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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ganzen Sache Probleme, aber mit diesem Punkt besonders. Meiner Meinung nach zeichnet sich Michelle gerade dadurch aus, dass sie nicht in Symbolen spricht. Ich glaube, sie lebt in einer Welt, in der alles real ist. Genau das ist ihr Fluch.«
    Karlsson sah zu Bradshaw hinüber. »Was sagen Sie dazu?«
    »Draußen auf dem Gang habe ich eine Frau mit einem Teewagen gesehen«, antwortete Bradshaw. »Wollen Sie deren Meinung auch noch hören?«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte Karlsson sich wieder an Frieda, doch die sah keine Veranlassung, das lange Schweigen, das nun folgte, zu brechen.
    »Ich bin der gleichen Meinung wie Doktor Klein«, verkündete Karlsson schließlich.
    »Verdammt, Mal!«, fluchte Crawford.
    »Vielleicht hat Michelle Doyce diesen Mann ja tatsächlich getötet«, räumte Karlsson ein, »aber seit wann reicht uns ein ›Vielleicht‹?«
    »Ich möchte diesen Fall abschließen«, entgegnete der Polizeipräsident beharrlich.
    »Natürlich, das versuchen wir ja, aber …«
    »Nein! Sie hören mir nicht zu. Allmählich habe ich das Gefühl, Sie verlieren aus den Augen, worum es geht. Dieser Fall wird abgeschlossen, und zwar jetzt sofort. Ich bin der Meinung von Doktor Bradshaw. Diese Doyce war es. Hiermit überstimme ich Sie, Mal. Schicken Sie die Akte an den CPS .«
    »Tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe, Frieda.«
    »Es war nicht Ihre Schuld. Was werden Sie jetzt tun?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Bezüglich des Falls.«
    »Sie haben es doch gehört. Ich schicke die Akte an den CPS . Michelle Doyce wird aufgrund ihres Geisteszustands nicht vor Gericht gestellt. Fall geklärt und abgeschlossen, Polizeipräsident zufriedengestellt, Täterin für den Rest ihres Lebens sicher verwahrt.«
    »Aber wenn Sie doch nicht glauben, dass sie es war?«
    Karlsson zuckte mit den Achseln. »Willkommen in meinem Leben.«

11
    J ack Dargan blickte sich um. »Das ist doch mal was anderes«, stellte er fest, »wenn auch nicht unbedingt eine Verbesserung. Unsere Besprechungen in der Nummer 9 haben mir besser gefallen. Einen Cappuccino und einen von Marcus’ kleinen Schokokuchen könnte ich jetzt gut gebrauchen.«
    Durch den eisigen Nieselregen marschierten sie die Howard Street entlang. Das wenige, was von Jacks Gesicht hervorlugte, war gerötet. Er trug eine grüne Pudelmütze mit Ohrenklappen und einen braun-orange karierten Schal, den er sich mehrmals um den Hals geschlungen hatte. Wenn er nicht gerade sprach, zog er ihn sich über den Mund. Vervollständigt wurde seine Vermummung durch einen uralten, leuchtend blauen Anorak mit kaputtem Reißverschluss. Allerdings hatte er vergessen, Handschuhe anzuziehen, so dass er sich nun dauernd in die Hände blies. Jack war noch in der Ausbildung und Frieda seine Betreuerin, aber inzwischen duzten sich die beiden, und an diesem Tag sah er ohnehin aus wie ihr aufsässiger Neffe.
    »In zehn Jahren, vielleicht auch nur fünf, wird dieses ganze Viertel komplett saniert sein. Häuser wie dieses hier wird man abreißen, um Platz zu schaffen für Bürogebäude«, erklärte Frieda, als sie vor Hausnummer drei stehen blieb.
    »Gut.«
    »Trotzdem werden die Behörden wieder einen Ort finden müssen, wohin sie den ganzen nicht gesellschaftsfähigen Ausschuss abladen können. All die hoffnungslosen Menschen.«
    »Ist das hier das Haus, in dem dein Toter gefunden wurde?«
    »Er ist nicht direkt mein Toter, aber ja, du hast recht.«
    »Warum sind wir hergekommen? Du hast doch gesagt, der Fall sei abgeschlossen.«
    »Ist er auch. Sie haben beschlossen, dass es Michelle Doyce war, die aufgrund ihres Geisteszustands sowieso nicht vor Gericht gestellt werden kann. Ich wollte nur sehen, wo sie gelebt hat. Außerdem dachte ich, wir beide könnten uns beim Gehen besser unterhalten.«
    Sie machte kehrt und führte Jack durch die Howard Street zurück in Richtung Deptford Church Street.
    »Ich glaube nicht, dass ich dieses Mal etwas Nennenswertes zu erzählen habe«, murmelte Jack.
    »Ich betreue dich nun schon fast zwei Jahre.«
    »Unser Gespräch ist jedes Mal der Höhepunkt meiner Woche. Ansonsten …« Er wandte den Kopf ab, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Ansonsten?«
    »Im Grunde macht es mir ja Spaß, über die Probleme der Leute zu reden – bloß nicht mit den Betroffenen selbst. Rein theoretisch interessiert mich das alles sehr, aber wenn ich dann in dem kleinen Raum sitze und eine Patientin mir erzählt, was ihr Stiefvater zu ihr gesagt hat, als sie sechs

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