Eisige Umarmung (German Edition)
und brauche kein Verteidigungstraining‘ Lauren. Scheißjugendliche. Die glauben alle, sie seien unbesiegbar.“ Indigo blickte finster vor sich hin. „Also, was gibt’s?“
„Es geht um den Mord“, sagte Brenna. „Weißt du inzwischen mehr?“
Indigos Gesicht bekam einen verschlossenen Ausdruck. „Das sind vertrauliche Informationen, meines Wissens gehörst du nicht zu den Sicherheitsleuten.“
„Ich werde mich bewerben“, sagte Brenna mit zusammengepressten Zähnen. „War es ein Medialer?“
Überraschenderweise antwortete Indigo ohne weitere Diskussionen. „Es gibt keine Beweise dafür, keinen eindeutigen Geruch. Aber wir wissen ja, dass nicht alle Medialen diesen metallischen Gestank verbreiten.“
Natürlich stank auch ein Lauren nicht. Indigo brauchte nicht deutlicher zu werden. Nur einer von ihnen besaß die Fähigkeit zu solch einem Verbrechen. Brenna wurde eiskalt ums Herz, und sie griff nach Indigos Arm. „Du kannst doch nicht im Ernst annehmen, es könnte Judd gewesen sein. Niemals würde er –“
„Wie gut kennst du ihn denn, Brenna?“ Indigo schüttelte den Kopf. „Der Mann ist ein Scheißschatten. Ich glaube nicht, dass er es war – denn dann hätten wir nie eine Leiche gefunden –, aber du machst dir selbst etwas vor, wenn du glaubst, er könnte nicht töten.“
Brenna spürte einen großen Knoten im Magen. „Könnte es einer von uns gewesen sein?“
„Das habe ich nicht gesagt.“ Indigos Augen, denen sie ihren Namen zu verdanken hatte, wurden zu Schlitzen. „Ich weiß nicht, welcher Teufel mich reitet, dir das zu sagen – wahrscheinlich will ich deinen Brüdern eins reinwürgen. Warum lässt du dir diese überfürsorgliche Scheiße überhaupt gefallen?“
Brenna wollte darauf jetzt nicht eingehen. „Du wolltest mir was über Timmy erzählen.“
Indigo schnaubte. „Der charmante Hundesohn. Hat sich mit Süßholzraspeln Zugang zu Betten verschafft, in denen er nichts zu suchen hatte.“
„Das ist kein Motiv für einen Mord.“ Gestaltwandlerwölfe hatten große sexuelle Energien, und die Singles unter ihnen hüpften oft von einem Bett ins andere. Die Paare blieben einander allerdings treu. Für immer. „Wenn jemand ausgerastet wäre, weil Tim ihm die Geliebte abspenstig gemacht hatte, hätte er ihn zum Kampf gefordert, um seine Dominanz zu zeigen.“ Ein Kampf auf Leben und Tod wäre nie infrage gekommen.
„Ja. Das glaube ich auch, aber es ist zumindest eine Spur. Und das ist nicht die einzige Scheiße, in die er sich reingeritten hat. Wir haben Spuren von Drogen bei ihm gefunden. Wenn er, warum auch immer, damit gedroht hat, den Scheißkerl von Dealer zu verraten, und der einer von uns war … wir wissen ja alle, was Hawke von Drogen hält.“
Brenna nickte. „Er hätte dem Stück Scheiße die Eingeweide herausgerissen.“ Es verschlug ihr fast die Sprache, dass jemand aus ihrem Rudel so schlecht sein konnte und den eigenen Leuten Drogen verkaufte. „Aber es war kein Jax?“, fragte sie. „Er war nicht völlig verdreht.“ Die Droge der Medialen hatte einen schrecklichen Effekt bei Gestaltwandlern, sie blieben mitten in der Verwandlung stecken, starben dann Tage oder schon Stunden später.
„Nein.“ Indigo schüttelte sich voller Abscheu. „Ruby Crush, auf der Straße nennen sie es Rush.“
Diese Droge hatte Gestaltwandlerabschaum für ihre besondere Physiologie entwickelt. „Wenn man high ist, wird man stärker, stimmt’s?“
„Und das Hirn löst sich auf.“ Indigo schüttelte den Kopf. „Die Freaks auf Rush werden zu geistlosen, kichernden Idioten. Tim muss äußerst vorsichtig gewesen sein. Niemand hat ihn je high gesehen.“ Indigo sah auf ihre Uhr. „Ich muss los. Wenn du Judd siehst, sag ihm, ich will ihn sprechen.“
Brenna nickte, doch Stunde um Stunde verging, ohne dass er auftauchte. Aus ihrer Ungeduld wurde Sorge und schließlich Wut. Wo zum Teufel war er, und warum hatte er nicht einmal angerufen?
… Du machst dir selbst etwas vor, wenn du glaubst, er könne nicht töten.
… Außerdem ist er nicht der Richtige …
Sie versuchte, diese inneren Stimmen zu ignorieren, aber ein Teil von ihr hörte eben doch zu. Ein Teil von ihr begann langsam die Zusammenhänge zu verstehen.
In dem kleinen Raum, den Vater Perez für solche Gelegenheiten bereitstellte, hatte Judd geduscht und die Kleidung gewechselt, ehe er das Gespenst getroffen hatte. Es war beinahe Mittag, aber in der jahrhundertealten Krypta unter der von Licht durchfluteten
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