Eisige Umarmung (German Edition)
Offizierin traue ihm. Offensichtlich hatte er sich geirrt. „In meinem Zimmer. Allein. Und man kann es nicht nachprüfen. Schade, dass Sie keinen Richt-Medialen haben, der meinen Verstand durchleuchten könnte.“
„O Gott, hören Sie bloß mit dem Scheiß auf.“ Indigo starrte ihn an. „Dieses männliche Getue steht mir bis hierhin. Ich musste Sie das fragen, und das wissen Sie auch.“ Damit verschwand sie.
Er konnte den Vorfall nicht ganz einordnen und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Dachte er jedenfalls. Auf halbem Wege stellte er fest, dass er stattdessen zu Brenna ging, der Riss in seiner Konditionierung schien doch größer zu sein, als bisher angenommen.
Er blieb stehen – so nahe an seiner kritischen Grenze durfte er sich ihr nicht nähern. Mit aller Macht zwang er sich wieder, das einzig Richtige zu tun und nach Hause zu gehen. Kaum zwei Minuten später klopfte es an der Tür. Er wusste sofort, wer davor stand. Doch das hielt ihn nicht davon ab, die Tür zu öffnen.
Brenna schubste ihn zur Seite, stellte sich mitten ins Zimmer und stemmte die Arme in die Hüften. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, tiefe Falten hatten sich in ihre Mundwinkel gegraben.
„Sie haben wieder Albträume gehabt.“ Obwohl in seinem Kopf jede Menge Alarmsirenen angingen, schloss er die Tür.
Sie stieß heftig den Atem aus. „Wo sind Sie gewesen?“, fragte sie, ohne auf ihn einzugehen.
Er war es nicht gewohnt, dass jemand auf ihn wartete. Diese Tatsache allein löste so viele Reaktionen aus, dass er die Arme über der Brust kreuzte und sich gegen die Tür lehnte. „Das geht Sie nichts an.“
„Es geht mich nichts –“ Sie ballte die Fäuste. „Was wäre denn so schlimm daran gewesen, wenigstens das Handy einzuschalten?“
Er hatte in völliger Stille arbeiten müssen – das Labor hatte unglaublich komplexe Sicherheitsmaßnahmen. „Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass Sie Kontakt aufnehmen wollten.“ Das war die reine Wahrheit. Er war es gewohnt, allein zu arbeiten, allein zu überleben. Aufgrund seiner speziellen Fähigkeit war das absolut notwendig. Aber Brenna hatte seine Abwesenheit nicht nur bemerkt, sie hatte sich auch Sorgen gemacht.
Das löste eine noch stärkere Reaktion aus … so heftig, dass er einen leichten Schmerz spürte. Der Umgang mit Schmerzen gehörte zur Konditionierung. Wenn man ein Kind für etwas körperlich bestrafte, ließ es ein unerwünschtes Verhalten bald sein. Selbst wenn es die eigenen Gefühle unterdrücken musste. Nicht wegen der aktuellen Schmerzen, sondern aufgrund der Erinnerung an seine eigene Konditionierung sagte er: „Sie und ich haben keinerlei Beziehung, die eine andauernde Verfügbarkeit rechtfertigen würde.“
Brennas Stimme klang heiser, als sie antwortete. „Wie können Sie so etwas sagen? Es gibt etwas zwischen uns, versuchen Sie bloß nicht, das zu bestreiten.“
Er ließ die Arme sinken. „Es gibt nichts zwischen uns.“ Denn er konnte ihr nichts geben, nicht einmal den Trost, den sie so offensichtlich brauchte. Auf den sie die ganze Nacht gewartet hatte. Statt an ihrer Seite zu sein, hatte er ein Verbrechen begangen. „Sie hängen an mir, weil ich Ihnen während des Heilungsprozesses geholfen habe. Das ist eine ganz normale psychische Reaktion.“
„Sie sind nicht so, wie alle Leute glauben.“ Sie schlug die Augen nicht nieder. „Das sehe ich doch.“
„Sie sehen nur, was ich Ihnen zeige.“ Er stieß sich von der Tür ab. „Es wäre für uns beide besser, wenn Sie sich mit Ihren nächsten Fragen an Faith oder an Sascha wenden würden. Sie scheinen sich gefühlsmäßig zu sehr an mich zu binden.“
Sie knurrte ihn tatsächlich an, der Ton schien tief aus ihrer Kehle zu kommen, die doch so zart wirkte. „Wenn ich zu Gewalt neigen würde, hätten Sie jetzt meine Krallen zu spüren bekommen.“
Er hielt ihrem Blick stand. „Ganz egal wie viel Druck Sie ausüben, ich bleibe ein Medialer. Silentium gehört zu meinem Wesen.“ Die Konditionierung hatte ihn davor bewahrt, ein Serienmörder zu werden, stattdessen hatte er mit allerhöchster Billigung gemordet. Manchmal waren alle Möglichkeiten gleich betrüblich. „Suchen Sie sich einen Gestaltwandler, der Ihnen das Benötigte gibt. Ich kann keine weiteren Störungen brauchen.“
10
Sie ging schnurstracks zur Tür und riss sie auf. „Wissen Sie was, genau das werde ich jetzt wahrscheinlich tun.“ Damit trat sie auf den Flur, in ihren engen Jeans und dem roten
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