Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
bekäme er von mir einen Freibrief, sie zu hintergehen.«
» House Doctor war gar nicht so schlecht«, meinte Munster.
»Und ob!«, ereiferte sich Yvette. »Man kann die Psyche der Leute doch nicht nach ihrer Tapete beurteilen!«
»Es ging dabei wohl eher um das voyeuristische Vergnügen der Zuschauer.« Newton wirkte an diesem Tag gut gelaunt, fast schon vergnügt.
»Genug der Fernsehkritik«, setzte Karlsson der Diskussion ein Ende. »Egal, wie gut oder schlecht sie als Moderatorin war – was Poole betrifft, scheint sie noch mal glimpflich davongekommen zu sein. Vielleicht mochte er sie ja wirklich, oder er war einfach noch nicht dazu gekommen, sie zu hintergehen. Oder er hat sie auf eine Art hintergangen, von der wir noch nichts wissen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass er mit seinen Betrügereien an die falsche Person geraten ist – eine Person, auf die wir unter Umständen noch gar nicht gestoßen sind, vielleicht jemand aus seiner Vergangenheit. Vielleicht hat der oder die Betreffende ihn aufgespürt und ihm eine Lektion erteilt.«
»Das sind ziemlich viele Vielleichts«, bemerkte Yvette.
»Und unsere Hauptverdächtige ist verrückt und hat Wahnvorstellungen.« Karlsson biss erneut in sein Sandwich. »Das sind alles keine vielversprechenden Optionen. Die Frage ist nur: Wie machen wir jetzt weiter?«
Eine ganze Weile herrschte Schweigen. Im Raum waren nur noch Kaugeräusche zu hören.
»Also?«, fragte Karlsson schließlich.
»Nun ja«, begann Yvette. »Im Grunde wissen wir doch schon eine ganze Menge.«
»Nämlich?«
»Wir wissen, dass er sich sein Geld verdiente, indem er reiche Leute übers Ohr haute. Wir wissen, dass er mit Aisling Wyatt eine Affäre hatte und wahrscheinlich plante, Jasmine Shreeve zu erpressen. Mary Orton hat er um ihr Geld gebracht und außerdem versucht, sie zu einer Testamentsänderung zu überreden. Wie Sie sehr richtig festgestellt haben, lassen sich da etliche Motive finden, wobei ich der Meinung bin, dass es sich im Fall von Jasmine Shreeve – ähnlich wie bei den Brüdern Orton – um ein Motiv handelt, von dem sie noch gar nichts wusste. Uns ist außerdem bekannt, dass Poole über eine Riesenmenge Geld verfügte, das von jemand anderem gestohlen wurde – oder von ihm selbst an einem Ort deponiert, den wir nicht gefunden haben.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Noch nicht. Immerhin sind wir inzwischen dahintergekommen, wie er sich seine Opfer ausgesucht hat.«
»Tatsächlich?« Newton beugte sich interessiert vor. »Davon weiß ich ja noch gar nichts.«
»Tut mir leid«, sagte Karlsson. »Mir war nicht bewusst, dass wir Sie über sämtliche Details unserer Fälle auf dem Laufenden halten sollen.«
»Wahrscheinlich waren sie alle bei derselben Bank«, mutmaßte Newton, »oder Stammkunden bei Harrods?«
»Mit Ihrem zweiten Versuch liegen Sie gar nicht so weit daneben. Diese Leute haben alle sehr teure Holzsachen gekauft, hergestellt von einer Firma, bei der Poole kurze Zeit gearbeitet hat. Als er ging, nahm er die Kundenliste mit, weil er wohl annahm – zu Recht, wie es scheint –, dass diese Leute alle Geld besaßen.«
»Ganz schön clever«, meinte Newton.
Karlsson fand, dass Newton sich auf ihre Kosten viel zu gut amüsierte. »Leider bringt uns das auch auf keinen grünen Zweig«, erklärte er und wandte sich an Yvette: »Wie sollen wir Ihrer Meinung nach weiter vorgehen?«
»Wir nehmen Aisling und Frank Wyatt in die Mangel, und zwar getrennt voneinander.«
»In die Mangel?«, fragte Karlsson. »Soll heißen?«
»Geben Sie mir ein bisschen Zeit allein mit Frank Wyatt. Mal angenommen, er hat Poole wegen Aisling und wegen des Geldes zur Rede gestellt. Die beiden Männer gerieten in Streit, es kam zu Handgreiflichkeiten, dabei tötete Wyatt Poole, ohne es zu wollen, geriet in Panik, entsorgte die Leiche. Mit diesem Szenario würde ich ihn gerne konfrontieren. Wenn er es zugibt, kommt er vielleicht mit einer Verurteilung wegen Totschlags davon, vielleicht sogar auf Bewährung, wenn er einen verständnisvollen Richter erwischt.«
Karlsson überlegte einen Moment. »Was ist mit dem fehlenden Finger?«
»Vielleicht trug Poole einen Ring, anhand dessen man ihn hätte identifizieren können.«
»Und deswegen hat Wyatt ihm in seiner Panik den Finger abgeschnitten?«
»Zumindest könnten wir es Wyatt gegenüber so formulieren.«
»Und was ist mit dem Geld, das von Pooles Konto verschwunden ist?«
»Möglicherweise hat Poole es selbst
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