Eisige Umarmung (German Edition)
stocksteif bei diesen Worten. „Versprechen Sie nichts, wenn Sie nicht wirklich dahinterstehen.“ Schutz für die Kinder, falls Judd, Walker und Sienna getötet werden sollten. „Alle wissen, wie sehr Sie die Medialen verachten.“
„Ich sage nie Dinge, hinter denen ich nicht wirklich stehe.“ Aber er widersprach Judd auch nicht. „Was ist zwischen Ihnen und Brenna vorgefallen?“
„Geht Sie nichts an.“ Die Antwort kam ihm so schnell über die Lippen, dass er keine Zeit mehr hatte, sie zurückzuhalten. Instinktiv. Das hätte im Medialnet zu seiner sofortigen Rehabilitation geführt. Denn Instinkt war der Vorbote von Gefühlen.
„Ich bin ihr Leitwolf.“ Das war ein Befehl.
Judd war noch nie besonders gut darin gewesen, Befehlen zu folgen. „Aber nicht ihr Hüter, wie Brenna es ausdrücken würde.“
Hawke brummte. „Ihnen ist doch klar, dass Riley und Andrew Ihnen die Eingeweide rausreißen, wenn Sie Brenna auch nur berühren.“
„Das geht Sie ebenfalls nichts an.“ Ihre Brüder hielten ihn für leichte Beute. Das war ihr Fehler. „Aber ich muss Sie bitten, Brenna einen Tag lang zu beschützen.“ So lange, bis er selbst diese Aufgabe wieder übernehmen konnte.
„Wohin geht’s?“
Judds Sichtfeld war bereits eingeschränkt, die Dunkelheit kam näher. „In vierundzwanzig Stunden bin ich wieder da.“
Hawke bedrängte ihn nicht weiter, obwohl er die Laurens sonst fest an der Kandare hatte. „Was glauben Sie, wird Bren dazu sagen, wenn ich ihr erzähle, dass Sie mich gebeten haben, ein Auge auf sie zu haben?“
„Wahrscheinlich fährt sie die Krallen aus und sagt, sie könne selbst auf sich aufpassen.“
„Kann sie auch. Aber ihre Meinung ist mir schnurzegal, sie ist noch nicht völlig wiederhergestellt.“ Hawke hob eine Augenbraue. „Wollen Sie einen Rat von Mann zu Mann?“
Judd sah ihn abwartend an.
„Wölfinnen werden wirklich fuchsteufelswild, wenn ihre Männer sich in der Öffentlichkeit nicht vor sie stellen.“ Ein Lächeln erschien auf Hawkes Gesicht. „Sie werden zu Kreuze kriechen müssen, wenn Sie Brenna wieder gnädig stimmen wollen.“
„Loyalität. Verstehe.“ Und das tat er wirklich.
Hawke drehte den Kopf. „Einer der Fährtenleser kommt zurück.“
Judd verschwendete kein weiteres Wort. Er ging hinter die Hütte und verschwand zwischen den Bäumen. Höchstens noch drei Stunden blieben ihm bis zum völligen körperlichen Zusammenbruch. Obwohl er lieber so schnell wie möglich gerannt wäre, schlug er ein Tempo an, bei dem er die Umgebung noch wahrnahm. Ohne die Medialensinne war er schwächer als ein Mensch.
Mediale waren geistige Wesen. Wenn man ihnen diese Sinne nahm, war ihr ganzes Sein betroffen. Sein Gehör war bereits so schlecht geworden, als stecke sein Kopf unter Wasser, und er sah auch nicht mehr so scharf wie vorher. Aber zum Fahren würde es reichen.
Brenna hatte in ihrer Wut den Wagen zurückgelassen. Er gab den Code ein, schob die Tür auf und stieg ein. Normalerweise hätte er das Fahrzeug wegen seines instabilen Zustands auf automatische Steuerung eingestellt, aber das konnte er in diesem Gebiet nicht tun. Die meisten Straßen waren nur gespurte Wege ohne elektronische Kennzeichnung, die das Navigationsgerät benötigte.
Wieder zog er sich auf das zurück, was er in den ausgestorbenen Straßen des alten Sapporo gelernt hatte: Er richtete seine ganze Aufmerksamkeit nur auf ein Ziel. Dort angekommen brach er endgültig zusammen. Alles erlosch, und er fiel in ein vollständiges, durch nichts zu erschütterndes Koma.
Nach dem schnellen Lauf zurück zur Höhle war Brenna mit ihren Kräften am Ende, völlig erschöpft ließ sie die beiden anderen ohne ein Wort am Eingang stehen. Leider konnte sie Andrew jedoch nicht abwimmeln, er folgte ihr in die gemeinsame Wohnung.
„Du hast ein ordentliches Tempo vorgelegt, Bren. Wo hast du dieKraft dafür bloß hergenommen?“
Sie fuhr herum. „Keine Ahnung. Ich weiß nicht mehr, woher die Dinge in meinem Kopf oder in meinem Körper kommen. Selbst wenn du mich noch tausend Mal fragst, wirst du keine andere Antwort bekommen!“
„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Er verzog das Gesicht. „Hat dein neuer Freund dich nicht richtig geküsst? Ach, ich vergaß, der Scheißroboter weiß ja gar nicht, wie man küsst.“
Drew hatte schon immer die Fähigkeit gehabt, alle Knöpfe bei ihr zu drücken, aber heute war sie nicht zu Späßen aufgelegt. Sie war sauer, sehr sauer sogar. Auf Judd, auf ihre
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