Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
glücklichem Gesicht ging ihr durch den Kopf, dass es wesentlich schlimmere Methoden gab, einen Mann kennenzulernen, als übers Internet.
An diesem Abend kaufte sich Karlsson auf dem Heimweg eine Schachtel mit zehn Silk Cut und Zündhölzer. Früher hatte er immer Marlboro geraucht, an guten Tagen zwanzig, an schlechten noch mehr, aber als seine Frau dann schwanger wurde, hatte er damit aufgehört. Selbst nachdem sie ihn verlassen hatte und mit den Kindern nach Brighton gezogen war, hatte er der Versuchung widerstanden. Er wollte nicht, dass Mikey und Bella ihn in einer Wohnung besuchen mussten, die nach kaltem Rauch stank.
Nun marschierte er schnurstracks hinaus in den kleinen Garten an der Rückseite seiner Erdgeschosswohnung und zündete sich eine an. Schon vom ersten Zug wurde ihm schwindlig und leicht übel. Für einen Moment leuchtete die Glut in der Dunkelheit hell auf. Im Nachbargarten rief eine Frau nach ihrer Katze und klopfte dabei mit einer Gabel gegen die Futterschüssel. »Komm, Skit, Skit, Skit. Komm, Skit, Skit, Skit.« So ging das endlos weiter. Die Frau bemerkte nicht, dass er auf der anderen Seite des Zauns stand und trotz seines Wintermantels vor Kälte die Schultern hochzog. Obwohl es nicht wie in Gloucester schneite, hing eine eigenartige Stille in der Luft, als würde es jeden Moment anfangen.
Nachdem er zwei Zigaretten hintereinander geraucht hatte, ging er hinein und putzte sich die Zähne – als könnte sie ihn übers Telefon riechen und seine Schwäche gegen ihn verwenden. Dann tippte er ihre Nummer.
»Ich bin’s, Mal.«
»Ja?«
»Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast.«
»Wegen Madrid?«
»Ja.«
»Und?«
»Natürlich kann ich Mikey und Bella nicht davon abhalten zu gehen. Ich kann euch alle nicht davon abhalten, wenn ihr das unbedingt machen wollt und es auch für die Kinder gut findet.«
»Ach, Mal, wenn du wüsstest, wie …«
»Aber bis ihr weggeht, möchte ich die beiden öfter sehen. Mitte April, sagst du?«
»Ja. Natürlich kannst du sie so oft sehen, wie du willst.«
»Ich möchte sie auch dann noch regelmäßig sehen, wenn ihr weg seid. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Wir brauchen ein System, eine Struktur.«
Schon während er es aussprach, wurde ihm bewusst, wie hoffnungslos das Ganze war. Sie würden völlig in ihrem neuen Leben aufgehen, und er wäre nur noch eine Erinnerung, eine Gestalt aus der Vergangenheit, die in immer weitere Ferne rückte. Ein Gefühl von Einsamkeit schlug über ihm zusammen – eine Welle, die ihm fast den Atem raubte.
»Ich weiß das zu schätzen.«
»Gut.«
»Mir ist klar, dass das nicht leicht für dich ist.«
»Stimmt.«
»Aber du wirst es nicht bereuen.«
Nachdem er das Telefon zurück in seine Halterung gestellt hatte, schenkte er sich einen strammen Whisky ein. Diese Art Drink verband er mit Frieda. Er sah sie richtig vor sich, wie sie wachsam den Blick schweifen ließ und dabei das Kinn hochreckte, als müsste sie sich für eine Schlacht wappnen. Verzweifelt presste er das Whiskyglas an seine Stirn. Wäre er ein weinerlicher Mann gewesen, dann hätte er jetzt geheult.
Bald würde er kommen. Er hatte gesagt, er würde kommen, und sie musste ihm glauben. Es sei denn, es war etwas passiert. Aber nein, bestimmt kam er bald. Sobald er den vereinbarten Kode an die Luke klopfte, würde sie die Klappe hochschieben, und er würde hinunter zu ihr ins Boot gleiten. Bestimmt legte er dann die Hände an ihre Schultern und sah ihr in die Augen, und es war gar nicht nötig, dass sie etwas sagte, weil er sowieso wusste, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte – dass sie den Glauben an ihn nie verloren hatte. Er nannte sie seine Soldatin, seine Getreue. Sie würde ihn nicht im Stich lassen.
Mittlerweile gingen ihr die grundlegendsten Dinge aus. Das Allerwichtigste – Wasser – zum Glück nicht, weil es ein Stück den Weg hinunter, in der Nähe des Ruderklubs, einen Wasserhahn gab, zu dem sie nachts mit ihren zwei Plastikkanistern gehen konnte. Sie hatte auch einen Eimer, den sie mit Flusswasser füllte, wenn sie das Deck schrubben oder die Toilette spülen wollte. Aber ihre Essensvorräte gingen zur Neige, ebenso Kerzen, Toilettenpapier und Seife. Deo hatte sie auch keines mehr, was ihr gar nicht gefiel, und ihr Rasierer war schon ganz stumpf. Sie sollte eine Liste machen, die sie ihm geben konnte, wenn er kam. Nichts Teures: Streichhölzer, Waschmittel, mehr Milchpulver, Zahnpasta und Pflaster für die Schnitte
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