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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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an ihren Beinen, die immer wieder aufgingen. Und vielleicht irgendeinen Sirup.
    Holunderblütensirup. Sie hatte manchmal solchen Durst, ihr Mund war dann ganz trocken, und sie wurde diesen fürchterlichen Geschmack nicht los. Pures Wasser stillte den Durst nicht richtig. Sie gestattete sich, an frisch gepressten Orangensaft zu denken. Für einen Moment stellte sie sich vor, barfuß auf einer Wiese zu sitzen, ein großes Glas Saft in der Hand, und die Sonne im Nacken zu spüren.
    Nachdem das Gas fast aus war, beschloss sie, alle noch übrigen Kartoffeln auf einmal zu kochen. Sie konnte sie im Lauf der nächsten Tage kalt essen. Sie hatte noch Dosen mit Thunfisch und Sardinen, die sie dazu essen konnte, und Suppenwürfel waren auch noch da. Manchmal schüttete sie einfach nur kochendes Wasser über einen solchen Würfel, wenn sie eine Mahlzeit brauchte. Jetzt aber kippte sie die Kartoffeln in das kleine Spülbecken, das auf einer Seite einen Sprung hatte, so dass man kein Wasser mehr einlassen konnte, und holte das Messer heraus. Die Kartoffeln waren groß, knubbelig und sandig. Zum Teil trieben sie schon aus. Als sie noch jünger war, mochte sie keine Kartoffeln, aber er hatte ihr beigebracht, dass man nicht so wählerisch sein durfte. Es war, als befände man sich im Krieg, in einem Schützengraben oder einem Versteck hinter den feindlichen Linien. Man durfte nie vergessen, warum man sich dort aufhielt, sondern musste immer an sein Ziel und an seine bedeutsame Mission denken. Er hatte sie ganz fest an sich gedrückt, als er ihr das sagte, und seine Augen leuchteten.
    Mit langsamer Präzision schälte sie die Kartoffeln und schnitt sie dann in kleine Stücke, damit sie schneller kochten und weniger Gas verbrauchten. Sie gab sie in den Topf und fügte Salz hinzu. Salz musste sie auch auf die Liste schreiben. Es war nur noch so wenig da, alles ging zur Neige. Vor ihrem geistigen Auge sah sie eine Sanduhr, durch die der Sand immer schneller zu rieseln schien. So ein ähnliches Gefühl hatte sie jetzt auch. Hinter ihren Augen waren Lichter, und ihr Herz schlug wie eine Trommel. Manchmal konnte sie gar nicht mehr sagen, ob dieses Trommeln in ihr oder außerhalb von ihr war. Es klang wie ferner Donner, der langsam immer näher kam. Die Zeit lief ihr davon.

20
    O bwohl Frieda spät zu Bett gegangen war, stand sie am nächsten Morgen zeitig auf, staubsaugte das Haus, wischte den Küchenboden, bereitete das Kaminfeuer im Wohnzimmer für ihre Rückkehr vor, duschte und verließ kurz nach neun das Haus. Sie war schon zweimal im Pflegeheim River View gewesen, allerdings beide Male mit dem Auto. Dieses Mal nahm sie den Regionalzug, stieg in Gallions Reach aus und ging die restliche Strecke zu Fuß, vorbei an Reihen von Wohnblöcken, mehreren Leichtindustriebetrieben und einem heruntergekommenen Einkaufszentrum, bis sie schließlich das Pflegeheim erreichte, das ein ganzes Stück vom Fluss entfernt lag. Seine Fenster waren mit Metallgittern versehen. Die Gehhilfen und Rollstühle, die im Eingangsbereich an der Wand standen, sahen aus, als wären sie seit ihrem letzten Besuch nicht bewegt worden. Frieda trat an die Anmeldung, wo eine junge Frau in Uniform gerade in einer Zeitschrift blätterte.
    »Ist Daisy da?« Frieda hatte sich den Namen der Frau gemerkt, die sie beim letzten Mal begleitet hatte.
    »Die arbeitet nicht mehr hier.«
    »Ich wollte June Reeve besuchen.«
    »Warum?«
    »Ich bin Ärztin«, erklärte Frieda. »Ich war letztes Jahr schon mal hier. Ich würde gerne mit ihr sprechen.«
    Die junge Frau blickte hoch. Nun zeigte sie zumindest einen Hauch von Interesse. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. »Sie hängt an einem Beatmungsgerät.«
    »Was hat sie?«
    »Lungenentzündung.«
    »Wird sie sich wieder erholen?«
    »Da bin ich nicht die richtige Ansprechpartnerin.«
    »Wer kann mir denn Auskunft über sie geben? Vielleicht jemand von der Heimleitung?«
    »Misses Lowe ist im Haus«, antwortete die junge Frau. »An die können Sie sich wenden.«
    Mrs. Lowe war um die fünfzig und hatte eine muntere, helle Stimme, ein fröhliches Gesicht und einen flotten, beschwingten Gang. Alles an ihr zielte darauf ab, ihre Umgebung aufzuheitern. Für Frieda war so viel Fröhlichkeit schwer zu ertragen. Aber wie sollte man sonst einen Tag nach dem anderen überstehen, wenn man an einem solchen Ort arbeitete?
    »Möchten Sie einen Blick zu ihr hineinwerfen?«, fragte sie. »Sie ist wirklich arm dran. Kommen Sie mit.« Freundschaftlich

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