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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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schauderte. Einen Moment fühlte sich ihr kleines Haus – das sich zwischen ehemalige Stallungen schmiegte und inzwischen von hohen Gebäuden umgeben war – mit seinen dunklen, in gedeckten Farben gestrichenen Räumen nicht mehr wie ein Refugium an, sondern mehr wie ein unterirdisches Gewölbe, und sie selbst kam sich vor wie ein lichtscheues, im Erdreich lebendes Wesen, das sich vor der Helligkeit der Welt versteckte.
    Dann, als würde aus den Tiefen eines schlammigen Sees eine Leiche zur Wasseroberfläche emporsteigen, kam ihr plötzlich wieder in den Sinn, was Carrie Dekker über ihren Mann Alan erzählt hatte, Deans eineiigen Zwilling. Dass er spurlos verschwunden sei. Frieda presste die Stirn noch fester gegen die Tür. Sie spürte, wie ihr Gehirn arbeitete, die Gedanken durch ihren Kopf rasten. Sie konnte es einfach nicht sein lassen: Unaufhaltsam sickerte die Vergangenheit in die Gegenwart. Es gab ein paar Dinge, die sie unbedingt in Erfahrung bringen musste. Sie fragte sich, warum sie das tat. Warum kehrte sie zu diesen alten Geschichten zurück?
    Am Montag hatte sie schon um acht Uhr morgens eine Sitzung mit einem Mann Mitte zwanzig – auch wenn er an die-sem Tag eher wie ein kleiner Junge wirkte. Die ersten zehn Minuten hing er vornübergebeugt in seinem Stuhl, während sein massiger Körper von heftigen Schluchzern bebte. Dann stolperte er plötzlich zu Frieda hinüber, sank neben ihr auf die Knie und versuchte sie dazu zu bringen, ihn in den Arm zu nehmen und zu halten. So sehr sehnte er sich danach, in beruhigendem Ton gesagt zu bekommen, dass schon alles gut werden würde und sie ihm seine ganze Last abnehmen könne. Er fühlte sich einsam, ungeliebt und verloren und wünschte sich jemanden, der sich um ihn kümmerte. Offenbar glaubte er, Frieda könnte seine Mutterfigur werden, seine Freundin und Retterin. Sie griff nach seiner rauen Hand und führte ihn zurück an seinen Platz, wo sie ihm eine Schachtel Papiertücher reichte und sagte, er solle sich Zeit lassen. Dann setzte sie sich wieder in ihren roten Sessel und wartete. Während er weiterweinte und dabei ständig sein tränenüberströmtes Gesicht abwischte, stieß er schluchzend eine Entschuldigung nach der anderen aus. Sie betrachtete ihn schweigend. Erst als seine Tränen endlich versiegt waren, fragte sie: »Warum haben Sie sich denn die ganze Zeit entschuldigt?«
    »Keine Ahnung. Ich bin mir so dumm vorgekommen.«
    »Warum denn dumm? Sie waren eben traurig.«
    »Keine Ahnung.« Er starrte sie hilflos an. »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich weiß ja nicht mal, wo ich anfangen soll. Wo soll ich anfangen?«
    Nachdem er das Haus verlassen und sie sich ihre Notizen gemacht hatte, ging Frieda zur U-Bahn-Station in der Warren Street und stieg in den nächsten Zug, der prompt fünfzehn Minuten in einem Tunnel stehen blieb. Eine knisternde Stimme sprach von einer »Leiche unter einem Zug am Earl’s Court«. Die Information wurde mit unzufriedenem Gemurmel quittiert. »Das ist doch gar nicht unsere Linie«, bemerkte eine Frau neben ihr. Frieda stieg an der nächsten Haltestelle aus und hielt im kalten Regen nach einem Taxi Ausschau, konnte aber keines entdecken. Obwohl sie am Ende zu Fuß gehen musste, kam sie nur wenige Minuten zu spät zu der Besprechung. Am Tisch saßen fünf Personen: Karlsson, Polizeichef Crawford (den sie noch nicht persönlich kannte, im Vorjahr aber im Fernsehen gesehen hatte, als er darüber sprach, welch hervorragende Arbeit die Polizei im Fall von Matthews Rettung geleistet habe, auch wenn er dafür keineswegs allein die Lorbeeren einheimsen wolle), Yvette Long (die Frieda leicht irritiert musterte, als fragte sie sich, was sie dort verloren habe) und zwei Männer, die Frieda nicht kannte. Den jüngeren von beiden stellte der Polizeichef als Jacob Newton vor. Er starrte Frieda an, als wäre sie ein besonders interessantes Ausstellungsstück in einem Kuriositätenkabinett. Bei dem zweiten Mann handelte es sich um Dr. Hal Bradshaw, den Frieda auf Anfang fünfzig schätzte. Seine dunklen Locken waren bereits grau meliert. Er trug einen Anzug, dessen Nadelstreifen durch ihren ungewöhnlichen Grünton auffielen. Als Karlsson beschrieb, welche Rolle Frieda in dem Dean-Reeve-Fall gespielt hatte, betrachtete Bradshaw sie mit gerunzelter Stirn.
    »Ich sehe die Notwendigkeit nicht so recht«, bemerkte er an Polizeichef Crawford gewandt, »aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.«
    »Ich wollte sie

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