Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
sie richtig verstanden habe, beruht ihr Verdacht auf ihrer Einschätzung von Janet Ferris’ Stimmungslage. Außerdem hat Janet ihre Katze eingesperrt zurückgelassen. Laut Frieda war sie nicht die Sorte Frau, die das täte.«
»Schätzungsweise ist es doch gerade bezeichnend für einen selbstmordgefährdeten Menschen«, meinte Yvette, »dass man sich wegen solcher Dinge keine Gedanken mehr macht. Solange man sich noch um das Wohl seiner Katze sorgt, bringt man sich nicht um. Ist die Autopsie schon abgeschlossen?«
»Ich habe gerade mit Singh telefoniert.«
»Und?«
»Tod durch Ersticken, hat er gesagt, und dass der Zustand der Leiche …«
»Was meinen Sie mit ›Zustand der Leiche‹?«, fragte Newton.
»Das wollen Sie gar nicht wissen«, mischte Yvette sich ein.
»Sie hat sich vollgeschissen«, sagte Munster.
»Wirklich?« Newton hob die Augenbrauen.
»Versagen des Schließmuskels ist typisch für Tod durch Erhängen«, erklärte Karlsson, »aber auch für andere Todesarten. Aufschlüsse liefert gar nicht so sehr die Darmentleerung an sich, sondern … ähm …«
»Die Art, wie sie vonstatten geht«, kam Yvette ihm zu Hilfe.
»Die Position der Spritzer«, fügte Munster hinzu.
»Bitte!«, stöhnte Karlsson. »Laut Singh gab es keine Hinweise auf andere Verletzungen, keine Blutergüsse. Seiner Meinung nach war es Selbstmord. Ich habe ihn gefragt, ob er sicher sei, dass Janet Ferris nicht schon vor dem Hängen stranguliert wurde. Er meinte, da könne man nie sicher sein. Als ich ihn daraufhin fragte, ob er es für denkbar halte, dass sie gewaltsam erhängt worden sei, antwortete er, das sei zwar nicht aus zuschließen, aber in dem Fall hätte er eigentlich Blutergüsse finden müssen, vermutlich an den Oberarmen, wo jedoch keine vorhanden waren.«
»Wie lautet dann seine abschließende Einschätzung?«, fragte Yvette.
»Seine vorläufige Einschätzung ist, dass wir es mit einem Selbstmord zu tun haben.«
»Na bitte.«
»Es ist nicht Aufgabe des Pathologen, uns eine Theorie zu liefern«, stellte Karlsson klar. »Er liefert uns lediglich einen Bericht über den Zustand der Leiche. Unsere Aufgabe ist es, Optionen offenzuhalten.«
»Wir haben eine Menge Optionen offen«, meinte Yvette, »und zwar verdammt offen.«
»Das ist der Grund für diese Besprechung.« Karlsson biss wütend in sein Sandwich. Die anderen warteten, bis er den Bissen hinuntergeschluckt hatte. »Crawford kann jeden Moment auftauchen und uns fragen, wie weit wir sind, und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was wir ihm dann antworten sollen. Wir wissen noch immer nicht, wer Poole wirklich war. Der Todeszeitpunkt lässt sich auch nicht genau feststellen, da gibt es einen Spielraum von fünf Tagen, was es sehr schwierig macht, irgendwelche Alibis zu überprüfen. Wir haben keine Ahnung, wo er getötet wurde, also können wir die Tatortforensik auch vergessen. Wir wissen zwar so in etwa, auf welche Weise er ums Leben kam, aber nicht, warum ihm der Finger abgeschnitten wurde.« Er schwieg einen Moment nachdenklich. »Dafür wissen wir verdammt viel darüber, warum er getötet worden sein könnte. Er war ein Betrüger und Dieb. Wenn es jemand hinter meinem Rücken mit meiner Frau treiben würde, hätte ich allein deswegen schon Mordgelüste. Wenn der Betreffende sie zusätzlich auch noch dazu benutzen würde, mir mein Geld abzuluchsen, wäre es mir vermutlich ein Vergnügen, ihm den Finger abzuschneiden und in den Mund zu schieben und den Kerl anschließend mit bloßen Händen zu erwürgen. Würde jemand meine Mutter um ihre Ersparnisse bringen, hätte ich ebenfalls Mordgelüste, und erst recht, wenn jemand sie dazu brächte, ihr Testament zu ändern und ihr ganzes Vermögen einem Betrüger zu hinterlassen. Und wenn jemand mich wegen meines Alkoholproblems erpressen würde, hätte ich vermutlich auch den Wunsch, ihn zu ermorden. Also …«
»Aber die Alibis der Orton-Söhne sind wasserdicht. Jeremy Orton arbeitete während der betreffenden Zeitspanne rund um die Uhr an irgendeiner Firmenübernahme, und Robin Orton lag mit Grippe im Bett.«
»Alibis«, meinte Karlsson müde. »Ich weiß nicht. Er hätte das Bett ohne Weiteres für eine Weile verlassen können. Und wie lange braucht man wohl mit dem Schnellzug von Manchester nach London?«
»Zwei Stunden und fünf Minuten«, antwortete Yvette. »Was ist mit Jasmine Shreeve?«
Karlsson stieß ein säuerliches Lachen aus. »Nach allem, was ich über ihre Fernsehsendungen gehört habe,
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