil es grundsätzlich etwas Schlechtes ist, sondern weil Sie eine Gestaltwandlerin sind.“ Die Hellsichtige schlang die Arme um ihren Körper. „Ich mag diese Kälte hier oben nicht.“
„Ich finde es schön – der Schnee wäscht alles wieder rein.“ Sie bedauerte ihre Worte, sobald sie heraus waren. Faiths Augen ahnten und wussten viel zu viel. „Haben Sie noch mehr für mich?“
Zum Glück ging die V-Mediale darauf ein. „Enrique ist es wahrscheinlich gelungen, etwas in Ihrem Gehirn zu verändern.“
Bei der Bestätigung von Judds Worten spürte Brenna, wie sich ihre Fingernägel in die Handballen gruben. „Könnte er damit unwiderruflich Schaden angerichtet haben?“
Nachtschwarze Augen sahen sie an. „Ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben, Brenna, so leid es mir tut.“ Faith berührte Brenna leicht am Arm. „Ich kann Ihnen nur sagen, nach allem, was Sie mir erzählt haben, ist der Nebeneffekt der Experimente eher psychischer als physischer Natur. Sie sind doch in einem Krankenhaus der Menschen durchleuchtet worden?“
Brenna nickte. „Lara und Sascha wollten sichergehen, dass sie nichts übersehen hatten.“ Ein M-Medialer hätte mit seiner Gabe für weit weniger Geld einen Blick in ihren Körper werfen können, aber Brennas Rudel traute keinem, der mit dem Medialnet verbunden war.
„Dann brauchen Sie sich meiner Meinung nach keine Sorgen wegen einer eventuellen Hirnschädigung zu machen – diese Maschinen erkennen selbst die kleinsten Risse oder Läsionen. Ich weiß darüber ziemlich gut Bescheid. Als ich noch im Medialnet war, musste ich mich regelmäßig diesen Untersuchungen unterziehen.“
Diese praktischen Überlegungen gaben Brenna Halt. Sie hatte sich selbst die Aufnahmen angesehen und keinerlei Schädigungen entdeckt. „Was hat er dann gemacht?“
„Nun ja, Enrique hat selbst gesagt, er habe mit den Gestaltwandlerfrauen experimentiert. Wir haben gedacht, das sei die Erklärung eines Verrückten. Aber vielleicht war es doch etwas anderes. Vielleicht hat er bei Ihnen Erfolg gehabt.“
„Er hätte mich trotzdem umgebracht.“ Er hatte an ihr denselben Gefallen gefunden wie an einer Laborratte und sie auch so benutzt. „Gibt es irgendeine Möglichkeit herauszufinden, was er vorhatte?“ Oder ob er nur zur Befriedigung eines psychopathischen Bedürfnisses in ihr Gehirn eingedrungen war?
„Er muss Aufzeichnungen gemacht haben.“ Faith klang sehr sicher. „Ich werde mich bei meinen Bekannten umhören, aber sehr wahrscheinlich sind diese Akten inzwischen in den Händen des Rats.“
Anders gesagt, völlig außerhalb ihrer Reichweite. „Was ist denn Ihre Vermutung?“
„Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken.“ Faith nahm eine Handvoll Schnee und ließ ihn durch ihre Finger rieseln. Eine zarte Schicht blieb an den dunkelgrünen Handschuhen haften. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sascha frage? Ich werde keine Einzelheiten aus Ihren Träumen erzählen – nur so viel, um herauszubekommen, wie Enrique Ihr Gehirn manipuliert haben könnte.“
Brenna starrte auf den Wasserfall und vermied Faiths Blick. „Fragen Sie sie nur.“
Faiths Augen blickten kurz ins Leere und leuchteten dann wieder auf. „Ich hab sie.“ Stille. „Offensichtlich dachte Enrique, Gestaltwandlerfrauen würden sich besonders gut eignen, weil sie unter Gefühlen nicht zusammenbrechen.“
„Könnte es sein, dass er einen Hybriden schaffen wollte?“, fragte Brenna finster. „Aber das wäre dumm gewesen – er hätte ebenso leicht DNA aufspalten oder eine Gestaltwandlerin schwängern können.“ Er hatte sie zwar auf viele verschiedene Arten missbraucht – und noch immer schob sich ein dunkelroter blutiger Schleier vor ihre Augen, wenn sie daran dachte –, doch er hatte nie den Versuch gemacht, sie zu schwängern.
„Das sieht Sascha genauso. Und ich ebenfalls.“ Die V-Mediale klopfte sich den Schnee von den Handschuhen. „Wenn
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