Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
»Schon zweimal.«
»Ich hätte Sie schon noch zurückgerufen«, entgegnete sie. »Ich war den ganzen Vormittag mit meinen Patienten beschäftigt.«
Er berichtete ihr von den neuen Entwicklungen in dem Fall und von dem Notizbuch. Frieda sagte nicht viel dazu.
»Einen Angehörigen von Poole haben wir auch aufgespürt«, fuhr er fort, »einen Bruder. Yvette ist gerade unterwegs zu ihm.«
»Dann scheint es ja vorwärtszugehen«, meinte Frieda, klang dabei aber nicht allzu interessiert.
Karlsson ertappte sich dabei, dass ihn das ärgerte. Als hätte er sich Friedas ganze Aufmerksamkeit gewünscht, die er nun aber, wie er feststellen musste, nicht bekam. Es folgte eine lange Pause.
»Ein paar von meinen Leuten sind die Namen in Pooles Notizbuch durchgegangen«, informierte Karlsson sie schließlich. »Eine der dort aufgeführten Personen ist eine alte Dame namens Mary Orton, die in Putney lebt. Poole hat irgendwelche Reparaturen für sie ausgeführt. Die Arbeiten waren noch nicht abgeschlossen, als er verschwand.«
»Und?«
Karlsson holte tief Luft. »Der Freund, mit dem Sie mal bei mir waren … Josef. Der ist doch Bauarbeiter, oder?«
»Ja, stimmt.«
»Ist er gut? Und vertrauenswürdig?«
»Ja, das ist er.«
»Ich habe mir gedacht, Sie könnten vielleicht mit der Frau reden und Ihren Bauarbeiterfreund mitnehmen, damit er sich mal anschaut, was Poole da eigentlich gemacht hat. Womöglich springt dabei sogar ein Auftrag für ihn heraus – nachdem die Arbeiten ja noch nicht abgeschlossen sind. Laut Chris Munster handelt es sich um eine alte Dame, deren Mann gestorben ist und deren Söhne irgendwo anders leben. Ich glaube, sie ist ein bisschen einsam.« Es folgte eine weitere Pause. »Es sei denn, es macht Ihnen nur dann Spaß, aktiv zu werden, wenn Sie es hinter meinem Rücken tun können.«
»Ich glaube, Josef kann tatsächlich noch Arbeit gebrauchen«, antwortete Frieda. »Aber da muss ich erst bei ihm nachfragen.«
»Seien Sie so gut.« Karlsson nannte ihr die Adresse in Putney.
»Hat sie etwas über Robert Poole gesagt?«, wollte Frieda wissen.
»Dass er nett und höflich war«, antwortete Karlsson. »Das sagen sie alle. Nett und höflich.«
»Haben Sie das schon mal gemacht?«, fragte Yvette Long.
Chris Munster saß am Steuer. »In meinem ersten Berufsjahr«, antwortete er, ohne den Kopf zu wenden, »wurde ein Junge totgefahren, und ich musste einen Sergeant zu den Eltern begleiten. Die Mutter machte uns auf. Ich hielt mich im Hintergrund, während der Kollege es ihr mitteilte. Wir sprachen gerade mit ihr, als der Vater von der Arbeit nach Hause kam, so dass wir dabeistanden, als sie es ihm sagte. Ich erinnere mich noch genau daran, dass mein Sergeant ziemlich verlegen wirkte, als wartete er auf eine Gelegenheit, sich nach einer Party von den Gastgebern zu verabschieden. Die Eltern wünschten sich wohl einerseits, wir würden endlich gehen und sie allein lassen. Gleichzeitig konnten sie uns aber nicht gehen lassen. Sie hörten nicht auf, von ihrem Jungen zu reden, und fragten uns, ob wir Tee wollten. Ich hatte seitdem noch des Öfteren diese unangenehme Aufgabe, aber dieses eine Mal ist mir besonders lebhaft in Erinnerung geblieben. Und Sie?«
»Ich musste es auch schon ein paarmal machen«, antwortete Yvette, »nein, mehr als ein paarmal. Vorher bin ich immer sehr nervös. Ich starre auf die Haustür und fühle mich schuldig, weil ich den Leuten das antun muss. Wenn dann die Tür aufgeht, merkt man manchen gleich an, dass sie es schon wissen, bevor man ein Wort gesagt hat.« Sie blickte zu ihm hinüber. »Es ist die nächste Ausfahrt.«
Nachdem sie von der Autobahn abgefahren waren, sprach nur noch die Stimme des Navigationssystems, das sie durch die Wohnstraßen von St. Albans lotste.
»Waren Sie hier schon mal?«, fragte Munster schließlich.
»Ich glaube, in der Gegend gibt es irgendwo römische Ruinen«, antwortete Yvette. »Ich war mal mit der Schule dort, kann mich aber an keine Einzelheiten mehr erinnern. Heute fände ich es wahrscheinlich interessant.«
Das Navigationssystem informierte sie darüber, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Sie blieben noch einen Moment im Wagen sitzen. Yvette warf einen Blick auf den Ausdruck auf ihrem Schoß, um sich zu vergewissern, dass die Adresse stimmte, was der Fall war.
Munster sah sie an. »Sind Sie jetzt nervös?«
»Wenn ich es jeden Tag täte, würde ich mich vielleicht daran gewöhnen.«
»Wollen Sie es ihm sagen, oder soll ich das
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