Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
gestatten.«
Polizeichef Crawford nickte. Frieda warf einen Blick zu der jungen Frau hinüber und sah, wie sie rot anlief und einen Moment ihre auf der Tischplatte ruhenden Hände zur Faust ballte, ehe sie sie wieder entspannte.
»Haben Sie sich Doktor Kleins Aufzeichnungen angesehen?«, fragte Karlsson.
Erneut stieß Bradshaw ein verächtliches Schnauben aus. »Da Doktor Klein persönlich anwesend ist, weiß ich nicht recht, ob ich dazu einen Kommentar abgeben soll«, verkündete er. »Andererseits halte ich es wirklich nicht für nötig, in diesem Fall auf psychologische Fantasiesyndrome zurückzugreifen, die in der Praxis so gut wie nie vorkommen. Ich will hier niemanden beleidigen, aber meiner Meinung nach spricht aus diesen Aufzeichnungen eine gewisse Naivität.« Lächelnd wandte er sich an Frieda. »Wie ich vom Pflegepersonal der Klinik hörte, haben Sie Michelle einen Teddybären gekauft.«
»Nein, es handelte sich um einen Plüschhund.«
»War das Teil Ihrer Untersuchung oder bereits Bestandteil Ihrer Therapie?«, fragte Bradshaw.
»Für Michelle stellt der Hund eine Art Gesprächspartner dar.«
»Das ist ja wirklich rührend. Wie auch immer, zurück zu unserem eigentlichen Thema.« Er klopfte auf eine Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag, und wandte sich erneut an den Polizeipräsidenten. »Es steht alles hier drin. Mein Ergebnis lautet, dass der Fall klar auf der Hand liegt. Die Frau entspricht genau dem Täterprofil. Natürlich kann man sie aufgrund ihres Zustands nicht vor Gericht stellen, aber den Fall können Sie trotzdem abschließen.«
»Was ist mit dem fehlenden Finger?«, fragte Frieda.
»Wie gesagt, es steht alles hier drin.« Bradshaw hob die Mappe hoch. »Sie sind doch Analytikerin, nicht wahr? Es passt alles zusammen. Was glauben Sie denn, wofür der abgeschnittene Finger steht?«
Frieda holte tief Luft. »Sie argumentieren, dass Michelle Doyce diesen Mann, nachdem sie ihn getötet und nackt ausgezogen hatte, auch noch symbolisch kastrieren wollte, indem sie ihm den Finger abschnitt. Warum hat sie ihm dann nicht gleich den Penis abgeschnitten?«
Wieder bedachte Bradshaw sie mit einem Lächeln. »Sie brauchen bloß meinen Bericht zu lesen. Die Frau ist eine Psychopathin. Sie gestaltet ihre Welt mithilfe von Symbolen.«
Karlsson warf seiner Stellvertreterin einen fragenden Blick zu.
Yvette zuckte mit den Schultern. »Für mich klingt das einfach zu vage, zu theoretisch. Man überführt einen Täter nicht aufgrund von Symbolen.«
»Die Frau ist doch verrückt«, meldete sich der Polizeipräsident in barschem Ton zu Wort. »Da spielt das sowieso keine Rolle.«
»Wie denken Sie darüber?«, wandte Karlsson sich an Frieda, als hätte er Crawfords Einwand nicht gehört. Abgesehen von der Ader, die an seiner Schläfe pulsierte, sah man ihm seine Wut kaum an, aber Frieda konnte sie spüren.
»Ich weiß nicht so recht«, antwortete sie. »Im Gegensatz zu Doktor Bradshaw bin ich auf diesem Gebiet keine Expertin. Ich meine, ich weiß es wirklich nicht.«
»Aber was glauben Sie?«
Frieda blickte wieder zu den Deckenfliesen empor. Definitiv kein Muster, sondern Zufallsprinzip, entschied sie.
»Ich traue Michelle Doyce diesen Mord einfach nicht zu. Ich habe versucht, mir entsprechende Szenarien auszumalen, aber keines davon ergibt einen Sinn.«
»Ich habe Ihnen doch gerade ein Szenario geliefert«, widersprach Bradshaw.
»Ja. Genau das meine ich.«
»Aber die Leiche befand sich in ihrer Wohnung!«, rief Craw-ford ungeduldig. Frieda wandte den Kopf in seine Richtung, während er sich vorbeugte und seine Worte unterstrich, indem er mit der Hand auf den Tisch schlug. In seinen Mundwinkeln glitzerte Speichel. »Sie muss es gewesen sein!«, fuhr er fort. »Oder sind Sie der Meinung, jemand anderer ist in die Wohnung gekommen und hat die Leiche dort zurückgelassen? Wenn wir nicht glauben, dass sie es war, wie, zum Teufel, sollen wir dann weitermachen?«
»In meinen Aufzeichnungen habe ich dazu geraten, ihr ganz genau zuzuhören«, antwortete Frieda.
»Aber sie faselt doch nur von Booten!«
»Stimmt«, pflichtete Frieda ihm bei. »Ich frage mich, was sie damit meint.«
»Tja«, meldete Karlsson sich zu Wort. Frieda hatte fast das Gefühl, dass er sich ein Lächeln verkniff. »Was das betrifft, haben wir ja Doktors Bradshaws Theorie über Flüsse und Frauen und all das.«
Frieda überlegte einen Moment. »Damit habe ich ein großes Problem«, erklärte sie. »Ich meine, ich habe mit der
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