Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Teil Englands befinden können, einem anderen Teil der Welt. Ihre Gedanken schweiften zu Janet Ferris und der Reporterin, Liz Barron. Frieda hatte ihr einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen, aber Janet Ferris hatte das nicht getan. Bestimmt hatte sie ihre Besucherin freundlich hereingebeten, Tee für sie gemacht und mit ihr gesprochen – dankbar, endlich jemanden gefunden zu haben, der bereit war, ihr zuzuhören. Janet Ferris war von ihrer Umwelt lange Zeit ignoriert und dadurch irgendwie an den Rand gedrängt worden. Dann hatte sie sich plötzlich mitten in einer Sensationsgeschichte wiedergefunden: Jemand, den sie kannte und mochte, war ermordet worden. Doch selbst in dieser Situation hatte man sie ignoriert, niemand wollte ihre Geschichte hören. Liz Barron hatte sich wenigstens zu ihr in die Wohnung gesetzt und sie reden lassen.
Als Frieda nun bei Janet Ferris klingelte, rührte sich drinnen nichts. Sie verfluchte sich selbst, weil sie nicht vorher angerufen hatte. Sie inspizierte die Türglocken: Wohnung Nummer eins war die von Janet Ferris, Nummer zwei die von Poole. Sie drückte auf den Klingelknopf von Nummer drei, wartete kurz und klingelte gleich noch mal. Aus einem kleinen Lautsprecher drang eine Stimme, aber Frieda konnte vor lauter Geknister nichts verstehen. Sie nannte ihren Namen und dass sie Janet Ferris besuchen wolle, aber nicht sicher sei, ob deren Klingel funktioniere. Sie wartete. Nach kurzer Zeit hörte sie im Treppenhaus Schritte, die Tür ging auf, und vor ihr stand ein hochgewachsener, blonder junger Mann mit einer Nickelbrille. Er war mit Jeans und Pullover bekleidet und barfuß.
»Was gibt es?«, fragte er mit einem ausländisch klingenden Akzent.
Frieda rief sich die Akten ins Gedächtnis: Oben wohnte ein deutscher Student. »Ich wollte Janet Ferris besuchen«, erklärte sie, »aber die scheint nicht da zu sein. Wissen Sie vielleicht, wo sie ist?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich wohne oben«, antwortete er, »da sehe ich sie weder kommen noch gehen.«
Frieda spähte in die Diele hinein. Sie hielt nach sich stapelnder Post Ausschau, konnte aber keine entdecken. »Das hört sich für Sie jetzt wahrscheinlich seltsam an«, sagte sie, »aber ich unterstütze die Polizei bei der Aufklärung des Mordfalls. Ich mache mir ein bisschen Sorgen wegen Janets psychischer Verfassung. Haben Sie einen Schlüssel für die Wohnung?«
»Können Sie sich ausweisen?«
»Nein, zumindest nicht als Mitarbeiterin der Polizei. Ich bin Therapeutin. Ich unterstütze sie in beratender Funktion.« Der Mann wirkte skeptisch. »In möchte nur kurz nachsehen, ob mit ihr alles in Ordnung ist«, fuhr Frieda fort. »Sie können gerne mitkommen.«
»Ich hole den Schlüssel«, sagte er. »Moment.« Leichtfüßig sprang er die Treppe hinauf.
Frieda fragte sich, was sie da eigentlich tat. Die fragwürdige Frau Doktor war wieder in Aktion.
Der junge Mann kehrte eiligen Schrittes zurück. »Ich mache das wirklich nur ungern.« Trotz seiner Bedenken schloss er die Tür auf. Nachdem er ein paarmal Janets Namen gerufen hatte, trat er zurück, um Frieda hineinzulassen.
Sie hatte noch kaum einen Schritt in die Diele gesetzt, als ihr bereits dieser widerliche und zugleich irgendwie süßliche Geruch entgegenschlug, den sie sehr schnell als den Geruch von menschlichen Exkrementen identifizierte.
»Bleiben Sie hier stehen«, sagte sie zu dem Mann. Während sie ins Wohnzimmer eilte, graute ihr vor dem, was sie dort vorfinden würde. Einen Moment später wäre sie beinahe mit dem Körper von Janet Ferris zusammengestoßen beziehungsweise ihren Beinen. Frieda blickte nach oben: Ein Verlängerungskabel war mit dem einen Ende an einem Holzbalken festgebunden, und das andere Ende bildete die Schlinge um Janet Ferris’ Hals. Ihre Leiche hing ganz ruhig, schwer und schlaff, als wäre sie mit Sand gefüllt. An ihrem rechten Bein war etwas Braunes bis zu ihrem Schuh hinuntergeronnen und von dort auf den Teppich getropft. Plötzlich hörte Frieda hinter sich ein Geräusch, eine Art Keuchen. Als sie sich umdrehte, blickte sie in das bleiche, verstörte Gesicht des jungen Mannes.
»Ich habe doch gesagt, Sie sollen draußen bleiben«, schalt sie ihn, klang dabei aber nicht verärgert. Er wich ein paar Schritte zurück, während Frieda nach ihrem Telefon suchte. Obwohl sie das Gefühl hatte, ganz ruhig zu sein, schaffte sie es anfangs nicht, die Tasten zu drücken. Ihre Finger versagten ihr einfach den Dienst. Sie fühlten sich
Weitere Kostenlose Bücher