Eisige Umarmung (German Edition)
es mir Spaß, meinen Männern die Krallen über die Haut zu ziehen.“
„Haben Sie sich deswegen Greg ausgesucht? Weil er auf Gewalt steht?“, fragte er und erkannte plötzlich, dass ein Teil seiner Selbstbeherrschung unwiderruflich dahin war.
„Ich wollte wenigstens mit Stil in den Abgrund rutschen.“ Sie tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. „Ich wollte, dass Sie es merken.“
Ihre Ehrlichkeit verblüffte ihn. „Das ist Ihnen gelungen – ich hab’s bemerkt.“
„Aber es ist dir genauso egal wie zuvor, du Null.“ Jeder Atemzug zitterte vor Zorn. „Du hast mich bei der Hütte verraten.“
Jetzt erst verstand er, welch ehernes Gesetz er gebrochen hatte. „Ich habe Greg beinahe umgebracht“, sagte er. „Ich stehe immer noch in Verbindung mit ihm. Ein einziger Gedanke, und sein Schädel zerplatzt in tausend Stücke.“
19
Brenna lag wie erstarrt an seiner Brust. „Ziehen Sie sich zurück“, flüsterte sie. „Ziehen Sie sich sofort zurück.“
„Bedeutet er Ihnen so viel?“ Er konnte spüren, wie kräftig Gregs Schädelknochen waren, wusste genau, welchen Druck er anwenden musste, um das Gehirn zu zerquetschen.
Brennas Kopf fuhr hoch und sah ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. „Nein. Es geht um Sie. Wenn Sie Greg töten, wäre Hawke wahrscheinlich gezwungen, Sie zu liquidieren.“
Er dachte über diesen Einwand nach. „Aber er hat Sie geküsst.“
„Er hat es nur versucht. Verdammt noch mal, Judd, ziehen Sie sich zurück!“ Als er nicht reagierte, schrie sie auf, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn mehrmals auf die Wange.
Zart, so unerträglich zart. Noch nie hatte er etwas Vergleichbares gefühlt. „Jetzt haben Sie zehnmal so viel bekommen, wie er nicht einmal im Ansatz gehabt hat.“ Sie küsste seinen Hals. „Er ist mir vollkommen egal. Ziehen Sie sich zurück, oder ich setze Sie wieder auf meine schwarze Liste.“
„Hatten Sie mich denn irgendwann gestrichen?“ Judd kappte die geistige Verbindung, die ihn über Gregs körperliche Verfassung auf dem Laufenden gehalten hatte.
„Wäre möglich.“ Ihr Mund lag an seinem Hals. „Haben Sie Greg losgelassen?“
„Ja.“ Er legte seine Hand auf ihren Nacken. „Als ich zu Ihnen kam, stand er noch im Wohnzimmer, aber ich vermute, Ihre Brüder haben ihn inzwischen rausgeschmissen.“
Sie drückte die Stirn fester an seine Brust, die meisten Medialen hätten seinen Griff im Nacken bedrohlich gefunden. Sie nicht. „Wie soll ich bloß den anderen gegenübertreten?“ Tiefe Scham lag in ihrer Stimme. „Greg wird seinen Mund nicht halten – jeder wird es wissen.“
„Er wird nicht ein Wort darüber verlieren. Vertrauen Sie mir.“
„Aber meine Brüder und Hawke wissen Bescheid. Ich habe vorhin ihre Gesichter gesehen. Sie denken, ich bin verrückt.“
„Dann beweisen Sie ihnen doch das Gegenteil.“
„Und wenn sie doch recht haben?“ Sie schien vollkommen erschüttert zu sein, schockiert über ihre Handlungsweise. „Ich verstehe es nicht, Judd. Ich verstehe es einfach nicht.“
„Darüber reden wir später.“ Sie hatten ein Problem, und damit mussten sie umgehen, durften es nicht unter den Teppich kehren. „Aber jetzt duschen Sie erst einmal und ziehen sich etwas anderes an, damit Ihre Familie sich beruhigt.“ Er sprach mit ihr wie mit einem neuen Rekruten, gab kurze, klare Anweisungen. „Machen Sie schon. Ich halte hier die Stellung.“ Er ließ ihren Nacken los, und seine Hand strich leicht über ihren Rücken. Eine kleine Zügellosigkeit, die er sich erlaubte. Es war den schmerzhaften Stich wert, den er in der Wirbelsäule spürte.
Sie atmete tief ein und löste sich dann von ihm. „Werden Sie hier sein, wenn ich aus dem Badezimmer zurück bin?“
Er wusste, was diese Frage seine stolze Gestaltwandlerin gekostet hatte. „Selbst Andrew wird es nicht gelingen, mich hier wegzukriegen.“
Ihre Lippen zuckten ein wenig. „Wissen Sie, er ist schon in Ordnung. Nur ein wenig übertrieben fürsorglich.“
„Ich weiß.“ Und er verstand es sogar.
Sie nickte, drehte sich um und verschwand hinter einer Tür, die wahrscheinlich ins Bad führte. Er lehnte sich an die Schlafzimmertür. Niemand würde hier hereinkommen. Was er versprach, das hielt er. Kaum hatte er das gedacht, spürte er, wie seine Wirbelsäule unter den heftigen Schlägen erzitterte, mit denen jemand die Tür bearbeitete. „Brenna!“
„Sie kommt gleich raus.“ Judd sicherte die Tür mit telekinetischer Energie.
Etwa
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