Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
erzählt? Was hast du alles gehört?«
Vielleicht hatte dieser Kater gesehen, wie Robert Poole gestorben war, und womöglich auch mitbekommen, wie die arme Janet Ferris sich das Kabel um den Hals band und dann den Stuhl wegstieß. Aber war es denn tatsächlich so abgelaufen? Frieda fühlte sich sehr unbehaglich. Allerlei unausgegorene Gedanken und Vermutungen kamen ihr in den Sinn. Schaudernd stand sie auf. Der Himmel leuchtete mittlerweile in einem hellen, von Dunststreifen durchzogenen Blau. An diesem Morgen Ende Februar schien es tatsächlich vorstellbar, dass nach dem langen, kalten Winter endlich der Frühling kommen könnte. Sie duschte, schlüpfte in eine Jeans und ging dann hinunter. Der Kater strich ihr miauend um die Füße. Am Vortag hatte sie auf dem Heim-weg in dem kleinen Laden in ihrer Straße, der auch spätabends noch geöffnet hatte, einen Vorrat Katzenfutter gekauft. Nun schüttelte sie etwas Trockenfutter in eine Plastikschale und sah zu, wie der Kater es verspeiste. Was sollte sie jetzt mit ihm machen? Ihn hinauslassen? Aber dann würde er vielleicht weglaufen und auf der Suche nach seinem alten Zuhause von einem Auto überfahren werden. Sollte sie ihn also im Haus lassen, wo er bestimmt überall auf den Boden pinkeln würde? Sie musste sich wohl eine Katzenklappe zulegen. Seufzend breitete sie ein paar Lagen Zeitungspapier über den Küchenboden aus und sperrte den Kater dort ein. Dann zog sie eine leichte Jacke an, schnappte sich ihre braune Aktenmappe und ihr Notizbuch und verließ das Haus.
In der Nummer 9 war am Sonntagvormittag immer viel los, aber da gerade zwei Leute gingen, konnte Frieda sich ihren Tisch in der Ecke sichern. Marcus stand hinter der Theke und betätigte die Espressomaschine, aus deren Düsen heißer Dampf zischte. Kerry eilte zwischen den Tischen hin und her und servierte den Leuten ihr großes englisches Frühstück oder ihr Porridge. Auf dem Rückweg sammelte sie benutztes Geschirr ein. Als sie Frieda entdeckte, machte sie bei ihr einen kurzen Zwischenstopp. »Hallo, Fremde!«
»Bei mir war die letzten Tage ziemlich viel los. Wo ist denn Katya?«
Kerry deutete auf einen Tisch neben der Tür, die in ihre Wohnung führte. Das kleine Mädchen saß über ein Blatt Papier gebeugt und schrieb eifrig vor sich hin, die Zunge an die Oberlippe gepresst. »Eigentlich sollte ich mit ihr schwimmen gehen oder in den Park«, bemerkte Kerry.
»Auf mich macht sie einen recht zufriedenen Eindruck«, entgegnete Frieda.
»Sie schreibt an einer Geschichte – schon seit halb sieben Uhr morgens. Die Geschichte handelt von einem Mädchen namens Katya, deren Eltern ein Café betreiben. Zimtbagel?«
»Porridge. Und ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Hat aber keine Eile.«
Kerry zog wieder ab, und Frieda öffnete ihre Aktenmappe. Sie enthielt sämtliche Unterlagen, die Karlsson ihr zum Fall Robert Poole gegeben hatte, und darüber hinaus auch alles von ihr selbst Gesammelte, einschließlich des Daily Sketch -Artikels vom Vortag, den sie nun mit der Titelseite nach unten auf den Tisch legte, damit das Foto nicht zu sehen war. Sie ging das Ganze noch einmal durch: die Entdeckung von Robert Pooles Leiche durch die Frau vom Sozialamt, die Autopsie, den Bericht über den Zustand von Michelle Doyces Zimmer, Michelle Doyces wirre Aussage, die Gespräche mit Mary Orton, Jasmine Shreeve, den Wyatts und Janet Ferris. Frieda überflog auch die knappe, klar formulierte Stellungnahme von Tessa Welles, die mit einer Büroklammer an Mary Ortons nicht geändertes Testament geheftet war, und nahm sich dann die Aussagen von Mary Ortons Söhnen vor. Bei der Lektüre hatte sie fast das Gefühl, den beleidigten, selbstgerechten Ton der beiden zu hören. Anschließend versuchte sie den Weg des Geldes nachzuvollziehen. Obwohl ihr die Banksprache zum Teil Probleme bereitete, begriff sie, dass Robert Pooles Geld von seinem Konto auf ein anderes, ebenfalls auf seinen Namen eröffnetes Konto transferiert und anschließend abgeräumt worden war. Frieda ging auch die Notizen über den echten Robert Poole durch, der schon etliche Jahre zuvor gestorben war und dessen Foto keinerlei Ähnlichkeit mit dem Mordopfer aufwies. Sie starrte auf die Zeichnung, die sie selbst angefertigt hatte, und dann auf das von den Polizeicomputern erstellte Phantombild, überflog anschließend ihre eigenen, inzwischen ordentlich getippten und ausgedruckten Notizen.
Ihr Porridge wurde gebracht. Sie streute braunen Zucker darüber und
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