Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
dabeihaben«, erklärte Karlsson entschieden. Er wandte sich an Frieda. »Doktor Bradshaw war gerade im Begriff, uns über seine Einschätzung des Tatorts und Michelle Doyces Geisteszustand zu informieren. Doktor Bradshaw?«
    Hal Bradshaw hüstelte. »Sie sind vermutlich alle mit meinen Methoden vertraut«, begann er. »Meiner Meinung nach haben Mörder eine gewisse Ähnlichkeit mit Künstlern, insbesondere Geschichtenerzählern.« Crawford nickte zustimmend und lehnte sich dabei zurück, als spürte er endlich sicheren Boden unter den Füßen. »Der Tatort ist sozusagen das Kunstwerk des Mörders.«
    Während Bradshaw langsam in Fahrt kam, lehnte Frieda sich ebenfalls zurück und betrachtete die an der Decke angebrachten grauen Kunststofffliesen, deren grobe Oberflächenstruktur sie an Pflastersteine erinnerte.
    »Beim Anblick der Fotos hatte ich das Gefühl, ein Kapitel aus einem meiner eigenen Bücher vor mir zu haben. Das kommt mir jetzt zwar so vor, als würde ich die Pointe gleich am Anfang des Witzes verraten, aber mir war auf den ersten Blick klar, dass es sich bei Michelle Doyce um eine höchst systematisch vorgehende Psychopathin handelt. Wenn ich diese Bezeichnung verwende, denken die meisten von Ihnen vermutlich an einen Mann, der gern Frauen zerstückelt. Ich aber verwende den Ausdruck streng nach seiner Grundbedeutung. Mir war, wie gesagt, sofort klar, womit ich es hier zu tun hatte – einer Frau ohne jedes Mitgefühl. Das versetzte sie in die Lage, den Mord zu planen, auszuführen, anschließend den Tatort entsprechend zu manipulieren und dann ganz normal weiterzuleben, als wäre nichts gewesen.«
    »Sind Sie zu all diesen Schlüssen gelangt, bevor Sie mit ihr gesprochen hatten?«, fragte Karlsson.
    Als Bradshaw sich ihm zuwandte, sprach aus seiner Miene amüsierte Nachsicht. »Ich übe diesen Beruf nun schon seit fünfundzwanzig Jahren aus. Im Lauf der Zeit entwickelt man einen sechsten Sinn für so etwas, genau wie ein Kunstexperte einen gefälschten Vermeer bereits von Weitem erkennt. Natürlich habe ich Michelle Doyce dann noch befragt – soweit das in ihrem Fall überhaupt möglich ist.«
    Frieda starrte immer noch zu den Kunststofffliesen hinauf. Sie versuchte herauszufinden, ob sich das streifige Muster wiederholte oder dem Zufallsprinzip folgte.
    »Hat sie ein Geständnis abgelegt?«, wollte Karlsson wissen.
    Bradshaw schnaubte verächtlich. »Der Tatort war ihr Geständnis«, erklärte er. Wie bei den meisten seiner Äußerungen wandte er sich dabei an den Polizeipräsidenten. »Ich habe mir ihre Akte angesehen. Das Leben, das sie geführt hat, war von totalem Versagen und absoluter Machtlosigkeit geprägt. Dieses Verbrechen und der dazugehörige Tatort waren ihr letzter, verspäteter Versuch, ein gewisse Kontrolle über ihr Leben zu erlangen, und zugleich eine Demonstration sexueller Macht. ›Hier ist ein nackter Mann‹, wollte sie damit sagen, ›seht, was ich mit ihm machen kann.‹ Ihr ganzes Leben lang wurde sie von den Männern zurückgewiesen. Am Ende beschloss sie, es ihnen heimzuzahlen.«
    »Für mich ergibt das durchaus Sinn«, verkündete Crawford. »Sie stimmen mir doch sicher zu, Mal?«
    »Aber hat sie denn etwas gesagt«, wandte Karlsson sich an Bradshaw, »als Sie sie nach der Leiche gefragt haben?«
    »Nicht direkt«, antwortete Bradshaw. »Sie faselte nur etwas vom Fluss und von Schiffen und Flotten. Aber wenn meine Version der Geschichte stimmt, wovon ich überzeugt bin, dann ist das keineswegs purer Unsinn. Es handelt sich vielmehr um ihre ganz eigene Art, ihr Tun zu erklären. Zwar liegt ihre Wohnung nicht weit vom Fluss entfernt, so dass sie ihn vom Haus aus fast sehen konnte. Trotzdem ist der Fluss meiner Einschätzung nach eher als das große Symbol für die Frau zu verstehen. Die fluviale Frau.« Frieda löste den Blick gerade noch rechtzeitig von der Decke, um mitzubekommen, wie Bradshaw seine Worte mit einer fließenden Handbewegung unterstrich. »Die Schiffe und die Flotte wiederum«, fuhr er fort, »sind Symbole für den Mann. Ich glaube, sie will uns damit sagen, dass der Fluss mit seinen weiblichen Gezeiten und Strömungen das männliche Boot auf das Meer hinausspült. Was ja eine Art Tod darstellt.«
    »Ich wünschte, sie könnte uns einfach sagen, wie es war«, mischte Yvette sich ein. »Für mich klingt das alles ein bisschen abstrakt.«
    »Aber sie sagt es uns doch«, widersprach Bradshaw. »Sie müssen ihr nur zuhören – wenn Sie mir die Bemerkung

Weitere Kostenlose Bücher