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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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überhaupt Greg ausgesucht hatte – das war richtig verrückt. Natürlich war sie sauer auf Judd gewesen, aber es sah ihr überhaupt nicht ähnlich, jemanden nur zu benutzen, um einen anderen eifersüchtig zu machen. Greg gefiel ihr nicht mal, aber selbst er hatte das nicht verdient.
    Sie zuckte zusammen. Wie sehr hatte sie wohl sein Gesicht verunstaltet? Sobald er sie geküsst hatte, hatte sie eine Welle wahnsinniger Wut gespürt. Was danach geschehen war, wusste sie nicht mehr. Ihre Erinnerung setzte erst wieder in dem Moment ein, als Greg die Hände auf das blutende Gesicht gepresst und sich zurückgezogen hatte. Ihr unverhältnismäßiger Wutausbruch war ihr ebenso unverständlich wie der Versuch, sich mit Greg an Judd zu rächen.
    Enrique hatte sie nie geküsst. Sie war für ihn ein Tier gewesen, das man quälte und für Experimente benutzte. Wie eine Laborratte. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass er der Letzte gewesen war, der sie in der Gestalt einer Wölfin gesehen hatte. Irgendwie hatte er herausgefunden, welcher Reiz sie dazu brachte, sich zu verwandeln, er hatte sie gedemütigt, indem er ihr das Wertvollste nahm und sie damit quälte. Sie hatte vorher nicht gewusst, dass ein solcher Missbrauch überhaupt möglich war. Damit hatte er ihr schließlich die Gestaltwandlerinnenseele herausgerissen.
    „Brenna.“
    Sie fuhr zusammen. „Ich komme gleich.“ Brenna schüttelte die Erinnerungen ab, zog sich weiter an und warf im Spiegel einen prüfenden Blick auf ihre Frisur. Die Stoppelhaare waren ein weiterer Stempel, den Enrique ihr aufgedrückt hatte, sie hasste den Anblick.
    Judd stand quasi auf der Schwelle, sie wäre fast in ihn hineingelaufen. Beinahe hätte sie sich in seine Arme geworfen. „Ich bin so weit.“ Sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln.
    Er sah sie mit dem lauernden Blick des Jägers an. „Vor mir müssen Sie sich nicht verstellen.“
    Sie schluckte, und das Lächeln verschwand. „Aber vor meinen Brüdern. Und vor Hawke. Ich habe ihnen schon einmal das Herz gebrochen. Ein zweites Mal möchte ich das nicht tun.“ Sie litt sehr darunter, den wütenden Schmerz in den Augen dieser Männer zu sehen, die ein geliebtes Wesen nicht hatten beschützen können. „Lügen Sie, wenn es sein muss“, bat sie Judd, „aber erzählen Sie bloß nicht, wie schlimm es war.“ Äußerst schlimm – dieser Albtraum hatte all ihre Hoffnungen auf eine Rückkehr zur Normalität zerstört.
    „In Ordnung. Aber tun Sie bloß nicht so, als wäre nichts geschehen.“ Das war ein Befehl. „Das würde sie nur noch misstrauischer machen.“
    Sie beschloss, auf ihn zu hören. „Okay.“ Als er sich umwandte, um die Tür zu öffnen, fiel ihr Blick auf den zerrissenen Pullover. „Es tut mir leid.“
    „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass es nur oberflächliche Kratzer sind. Außerdem beruhigt es Ihre Brüder vielleicht zu sehen, dass Sie Medialenblut vergossen haben.“
    Sie lachte, und in diesem Moment öffnete er die Tür. Andrew stritt sich gerade mit Riley, erstarrte aber mitten im Satz, als sie mit Judd als dunklem, stillem Schatten den Raum betrat. Hawke fand als Erster seine Sprache wieder. „Du siehst gut aus, Bren.“
    „Ich fühle mich auch gut.“ Sie legte ihre Wange in seine ausgestreckte Hand.
    Hawkes blaue Augen richteten sich auf Judd. „Sie haben sie zurückgebracht.“
    „Das war gar nicht nötig.“ Er war ganz ruhig, log mit medialer Vollkommenheit. „Es war nur ein leichter Rückschlag, kein richtiger Zusammenbruch.“
    Hawke runzelte die Stirn. „Teufel noch mal, das war weit mehr als ein leichter Rückschlag.“
    „Bren“, unterbrach ihn Drew und zog Brenna in seine Arme. Er erdrückte sie fast. „Greg hat geschworen, er hätte dich nicht angefasst. Stimmt das?“
    Ein Nein wäre das Todesurteil für Greg gewesen, das wusste Brenna. Wenn sie Judd nicht aufgehalten hätte, würde seine Leiche bereits am Boden liegen. Das war allerdings eine ganz andere Sache. Diese Reaktion ihres Medialen war bestimmt nicht dem gefühllosen Silentium entsprungen.
    „Greg hat überhaupt nichts getan“, sagte sie. „Er hat einfach Pech gehabt, weil er der Erste war, mit dem nach diesem schrecklichen Missbrauch irgendwas Sexuelles gelaufen ist.“
    Ihr Bruder ließ sie los. „So habe ich dich noch nie erlebt.“
    „Das wirst du auch nie mehr.“ Sie hatte nicht vor, noch mehr darüber zu erzählen, und hoffte, er würde auch keine weiteren Fragen an sie richten. Doch da öffnete er schon

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