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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Steuerfahndung, oder?«, fragte er. »Nein, es geht nur darum, Möglichkeiten zu sehen. Um das Geld geht es mir eigentlich gar nicht. Das ist so ähnlich, wie wenn spielende Kinder irgendeine Holzbank zu ihrer Ladentheke erklären.« Er blickte sich im Raum um. »Oder wie das hier. Sie wollten wissen, ob es legal ist. Streng genommen ist es das wahrscheinlich nicht. Diese Leute haben nur eine gesetzliche Grauzone entdeckt, irgendetwas zwischen einem Restaurant und einer privaten Einladung zum Abendessen, und in dieser Grauzone können sie ihre marokkanisch-dänische Kreativität entwickeln. Oder sehen Sie das anders?«
    »Es ist einfach typisch London«, entgegnete Frieda.
    Harry starrte sie verblüfft an. »Wie meinen Sie das?«
    »Grauzonen«, antwortete sie, »Dinge, die im Geheimen passieren, gute Dinge, schlechte Dinge, seltsame Dinge.«
    »In welche Kategorie fällt das hier?«
    »Gut, schätze ich. Bis es eines Tages zu einem Brand oder etwas Ähnlichem kommt und der Spaß plötzlich ein Ende hat.«
    Harry fiel die Kinnlade herunter. »Jetzt spricht die Polizistin aus Ihnen.«
    »Ich bin keine Polizistin.«
    »Natürlich nicht. Entschuldigen Sie. Nächste Frage.«
    »Warum sind Sie noch solo?«
    »Keine Ahnung.«
    Frieda hob die Augenbrauen.
    »Ich habe nicht damit gerechnet, mit achtunddreißig noch solo zu sein. Bald werde ich vierzig. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich mit vierzig längst sesshaft sein würde – mit Ehefrau, Kindern, eigenem Haus, Sie wissen schon, einem ganz normalen Leben eben. Natürlich habe ich ein paar Beziehungen hinter mir, einige kurze und einige lange, und irgendwann war ich sogar mit einer Frau verlobt, von der ich dachte, dass ich sie liebe und sie mich auch, aber am Ende klappte es doch nicht mit uns. Inzwischen weiß ich manchmal gar nicht mehr, wie sie ausgesehen oder sich angefühlt hat – als wäre das Ganze nur ein Traum gewesen oder jemand anderem passiert. Ich glaube, ich hatte immer das Gefühl …« Er runzelte die Stirn und trank einen Schluck Wein. »Ich hatte immer das Gefühl zu warten.«
    »Worauf?«
    »Keine Ahnung. Darauf, dass mein wahres Leben beginnen würde – das Leben, das ich eigentlich führen sollte.«
    »Das wahre Leben?« Friedas Worte hingen zwischen ihnen in der Luft.
    »Das wahre Leben, die wahre Liebe. Ich weiß es ja auch nicht.«
    Einmal hatte er zu ihr gesagt: »Ich kenne dich.« Er hatte ihr in die Augen gesehen, ohne zu lächeln. Dabei hatte sie das Gefühl gehabt, dass sein Blick sich einen Weg durch die Tunnel und Geheimtüren ihres Gehirns bahnte.
    Was hatte er gesehen? Worauf war er gestoßen, als er in sie hineinblickte? Hatte er ihr wahres Ich entdeckt – das Ich, an das niemand sonst herankam?
    Der Körper spielt keine Rolle. Nicht mehr. Die rissige Haut und der schorfige Mund, das kurz geschnittene, fettige Haar. Die hervorstehenden Rippen und die seltsamen blauen Flecken, die sich neuerdings auf ihrer bleichen, schmutzigen, sonnenentwöhnten Haut abzeichnen. Entscheidend ist nur die Seele. »Hör auf gar nichts«, sagen einem die Stimmen. Er sagte: »Ich kenne dich. Denk immer daran. Ich kenne dich.« Das zählte mehr als alles andere.

34
    I hre Besprechung fand bereits um sieben statt, als es draußen noch gar nicht richtig hell war. Es gab gelbbraunen Tee, den niemand trank, und trockene Kekse, die keiner von ihnen aß – bis auf Yvette, die ein großes Stück von einem abbiss und dann selbst erschrak, weil sie ein so lautes, malmendes Geräusch von sich gab, eigentlich aber gerade etwas sagen sollte. Jake Newton bedachte sie mit einem mitleidigen Lächeln.
    Rasch legte sie ein Schaubild auf den Tisch. Karlsson, Frieda und Chris Munster beugten sich vor, um es zu studieren. Jake dagegen kippte mitsamt seinem Stuhl nach hinten, die Hände an der Tischkante, bis er das Gleichgewicht nur noch mit den Fingerspitzen hielt – ein Anblick, der Yvette unruhig machte und Karlsson nervte.
    »Wir haben versucht, seine Aktivitäten nachzuvollziehen«, erklärte Yvette, die ihren Keks noch immer nicht ganz verspeist hatte, »wo er sich jeweils aufhielt und mit wem er sich traf. Um herauszufinden, ob sich bestimmte Verhaltensmuster oder auch Lücken ergeben.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Ganz genau konnten wir das natürlich nicht rausbekommen. Zum einen verfügen wir nicht über genügend Informationen, zum anderen beruht vieles auf Erinnerungen. Aber schauen Sie selbst. Das hier sind die Tage, an denen er bei Mary Orton war, für

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