Eisige Umarmung (German Edition)
wieder den Mund.
Aber Judd griff ein. „Sascha und ich haben schon Vorbereitungen für einen solchen Fall getroffen, obwohl wir nicht so schnell damit gerechnet hatten.“
„Wie bitte?“ Riley kam näher, legte besitzergreifend den Arm um Brenna und führte sie fort von Judd.
„Ihre Schwester hat einen eisernen Willen.“ Augen wie dunkle Schokolade ruhten auf ihr. „Während des Heilungsprozesses hat sie ihren Gefühlen nur in sehr geringem Maße freien Lauf gelassen.“
„Das hat den Druck erhöht“, ergänzte Brenna und stellte sich wieder neben Judd. „Ich hätte auf Sascha hören sollen.“ Die Heilerin hatte sie gedrängt, endlich zu akzeptieren, dass sie verletzt worden war, dass man ihr auf äußerst sadistische Weise Gewalt angetan hatte, in ihren Geist eingedrungen war, ihr fremde Gedanken eingegeben und ihrem Körper entsetzliche Qualen zugefügt hatte. Aber Brenna wollte den Albtraum einfach nur hinter sich lassen, ihr altes Leben wieder aufnehmen, als sei nie etwas geschehen.
„Dann wirst du das jetzt tun!“, befahl Hawke. „Sascha wird bald eintreffen.“
„Nein“, sprudelte es aus ihr heraus. Als sie die besorgten Gesichter sah, mäßigte sie sich. „Ich muss das erst mal für mich selbst klarkriegen. Judd kann mir helfen, wenn es nötig wird.“
„Er ist ein Killer, kein Heiler.“ Riley knurrte fast.
Es tat ihr weh, dass ihre großzügigen, nachsichtigen Brüder ihretwegen so unbeugsam in ihrem Hass auf die Medialen geworden waren. „Riley –“
„Du wirst mit Sascha reden“, befahl er.
„Das reicht.“ Auch Judds Stimme hatte einen nicht zu überhörenden Befehlston. „Es ist kaum hilfreich, Brenna zu einem Gespräch zu zwingen.“
Riley kam drohend auf ihn zu. „Das nennen wir ‚sich um die Seinen kümmern‘. Sie haben getan, was Sie tun konnten, also verschwinden Sie jetzt. Niemand will Sie hier haben.“
Brenna wurde ganz schlecht. Wenn Judd ein Gestaltwandler gewesen wäre, hätte es jetzt einen Kampf gegeben. Einen richtigen Zweikampf. Sie hatte seine Augen gesehen, als er davon sprach, Greg zu liquidieren, und war sich nicht mehr so sicher, was seine Beherrschtheit anging. Möglichst unauffällig machte sie einen Schritt zurück und fuhr mit der Hand über seinen Oberschenkel. Die Muskeln waren angespannt, bereit zum Angriff.
„Brenna kann sehr gut auf sich selbst aufpassen“, sagte Judd. „Wenn Sie ihr helfen wollen, sollten Sie ihr nicht bei jedem Schritt vermitteln, dass Sie vom Gegenteil überzeugt sind.“
Der eisige Tonfall ließ sie innerlich zusammenzucken. Er war fürchterlich beleidigt, versteckte es aber hinter dieser medialen Arroganz. „Er hat recht.“ Sie sah Riley an, ihre Hand lag immer noch auf Judds Oberschenkel. Die Anspannung der festen, warmen Muskeln hatte sich nicht um ein Jota gelockert. „Ihr solltet beide gehen, bevor ihr mich mit eurer Fürsorge erstickt. Du auch“, sagte sie zu Hawke.
In Hawkes Mundwinkel hatten sich scharfe Falten gegraben. „Bis wir wissen, was die Hyänen vorhatten, musst du dich an die Regeln halten. Du bist ein Symbol für die Stärke der Gestaltwandler – wenn es jemandem gelingt, dich auszuschalten, fließt Blut. Bleib also in der Höhle oder innerhalb der inneren Grenzen.“
Das war ärgerlich, aber sie nickte, sie konnten nicht an so vielen Fronten gleichzeitig kämpfen. Jetzt musste sie erst einmal Judd und ihre Brüder davon abhalten, übereinander herzufallen. „Aber du musst Drew nach San Diego zurückschicken und Riley so einsetzen, dass er nicht mehr so oft in der Höhle ist.“
Ihre Brüder knurrten. Hawke brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Das ist eine reine Familienangelegenheit. Ich brauche beide hier.“
„Dann verlange ich ein Zimmer am anderen Ende der Höhle“, beharrte sie, der schwarze Engel hinter ihr gab ihr die Kraft dazu. „Oder ich ziehe sofort zurück in die Stadt, das schwöre ich euch.“
Andrew fluchte laut. „Nun bist du –“
„Lassen Sie das.“ Eine leise Drohung von Judd.
Ihr mittlerer Bruder erstarrte. „Woher weiß ich, dass Sie Brenna nicht …“ Er verstummte, als sie einen erstickten Laut ausstieß. Sie spürte, wie sich ihre Züge vor Entsetzen verzerrten.
„Dass er was nicht? Mich nicht manipuliert?“, fragte sie, spürte die Verletzung wie einen Kloß im Hals. „Was glaubst du eigentlich – dass ich nur stark bin, wenn ein Medialer mich dazu zwingt?“
„Ich wollte damit nicht sagen –“
„Dann hättest du es
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