Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
dunkelgrünen Tür klingelte und dem gedämpften Läuten lauschte, befiel sie das unheimliche Gefühl, in ein früheres Leben zurückgekehrt zu sein. Fast rechnete sie damit, dass gleich Alan mit seinen traurigen braunen Augen und seinem entschuldigenden Lächeln vor ihr stehen würde.
Aber es war Carrie, die ihr öffnete. Sie trug einen gelben Pulli, der ihre Blässe noch unterstrich, und auf ihrem Gesicht lag kein Lächeln. »Sie kommen wohl besser herein«, sagte sie.
Frieda trat in die Diele, wo sie sich an der Türmatte gewissenhaft die Schuhe abtrat und dann ihren Mantel aufhängte. »Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, mit mir zu sprechen.«
»Sie haben mir ja keine große Wahl gelassen. Sollen wir rüber in die Küche gehen?«
Der Raum wirkte so ordentlich und freundlich wie immer. Die eine Hälfte war den Haushaltsgeräten vorbehalten, die andere Alans Werkzeug. In Dutzenden von Regalen, die in lauter kleine Fächer unterteilt waren, lagen seine Schrauben, Muttern und Bolzen, seine Sicherungen, Beilagscheiben und Keile. Carrie bemerkte Friedas Blick und lächelte gequält. »Er hat sein ganzes Zeug dagelassen. Ich dachte die ganze Zeit, er würde doch wieder zurückkommen, deswegen habe ich nichts davon weggeräumt. Blöd, nicht wahr? Wo doch völlig klar ist, dass er nicht zurückkommt. Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll.«
»Es gibt da etwas, das Sie wissen sollten.«
»Über Alan? Also hatte ich doch recht. Sie wissen , wo er ist.«
»Es geht um Alan, ja. Sie sollten sich lieber hinsetzen.«
Carrie tat, wie ihr geheißen. Aus ihrem Blick sprach Angst, als machte sie sich auf einen schweren Schlag gefasst.
»Das wird jetzt ein Schock für Sie sein, und vielleicht werden Sie mir auch gar nicht glauben, aber ich bin mir sicher, dass Alan tot ist.«
Carrie schlug die Hände vor den Mund. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Frieda an. »Tot?«, flüsterte sie. »Tot? Alan? Mein Alan? Aber … wann? Wann ist er gestorben?«
»Am vierundzwanzigsten Dezember 2009.«
Carrie ließ die Hände sinken und bewegte lautlos die Lippen. Offenbar wollte sie etwas sagen, bekam die Worte aber nicht heraus. Sie beugte sich leicht vor, und ihr Kopf sank auf eine Seite. »Was wollen Sie damit …?« Ihre Stimme klang so belegt, dass sie kaum noch als die ihre zu erkennen war. »Ich war doch danach noch mit ihm zusammen. Wir haben Weihnachten miteinander verbracht. Das habe ich Ihnen doch erzählt!«
»Ich glaube, dass Alan an dem Tag, an dem die beiden sich trafen, von Dean getötet wurde.«
Frieda hielt einen Moment inne. Bestimmt brauchte Carrie ein bisschen Zeit, um zu begreifen, was Frieda ihr damit sagen wollte. »Dean hat Alan gezwungen, die Kleider mit ihm zu tauschen, und ihn dann erhängt. Anschließend hat er seinen eigenen Abschiedsbrief geschrieben und ist als Alan zu Ihnen nach Hause gegangen, woraufhin Sie die Polizei angerufen haben. Den Rest wissen Sie ja selbst.«
Carrie sagte etwas, das Frieda nicht verstand. Es kam tief aus dem Bauch und klang gefährlich kehlig. Dann sprang sie auf und stieß dabei den Tisch um, der Frieda am Schienbein traf. Porzellan zerbarst unter lautem Getöse, und der Holztisch donnerte auf den Fliesenboden.
»Miststück !«
»Carrie.«
Frieda packte sie an den Handgelenken und versuchte sie festzuhalten, doch obwohl Carrie kleiner war als Frieda, verlieh ihr die Wut ungeahnte Kräfte. Speichel lief ihr übers Kinn, und an ihren Wangen leuchteten weiße Flecken, als hätte jemand den Daumen tief hineingedrückt.
»Lassen Sie mich los! Fassen Sie mich nicht an! Hören Sie?«
Frieda schlang von hinten beide Arme um Carries Körper und hielt sie fest umklammert. »Carrie«, wiederholte sie in beruhigendem Ton.
Carrie bäumte sich in ihren Armen auf und knallte dabei mit dem Hinterkopf gegen Friedas Mund. Während sie nach Friedas Beinen trat, versuchte sie gleichzeitig, den Kopf zu verdrehen und ihr in die Schulter zu beißen. »Das ist nicht wahr!«, schrie sie mit tiefer, heiserer Stimme. »Sie lügen! Sie lügen mich an! Es ist nicht wahr, Alan ist nicht tot!«
Frieda spürte, wie Carrie alle Muskeln anspannte und dann plötzlich ganz schlaff wurde. Sie stieß ein würgendes Geräusch aus. Als Frieda daraufhin ihren Klammergriff löste, beugte sie sich vor und erbrach sich auf den Küchenboden. Frieda legte eine Hand an Carries Stirn und stützte ihren Kopf, bis sie fertig war. Dann verfrachtete sie sie auf den noch stehenden Stuhl. Während
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