Eisige Umarmung (German Edition)
angemacht fühlst. Aber so blöd war die Frage nun auch nicht. Hyänen greifen nichts an, was zurückbeißen könnte.“
„Wir müssen uns unterhalten“, sagte Judd zu Hawke.
Das Alphatier nickte. „Ich möchte, dass alle außer Riley, Drew und Indigo die Gegend absuchen. Versucht, die Spur der Hyänen aufzunehmen. Ich werde etwas herumtelefonieren – vielleicht haben wir Glück, und die Adler waren in der Nähe.“
„Adler?“ Brenna sah in den Himmel, als müssten dort gleich welche auftauchen. „Wie viele?“
„Eine kleine Gruppe. Sie waren auf einer Hochzeit der Menschen.“
Sicherlich hatten sie Hawkes Erlaubnis eingeholt, bevor sie einen Fuß oder eine Schwinge in ein Gebiet setzten, das SnowDancer-Wölfe überwachten. Sonst hätte man sie für Feinde gehalten und getötet. Harte Gesetze, aber nur so konnte eine gewisse Stabilität in der Welt der Raubtiergestaltwandler garantiert werden. Ohne diese Regeln würde das blutige Abschlachten der Territorialkriege des 18. Jahrhunderts immer noch andauern.
Hawke sah die Soldaten an. „Los!“
Sekundenlang schimmerte die Welt in bunten Farben, während sich die Soldaten wieder in Wölfe verwandelten. Dann stoben sie in alle Richtungen davon, auf leisen schnellen Pfoten über den Schnee. Brenna hielt den Atem an, so stark, so wunderschön waren die Bewegungen. Neid summte hässlich in ihrem Kopf, Bitterkeit und Verachtung stiegen in ihr auf – Enrique hatte sie nicht getötet, aber er hatte sie zum Krüppel gemacht.
Sie werden niemals ein Krüppel sein.
Die Erinnerung an diese Worte brachte sie dazu, den Blick von ihren Gefährten abzuwenden und Judd anzuschauen. Es lag nichts Entschuldigendes in seinem Blick. Ihre Wut flammte wieder auf, aber Hawke ergriff das Wort, bevor sie sich von ihrem Zorn mitreißen lassen konnte.
„Erzählen Sie mir, was Sie herausgefunden haben.“
Judd antwortete mit militärischer Genauigkeit: „Sie hatten Präzisionslasergewehre. Keins davon wird momentan auf dem freien Markt angeboten.“
„Von Medialen zur Verfügung gestellt?“
„Höchstwahrscheinlich. Sie werden schließlich von medialen Unternehmen hergestellt.“
Riley bewegte sich und zog Brennas Aufmerksamkeit auf sich – ihr älterer Bruder tat nichts zufällig. Andrew war der Unruhigere der beiden.
Hawke war es auch aufgefallen. „Möchtest du etwas sagen?“
„Für ein Volk, das Waffen nicht ausstehen kann, haben die Medialen ja ziemlich ausgetüfteltes Spielzeug.“
„Wie kommen Sie darauf, dass Mediale eine Aversion gegen Waffen haben?“, fragte Judd so unheimlich ruhig, dass es Brenna beinahe einen Schauer über den Rücken jagte.
Riley starrte ihn mit einem Blick an, unter dem andere Männer sich geduckt hätten. „Sie haben uns nie damit ausgeschaltet.“
„Nur weil ein solch offener Angriff viel zu viel Staub aufgewirbelt hätte. Die Wirtschaft könnte Schaden nehmen, wenn die Leute auf den Gedanken kämen, es könnte einen Krieg zwischen Medialen und Gestaltwandlern geben.“ Judds Ton war so eisig, dass er in nichts den gebleckten Zähnen eines Wolfes nachstand. „Deshalb bevorzugen die Medialen leise, weniger auffällige Methoden, um Gestaltwandler auszulöschen.“
„Wie zum Beispiel, uns gegen die Raubkatzen auszuspielen. Für wie dumm halten die uns eigentlich?“ Hawke zog ein schmales schwarzes Handy aus der Hosentasche und gab eine Nummer ein. „Lucas“, sagte er eine Sekunde später, „wir befinden uns in einer heiklen Lage.“ Es folgte eine kurze Pause, und dann wurde der Ausdruck auf Hawkes Gesicht unnatürlich starr.
Während ihr Leitwolf zuhörte, was das Alphatier der DarkRiver-Leoparden zu sagen hatte, stand Brenna steif neben dem beunruhigend stillen Judd. Ein TK-Medialer. Einer aus derselben Brut wie ihr Peiniger.
Du benimmst dich dumm und kindisch, sagte sie sich. Nein, antwortete ein anderer Teil in ihr, den man geschlagen und mit Blut besudelt hatte.
„Wie schlimm ist es?“, fragte Hawke, der Zorn in seiner Stimme brachte sie in die Gegenwart zurück. „Muss ich meine Leute zurückziehen?“ Wieder trat eine Pause ein. „Versucht es bei den Hyänen. Ich komme, sobald ich kann.“ Er beendete das Gespräch und ließ das Handy wieder in die Hosentasche gleiten.
„Man hat sie auch angegriffen“, vermutete Judd.
„Jemand hat versucht, drei Junge aus dem Kindergarten in der Stadt zu entführen.“
„Geht’s den Kleinen gut?“, fragte Indigo.
Hawke nickte. „Es war in Chinatown, in der Nähe
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