Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
zufrieren würde. Früher ist er doch öfter zugefroren, nicht wahr? Vor Hunderten von Jahren. Da konnten die Leute sogar auf der Themse Schlittschuh laufen.«
»Und Feste auf dem Fluss feiern«, bestätigte Frieda, »richtige Volksfeste.«
»Dann hätte er diesen Winter auch zufrieren müssen«, meinte Aisling, »so bitterkalt, wie es war.«
Frieda betrachtete sie. Aisling war genau der Typ Frau, der leicht fror – dünn und hypernervös.
»Es lag an der alten London Bridge«, erklärte Frieda.
»An der alten London Bridge? Was hatte denn die damit zu tun?«
»Sie verlangsamte den Fluss des Wassers.«
Aisling blickte sich in Friedas Wohnzimmer um, als würde sie langsam auftauen und sich ihrer Umgebung bewusst werden. »Sie haben es schön hier.«
»Danke.«
»Schöne Sachen. Wie dieses Prachtstück.« Sie hob eine grüne Porzellanschale hoch. »Wo haben Sie die her?«
»Jemand hat sie mir geschenkt.«
»Empfangen Sie hier auch Ihre Patienten?«
»Nein«, entgegnete Frieda, »die Sitzungen mit meinen Patienten finden fast ausschließlich in meiner Praxis statt, gleich um die Ecke.«
»Würden Sie mich als Patientin annehmen?«, fragte Aisling.
»Das wäre nicht richtig – wegen der Art, wie wir uns kennengelernt haben. Aber wieso sollten Sie überhaupt den Wunsch haben, als Patientin zu mir zu kommen?«
»Ach, da fallen mir eine Menge Gründe ein«, erwiderte Aisling. »Zum Beispiel, weil bei mir alles ein einziges Schlamassel ist, weil mein Leben nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe, und weil ich mich selbst hasse. Reicht das für den Anfang?«
Aisling hatte Frieda noch kein einziges Mal angesehen. Stattdessen starrte sie in ihren Tee oder schaute sich im Raum um – Hauptsache, sie musste keinen Blickkontakt herstellen.
»Für mich klingt das, als sollten Sie erst mal mit Ihrem Arzt sprechen«, entgegnete Frieda, »aber ich kann Sie selbstverständlich an jemanden verweisen.«
Endlich schaffte Aisling es, Frieda direkt anzusehen. »Ich nehme an, Sie wollen mich einfach nicht als Patientin haben«, sagte sie, »was ja durchaus verständlich ist. Schließlich arbeiten Sie für die Polizei. Das hat für Sie oberste Priorität.«
»Ich arbeite tatsächlich für die Polizei.«
Aisling bedachte sie mit einem bitteren Lächeln. »Außerdem habe ich in der Zeitung etwas über Sie gelesen«, fuhr sie fort. »Wie es aussieht, haben Sie ja selbst genug Probleme.«
»Wenn Sie der Meinung sind, dass ich selbst genug Probleme habe, warum wollten Sie dann mit mir sprechen?«
»Als Sie mich nach Bertie fragten, hatte ich den Eindruck, dass Sie ein mitfühlender Mensch sind.«
»Und wie denken Sie inzwischen über mich?«
»Das Mädchen, dessen Geschichte die Zeitung brachte, hat behauptet, Sie hätten sie nur benutzt.«
»Ich war an ihrer Befreiung beteiligt. Aus einer solchen Situation gerettet zu werden, kann sehr schmerzhaft sein.«
»Vielleicht wollte sie damit sagen«, meinte Aisling, »dass Sie sich in das Leben anderer Menschen einmischen, alles durcheinanderbringen und dann einfach wieder gehen, ohne die Verantwortung für das zu übernehmen, was Sie angerichtet haben.«
»Fühlen Sie sich von mir so behandelt?«
Nachdem Aisling einen Schluck von ihrem Tee genommen hatte, stellte sie die Tasse ganz behutsam auf dem Tisch ab. »Als ich Frank kennenlernte, arbeiteten wir beide in derselben Abteilung. Ich war auf keinen Fall schlechter, eher sogar eine Spur besser. Dann bekamen wir Joe und Emily, und bla, bla, bla, plötzlich sitze ich zu Hause, und er ist befördert worden. Ich finde es schon todlangweilig von mir, dass ich diese Phrasen überhaupt in den Mund nehme – das ist alles so klischeehaft! Dabei dürfte ich überhaupt nicht langweilig sein. Am College war nämlich immer ich diejenige, die alle anderen langweilig fand. Wenn ich mit zweiundzwanzig gewusst hätte, wie mein Leben mit zweiunddreißig aussehen würde, hätte ich … na ja, ich hätte irgendwas Dramatisches gemacht – mich nach Südamerika abgesetzt oder so.« Jetzt musterte sie Frieda herausfordernd. »Ich weiß, gleich werden Sie mir sagen, ich soll mich doch über mein Glück freuen. Sie werden mich darauf hinweisen, dass ich zwei wunderbare Kinder und eine schöne Wohnung habe und es schließlich meine eigene Entscheidung war, so dass ich nun auch dazu stehen muss. Wahrscheinlich sind Sie der Meinung, dass ich unbewusst wohl doch nicht so glücklich darüber war, in einer Buchprüfungsfirma zu arbeiten, und
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