Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
beigetragen hast?«
»Ich weiß es nicht. Ich, die Polizei, diese Journalistin – wir haben sie alle nur benutzt. Dabei befand sie sich in einem Zustand der Trauer.«
»Er war doch nur ihr Nachbar.«
»Er hat ihr Hoffnung gegeben.«
»Da hast du wohl recht.«
»Als ich das erste Mal mit dem Fall zu tun bekam, war der Polizei nicht allzu viel an seiner Aufklärung gelegen. Karlsson bildete da zwar eine gewisse Ausnahme, aber im Grunde wollten sie die Akte alle möglichst schnell schließen. Sie hielten das Opfer für einen Drogendealer oder Obdachlosen, ermordet von einer Verrückten, die den Rest ihres Lebens in einer psychiatrischen Klinik verbringen würde. Als wir dann herausfanden, wer Robert Poole war, spielte das noch immer keine allzu große Rolle, weil er ja nur irgend so ein mieser Betrüger war. Wem machte es wirklich etwas aus, dass er tot war? Janet machte es etwas aus. Und nun ist sie auch tot.«
»Dein Problem ist«, erklärte Reuben, während er das Wodkaglas wieder vollschenkte und einen weiteren großen Schluck nahm, »dass du allmählich die Grenze zwischen deinen beiden Rollen als Therapeutin und Ermittlerin aus den Augen verlierst.« Er starrte in das Glas. »Du weißt nicht mehr, ob du die Leute dingfest machen oder heilen sollst.«
Frieda nahm die Hand vom Gesicht und richtete sich auf. »So kann man es auch ausdrücken.«
»Der Punkt ist, dass du nur dann als Therapeutin zu fungieren brauchst, wenn jemand dich in einem Sprechzimmer aufsucht und die Rolle des Patienten einnimmt. Du musst nicht jeden therapieren, der dir über den Weg läuft. Das kannst du auch gar nicht.«
»Nein«, sagte Frieda, klang dabei aber nicht allzu überzeugt. »Nein, du hast wahrscheinlich recht.«
»Das ist gut für schlechte Tage«, verkündete Josef, der gerade drei Schnapsgläser bis zum Rand füllte. Nachdem sich jeder eines genommen hatte, prosteten sie einander zu und kippten den Wodka in einem Zug hinunter. Selbst in ihrem elenden Zustand registrierte Frieda, dass Reuben allmählich seine tugendhafte Abstinenz ablegte und wieder der Alte wurde.
»Du musst das erst einmal für dich selbst klären«, meinte Reuben. »Lass es dir in Ruhe durch den Kopf gehen.«
»Ja, ich werde darüber nachdenken. Ich möchte nichts falsch machen. Du musst bald los, oder?«
»Lieber Himmel, Frieda! Du hättest Spionin werden sollen.«
»Du bist frisch rasiert, an deinem Hals klebt sogar noch ein kleiner Rest Rasierschaum. Sonst rasierst du dich abends nie – und du hast schon zweimal auf deine Uhr gesehen.«
»Tut mit leid.«
»Wer ist sie?«
»Ich habe sie gerade erst kennengelernt. Marie. Oder Maria.«
»Du weißt es nicht?«
»Am besten wird sein, ich rede sie einfach nicht direkt an.«
»Dann solltet ihr jetzt wohl aufbrechen. Kann mir einer von euch beiden noch schnell die Milch aus dem Kühlschrank geben?«
»Die Milch?«
»Ja, bitte.«
Josef nahm eine Packung fettarme Milch aus dem Kühlschrank und reichte sie ihr zusammen mit einem Glas, aber Frieda holte stattdessen eine Untertasse aus dem Schrank und ging damit hinaus in die Diele, wo sie neben der Tür einen Pappkarton stehen hatte. Reuben folgte ihr neugierig. Sie lüpfte den Deckel der Schachtel und griff hinein.
»Raus mit dir!«, sagte sie und setzte die Katze, die Robert Poole und Janet Ferris Mog oder Moggie genannt hatten, auf den Boden, wo das Tier ein paar Augenblicke ganz still stehen blieb, den Rücken gewölbt und den Schwanz kerzengerade in die Luft gereckt.
»Wo hast du denn die her? Hat sie Flöhe?«
»Nein«, entgegnete Frieda, »Janet hätte nicht zugelassen, dass sie Flöhe bekommt.« Sie schüttete ein wenig Milch in die Untertasse und schob sie der Katze hin. Das Tier schnupperte vorsichtig daran, ehe es die Milch mit seiner flinken rosa Zunge aufschlabberte. Erst als die Untertasse ganz leer war, wandte es sich ab und begann sich graziös zu putzen, indem es zunächst eine Pfote ableckte und sich damit dann immer wieder über Ohr und Gesicht fuhr.
»Na, Reuben, möchtest du ein Haustier?«, fragte Frieda.
»Ja!«, rief Josef begeistert. Er war bereits neben der Katze in die Hocke gegangen und hielt ihr einen Finger hin, während er in einer Sprache, die Frieda nicht verstand, beruhigend auf sie einredete.
»Ich bin allergisch gegen Katzen«, erklärte Reuben hastig.
»Sie hat noch Hunger«, stellte Josef fest.
»Woher willst du das wissen? Kannst du die Katzensprache?«
Josef stand auf und verschwand in Richtung
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