Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
ihrer Tasche herum, bis sie ihr Handy gefunden hatte.
»Schaltest du das Ding eigentlich jemals ein?«, fragte er.
»Ja, jetzt zum Beispiel«, antwortete sie. »Ich schalte es nur ein, wenn ich vorhabe, es zu benutzen, und danach schalte ich es sofort wieder aus.«
»Ich glaube nicht, dass das der Sinn der Sache ist.«
Frieda wählte Karlssons Nummer.
Er ging bereits nach dem ersten Läuten ran. »Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen«, schimpfte er.
»Wie sind die auf Janet Ferris gekommen?«
»Sie meinen, diese Journalistin?«
»Genau.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment Schweigen.
»Hören Sie«, sagte Karlsson schließlich, »es weiß doch jeder, dass die Presse Kontakte zur Polizei hat.«
»Ich wusste das nicht«, widersprach Frieda. »Was bedeutet das konkret?«
»Es ist eine gottverdammte Schande«, antwortete Karlsson, »aber bedauerlicherweise gibt es Beamte, die Informationen weitergeben. Gegen ein kleines Entgelt.«
»Dann weiß die Öffentlichkeit jetzt also Bescheid.«
»Bei unserer Arbeit handelt es sich nicht gerade um ein Staatsgeheimnis. Unser Gehalt zahlt ja auch der Steuerzahler. Trotzdem tut es mir leid, und es tut mir auch leid, dass von unserer Seite kaum etwas zu Ihrer Verteidigung kam.«
»Wenn es Yvette Long nicht recht ist, dass ich an dem Fall mitarbeite, dann wäre es mir lieber, sie würde es mir oder Ihnen persönlich sagen und nicht einer Journalistin.« Wieder herrschte am anderen Ende Schweigen. »Ich nehme an, sie hat sich Ihnen gegenüber schon entsprechend geäußert«, folgerte Frieda. »Damit kann ich leben.«
»Es ist nicht so, wie Sie denken, Frieda.«
Sie warf einen Blick zu Jack hinüber, der mit ziemlich betroffener Miene auf den Daily Sketch hinunterstarrte. Als er aufblickte, gab Frieda ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie nicht mehr lange brauchen würde. »Wie sehen Sie das dann?«
»Der Artikel war Schwachsinn – die Kommentare über Sie genauso wie die Behauptung, wir kämen mit den Ermittlungen nicht voran.«
»Sie und Ihre Leute stehen dadurch ebenfalls blöd da. Auch wenn ich den genauen Wortlaut nicht parat habe …«
»›Fragwürdige Frau Doktor‹.«
»Ja, vielen Dank.« Frieda wollte das Gespräch gerade beenden, als ihr noch etwas einfiel. »Ich habe wegen Janet Ferris ein schlechtes Gefühl. Ich würde sie gerne besuchen.«
»Sie hat dieser Journalistin einen Haufen Müll erzählt. Nehmen Sie sich das nicht so zu Herzen.«
»So habe ich das gar nicht gemeint«, widersprach Frieda. »Ich glaube, sie braucht jemanden zum Reden.«
»Sie ist in der Tat eine einsame Frau«, räumte Karlsson ein. »Ich glaube, sie war ein bisschen in Poole verliebt. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, ihr die Hand zu halten. Wir müssen nur herausfinden, wer ihn getötet hat.«
»Ich besuche sie in meiner Freizeit«, erklärte Frieda. »Keine Sorge, ich werde Ihnen nichts dafür berechnen.« Mit diesen Worten schaltete sie das Telefon aus und verstaute es wieder in ihrer Tasche.
»Es war schön, dich zu sehen, Jack«, sagte sie, »aber jetzt muss ich los, jemandem einen Besuch abstatten.«
»Du hast nicht zufällig vor, diese Journalistin zur Rede zu stellen und bei der Gelegenheit zu erwürgen?«, fragte Jack. »Das kannst du dir sparen, die Frau ist die Mühe nicht wert.«
»Ich fand sie recht interessant«, meinte Frieda lächelnd. »Erst tat sie so, als wollte sie meine Freundin werden. Dann wollte sie, dass ich meine Version der Geschichte erzählte, und zum Schluss drohte sie mir. Wie du an meiner entspannten Miene sehen kannst, habe ich ihr schon fast verziehen. Wobei sie im Moment besser nicht in eisigen Seen schwimmen sollte, denn ich weiß nicht, was ich täte, wenn sie gerade am Ertrinken wäre und ich die einzige Zeugin.«
»Du würdest trotzdem hineinspringen und sie retten«, erwiderte Jack, »da bin ich mir ganz sicher.«
»Aber nur, um ihr ein schlechtes Gewissen zu machen.«
»Sie würde keines haben, sondern sofort einen weiteren Artikel über dich schreiben und dich darin wieder völlig falsch darstellen.«
Frieda überlegte einen Moment. »Dann sollte ich sie vielleicht doch lieber ertrinken lassen.«
35
S ie verließen zusammen das Gebäude, und Frieda rief sich ein Taxi. Sobald sie eingestiegen war, lehnte sie sich zurück und blickte auf die ihr fremden Straßen Südlondons hinaus. Sie fuhren an Parks, Schulen und einem Friedhof vorbei. Genauso gut hätten sie sich in einem anderen
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