Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Poole betrogen.«
Sie waren unterwegs zu Mary Orton. Frieda starrte aus dem Wagenfenster.
»Und Misses Orton brachte er dazu, ihr Testament zu ändern«, fuhr Karlsson fort.
»Zumindest hat er es versucht«, meinte Frieda.
»Er hat mit Misses Wyatt geschlafen und ihr dann ihr Geld abgenommen. Glauben Sie, er hat sie erpresst?«
»Ich glaube, das musste er gar nicht. Sie hat gesagt, sie wollten zusammen ein Geschäft aufbauen.«
»So kann man es natürlich auch nennen«, schmunzelte Karlsson. »Was schätzen Sie? Wusste Wyatt Bescheid?«
»Die Art, wie die beiden bei unserem Besuch miteinander umgegangen sind, war irgendwie seltsam. Sie haben sich kein einziges Mal angesehen, fast als fürchteten sie sich vor einem direkten Blickkontakt. Ich hatte das Gefühl, dass sie beide etwas voreinander verheimlichten. Was sie ihm verheimlicht hat, wissen wir ja jetzt, aber was ist mit ihm?«
»Er war also im Bilde?«
»Laut Aisling Wyatt nicht. Ich bin mir da nicht so sicher.«
Karlsson wirkte nachdenklich. »Er schläft mit deiner Frau und stiehlt dir dein Geld, und dann wird knapp zwei Kilometer von deinem Haus entfernt die Leiche gefunden. Ich freue mich schon auf mein Gespräch mit Frank Wyatt.«
»Ich habe Aisling gesagt, dass ich Sie informieren würde und dass sie mit ihm reden sollte, bevor Sie ihr zuvorkommen.«
»Warum, zum Teufel, haben Sie das getan? Jetzt ist er vorgewarnt.«
»Weil es richtig war.«
»Richtig für wen, Frieda? Für sie oder für unsere Ermittlungen?«
»Da gibt es keinen Unterschied. Ich hielt es einfach für richtig, basta.«
»Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?«
»Auf gar keiner.«
Karlsson atmete tief durch, sichtlich bemüht, nicht ausfallend zu werden.
»Was hatten Sie für einen Eindruck von Mary Ortons Söhnen?«, wechselte Frieda das Thema.
»Ich mag sie beide nicht«, antwortete Karlsson.
»Aber es liegen keine Beweise gegen sie vor?«
»Beide hatten ein Motiv, sogar ein verdammt gutes. Das Problem ist, dass ihnen das vermutlich erst im Nachhinein bewusst wurde.«
Mary Orton bestand darauf, ihnen eine Kanne Tee zu machen und Kekse zu servieren. Sie entschuldigte sich, weil sie keinen Kuchen gebacken hatte. Frieda sah, dass ihre von Altersflecken übersäten und unter der schlaffen Haut von dicken blauen Adern durchzogenen Hände stark zitterten, als sie ihnen die Tassen hinstellte. Sie trug einen dunkelgrünen Rock und eine weiße Bluse mit einer dünnen Strickjacke darüber. Allerdings war die Bluse nicht richtig zugeknöpft, so dass ihr altmodisches Spitzenunterhemd hervorlugte, und ihre Strumpfhose wies eine Laufmasche auf.
»Es tut uns sehr leid, dass wir Sie noch einmal belästigen müssen«, sagte Frieda mit sanfter Stimme zu der alten Dame. »Wir wollten nur kurz ein paar Punkte mit Ihnen abklären.«
»Ich werde Ihnen helfen, so gut ich kann.« Mit ungeschickten Fingern griff sie nach ihrer Teetasse, wobei der Teelöffel laut gegen das Porzellan klirrte.
»Reine Routine«, bestätigte Karlsson in beruhigendem Ton. »Wir möchten nur noch einige Details überprüfen. Beispielsweise, wann Ihre Söhne Sie das letzte Mal besucht haben.«
Sie sah erst Karlsson an und dann auf ihren Tee hinunter. »Warum denn das?«
»Es geht uns nur darum, in Erfahrung zu bringen, wer Robert Poole persönlich kannte«, erklärte Frieda. »Sie brauchen sich deswegen keine Sorgen zu machen.«
»Ich weiß nicht mehr genau, wann sie da waren.«
»Dieses Jahr?«
»Sie sind beide sehr beschäftigt.«
»Ich weiß, und sie wohnen ja auch weit weg, so dass es für sie schwierig ist, oft herzukommen.«
»Sie sind keine schlechten Söhne.«
»Aber Sie sehen sie nicht sehr häufig?«
»Mir geht es dabei mehr um meine Enkelkinder.«
»Sie werden so schnell groß«, bestätigte Frieda. »Ein paar Monate fallen da ganz schön ins Gewicht.«
»Ich hätte gerne mehr Kontakt mit den Kindern«, pflichtete Mary Orton ihr bei. »Nein, dieses Jahr waren sie noch nicht da.«
»Und letztes Jahr?«
»Können die beiden Ihnen das nicht selbst sagen?«
»Beide haben ausgesagt, Sie im Sommer besucht zu haben.«
»Ja, das wird dann wohl stimmen.«
»Also waren sie rund acht Monate nicht da.« Frieda kam sich grausam vor, weil sie der alten Dame so zusetzte.
»Haben Sie ihnen – oder einem der beiden – davon erzählt, dass Robert Poole Ihnen wegen des Hauses half?«
»Das wollte ich nicht. Ich wollte ihnen kein schlechtes Gewissen machen.«
»Weil Sie ihnen schon eher mal von
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