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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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plötzlich ganz dick und geschwollen und ungeschickt an.
    Josef hatte Frieda noch nie in einem solchen Zustand erlebt: Sie, die immer so beherrscht, so stark und verlässlich wirkte, saß nun vornübergebeugt in ihrer Küche, das Gesicht halb hinter einer Hand verborgen. Sie so zu sehen machte ihm Angst, weckte aber zugleich seinen Beschützerinstinkt, außerdem auch den Wunsch, eine Kanne Tee nach der anderen für sie zuzubereiten. Kaum hatte er das kochende Wasser in die Kanne gegossen, füllte er den Wasserkessel von Neuem. Wodka wollte sie nicht, obwohl er der Meinung war, dass ihr ein wenig Alkohol gut täte und wieder ein bisschen Farbe in ihr Gesicht zaubern würde. Am Vortag hatte er einen Honigkuchen für sie gebacken, gewürzt mit Zimt und Ingwer. Der köstliche Duft hatte ihn an seine Mutter erinnert, aber auch an seine Ehefrau – beziehungsweise die Frau, die er noch immer als seine Ehefrau betrachtete – und ihm sowohl glückliche als auch unglückliche Gefühle beschert. Nun versuchte er Frieda dazu zu bewegen, ein Stück davon zu essen, indem er ihr den Teller direkt unter die Nase hielt, doch sie schüttelte den Kopf und schob ihn wieder weg.
    Reuben hatte Frieda auch noch nie in einem solchen Zustand gesehen, obwohl er seit Jahren mit ihr befreundet war und darüber hinaus jahrelang als ihr Tutor fungiert hatte, so dass er Dinge über sie wusste, die außer ihm vermutlich niemandem auf der Welt bekannt waren. Zwar weinte sie auch jetzt nicht – nicht einmal Reuben hatte sie jemals weinen sehen, obwohl sie einmal während eines Kinofilms verdächtig feuchte Augen bekommen hatte –, aber man sah ihr an, wie fertig sie war.
    »Erzähl es uns, Frieda«, forderte er sie auf. Es war bereits früher Abend, und in gut einer Stunde war er mit einer Frau aus dem örtlichen Fitnessklub verabredet. Er hatte vergessen, ob sie Marie oder Maria hieß, und befürchtete außerdem, sie womöglich gar nicht mehr zu erkennen, wenn sie nicht in enger Sportkleidung steckte, das Haar nicht zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden trug und vor Anstrengung kein hochrotes Gesicht hatte.
    »Ja. Erzähl es uns von Anfang bis Ende«, bekräftigte Josef ihn. Er schenkte ihnen allen eine weitere Tasse Tee ein und sich selbst zusätzlich einen Schluck Wodka. Die Flasche hatte er rasch noch in seine Tasche gesteckt, nachdem Friedas telefonischer Notruf bei ihm eingegangen war. Am liebsten hätte er jetzt die Hand auf ihren gesenkten Kopf gelegt, verkniff es sich dann aber doch.
    »Ich wusste, dass sie einsam war«, begann Frieda mit leiser Stimme, als spräche sie nicht mit ihnen, sondern mit sich selbst. »Als ich den Artikel las …«
    »Du meinst den über die fragwürdige Frau Doktor?«, warf Reuben ein.
    Sie blickte hoch und schnitt eine Grimasse.
    »Ja, Reuben, genau den meine ich. Als ich ihn las, musste ich daran denken, dass Janet Ferris die meiste Zeit allein in ihrer Wohnung saß und wahrscheinlich jeden, der an ihre Tür klopfte, als Freund empfand. Sie ist – war – eine kluge, attraktive und liebevolle Frau, und trotzdem war ihr irgendwie alles versagt geblieben, was sie sich im Leben am meisten gewünscht hatte. Als dann Robert Poole mit seinen kleinen Präsenten ankam und ihr sein Vertrauen schenkte, muss ihr das sehr viel bedeutet haben. Bei meinem Besuch bei ihr merkte ich, wie traurig sie war, verdrängte es aber gleich wieder.«
    »Du kannst nicht alle Menschen retten.«
    »Ich bin da hingegangen und habe sie ermutigt, sich mir zu öffnen und über ihre Gefühle zu sprechen. Das ist eine gefährliche Sache, wenn man nicht bereit ist, sich mit den Folgen auseinanderzusetzen.«
    »Du warst doch nur nett zu ihr«, versuchte Josef sie zu trösten.
    »Pseudonett«, erwiderte Frieda. Josef starrte sie einen Moment verwirrt an, nahm einen weiteren Schluck Wodka und spülte ihn mit Tee hinunter. »Ich war nett zu ihr, bis sie sich mir anvertraute und ihre Gefühle offenbarte. Dann habe ich wieder das Weite gesucht, rasch meinen Bericht für Karlsson geschrieben und keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. Ich habe sie auf meiner Liste einfach als erledigt abgehakt.«
    »Abgehakt?«
    »Damit meine ich … ach, vergiss es.« Reuben griff nach Josefs Wodka, kippte ihn gedankenverloren hinunter, schenkte nach und reichte das Glas Josef, der es ebenfalls in einem Zug leerte. »Willst du damit sagen«, wandte Reuben sich an Frieda, »dass du hättest merken müssen, wie schlecht es ihr ging, oder sogar zu ihrem Zustand

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