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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Die Ebbe hatte am Ufer unzählige Plastikbehälter und alte Flaschen freigelegt. Frieda dachte über Jacks düstere Stimmung nach, seine niederschmetternde Unzufriedenheit, und wartete, ob er weitersprechen würde. Gleichzeitig stellte sie sich vor, wie Michelle Doyce hier unten am Fluss all die Dinge aufsammelte, von denen Karlsson erzählt hatte – Blechdosen, runde Steine, tote Vögel, gegabelte Stöckchen –, und sie dann heim in ihr Zimmer trug, um sie dort zu ordnen. Um das Chaos in Form zu bringen, wie Jack es vorhin ausgedrückt hatte. Ein instinktiver Drang in uns allen, dachte Frieda. Eine zutiefst menschliche, angstvolle Regung.
    Als Jack nun einen Seitenblick auf Friedas sanft geschwungenes Profil warf und sah, dass sie dem eisigen Wind mit hochgerecktem Kinn trotzte, wurde ihm mal wieder bewusst, wie sehr er sie verehrte. Er wünschte, sie möge ihm in die Augen sehen und versichern, dass es bestimmt bald wieder aufwärts gehe. Dass er es schon schaffen werde und dass kein Grund zur Sorge bestehe, weil sie ihm helfen werde. Aber das würde sie niemals sagen. Wenn er in all den Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, eins gelernt hatte, dann die Lektion, dass man die Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen musste.
    Er holte tief Luft und räusperte sich. »Es gibt wohl doch etwas, das ich dir sagen sollte«, begann er. Nun, da er im Begriff war, die Karten auf den Tisch zu legen, fiel es ihm schwer, es auszusprechen. Er spürte ein unangenehmes Gefühl von Beklemmung in der Brust. »Ich habe mich ein bisschen gehen lassen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe ein paar Sitzungen versäumt.«
    »Mit deinen Patienten?«
    »Ja. Aber nicht viele«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Nur hin und wieder – und ein paarmal bin ich zu spät gekommen. Außerdem habe ich praktisch aufgehört, mich regelmäßig mit meiner eigenen Therapeutin zu treffen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich die Richtige für mich ist.«
    »Wie lange geht das schon?«
    »Zwei, drei Monate. Vielleicht auch ein bisschen länger.«
    »Was machst du, wenn du nicht hingehst oder zu spät kommst?«
    »Ich schlafe.«
    »Du ziehst einfach die Decke über den Kopf.«
    »Ja«, antwortete Jack, »und das meine ich nicht metaphorisch. Ich ziehe eine echte Decke über meinen echten Kopf.«
    »Dir ist aber schon klar, dass diese fünfzig Minuten Therapie für die Leute, die zu dir kommen, unter Umständen die wichtigsten fünfzig Minuten ihrer Woche sind – und dass manche vielleicht ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um sich zu dir auf den Weg zu machen?«
    »Mein Verhalten ist wirklich schlimm. Ich will mich da gar nicht rausreden.«
    »Es klingt nicht so, als hättest du nur mit der Therapie ein Problem. Auf mich wirkst du fast ein bisschen depressiv.«
    Sie gingen weiter. Jacks Blick schien auf etwas im Fluss gerichtet. Frieda wartete.
    »Ich weiß gar nicht so recht, was dieses Wort eigentlich bedeutet«, sagte er schließlich. »Dass man einfach nur am Ende ist? Oder hat es eine weitergehende Bedeutung?«
    »Es bedeutet, dass du deine Patienten und dich selbst im Stich lässt, indem du dich ins Bett legst, dir die Decke über den Kopf ziehst und darüber nachdenkst, ob du dir womöglich den falschen Beruf ausgesucht hast, woran du offenbar aber auch nichts ändern möchtest.«
    »Was sollte ich denn ändern?« Sie wanderten gerade an blitzsauberen neuen Giebelhäusern mit kleinen Vorgärten und hübschen Balkonen vorbei. Es war, als hätten sie Deptford weit hinter sich gelassen.
    »Ich glaube, als Erstes musst du aufhören, dich ins Bett zu legen und Menschen im Stich zu lassen, die dich dringend brauchen. Ab jetzt stehst du auf, egal, wie du dich fühlst, und gehst zur Arbeit.«
    Jack schaute sie an, die Wangen von der Kälte gerötet. »Ich dachte, du kümmerst dich um die Gefühle der Menschen.«
    »Darüber kannst du selbst nachdenken. Wir reden nächstes Mal darüber. In der Zwischenzeit aber machst du deine Arbeit.«
    »Warum?«, fragte Jack.
    »Weil das nun mal unsere Aufgabe ist.« Frieda blieb stehen und stupste ihn an. »An einem normalen Tag würde ich dir jetzt die Cutty Sark zeigen, aber sie sind immer noch dabei, sie wieder herzurichten, so dass man gar nichts sehen kann.« Es stimmte: Das Schiff war fast vollständig unter einem Gerüst verborgen.
    »Wahrscheinlich ist es besser so«, meinte Jack. »Das ist sowieso nur alles Show.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt doch, dass es gebrannt hat,

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