Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Mann wollen? Warum solltest du mich als Freund wollen?«
»Ich mag dich«, antwortete Frieda. »Und ich vertraue dir.«
»Du vertraust mir? Mir?«
»Warum würde ich dich sonst um Hilfe bitten?«
Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Wirklich?«
»Ja. Hör zu, Josef, wir müssen darüber noch ausführlicher reden. Aber jetzt sind wir da. Du musst links abbiegen. Hier wohnt Mary Orton.«
Josef fand einen Parkplatz, und sie stiegen beide aus.
»Geht’s wieder?«, fragte Frieda, während sie die Brittany Road entlanggingen.
Er blieb stehen. »Ich danke dir.« Er legte eine Hand aufs Herz und machte seine lustige kleine Verbeugung.
Noch ein paar Schritte, dann waren sie auf Höhe von Mary Ortons großem, frei stehendem Haus angekommen.
»Ein großes Haus für eine einzelne Frau«, stellte Josef fest.
»Ihr Mann ist gestorben«, erklärte Frieda, »und ihre Kinder sind schon vor langer Zeit ausgezogen. Wahrscheinlich will sie einfach nicht weg von hier. Oder vielleicht braucht sie den Platz, wenn ihre Enkel bei ihr sind.«
Während Josefs Blick an der Fassade des Hauses hinaufwanderte, richtete Frieda den ihren auf Josefs Gesicht. Sein Ausdruck gefiel ihr. Sie mochte es, wenn jemand verzückt auf etwas starrte, das sie nicht sehen konnte. »Was hast du für einen Eindruck?«, fragte sie.
Er deutete zu einem Fenster im zweiten Stock hinauf.
»Da oben ist ein Riss«, sagte er. Es sah aus wie ein dunkler, vom Fensterbrett nach unten verlaufender Faden. »Das Haus hat sich ein bisschen bewegt. Aber nicht viel.«
»Ist das schlimm?«
»Nicht sehr schlimm«, meinte Josef. »Das ist eben London.« Er streckte beide Handflächen vor und bewegte sie dann horizontal hin und her. »Der Untergrund ist Lehm. Wenn es lange keinen Regen gibt und dann viel Regen, bewegen sich die Häuser, und später, du weißt schon …« Er mimte etwas, das aussah wie ein ermattet niedersinkender Mensch.
»Später setzen sie sich wieder«, kam Frieda ihm zu Hilfe.
»Ja, sie setzen sich«, bestätigte Josef, »aber das ist nicht so schlimm.«
Die Tür ging auf, noch ehe sie das Gebäude ganz erreichten. Mary Orton hatte die beiden Fremden, die so neugierig ihr Haus anstarrten, offensichtlich schon bemerkt. Frieda fragte sich, wie viel Zeit die alte Dame wohl damit verbrachte, aus dem Fenster zu spähen. Sie trug eine dunkelblaue Kordhose und ein kariertes Hemd. Frieda sah sofort, dass sie einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein musste. Irgendwie war sie immer noch schön, auch wenn ihr Gesicht mehr als nur faltig war. Ihre Haut wirkte wie Pergament. Frieda stellte sich und Josef vor.
»Hat der Detective Ihnen gesagt, dass wir kommen?« Sie ertappte sich dabei, dass sie ein wenig lauter sprach, als wäre Mary Orton schwerhörig oder geistig behindert.
Die alte Dame scheuchte sie ins Haus und durch die Diele in eine große Küche, die auf einen riesigen Garten hinausging. Am hinteren Ende standen zwei sehr hohe Bäume. Jenseits davon und zu beiden Seiten erstreckten sich weitere Gärten. Es war, als würde man auf eine Parklandschaft hinausschauen. Während Josef und Frieda den Blick durch die Terrassentür genossen, wuselte Mary Orton geschäftig hinter ihnen herum. Sie bereitete Tee zu und holte zwei Kuchen heraus, die sie auf große Platten legte und dann in Stücke aufteilte.
»Für mich bitte nur ein ganz kleines«, sagte Frieda. »Halb so groß wie das da.«
Josef aß zusätzlich zu seinem eigenen Stück auch noch die von Frieda verschmähte Hälfte, trank dazu seinen Tee und ließ sich anschließend ein Stück von dem zweiten Kuchen geben. Mary Orton bedachte ihn mit einem dankbaren Blick.
»Sobald Josef den ganzen Kuchen verspeist hat«, sagte Frieda, »kann er sich ansehen, was im Haus noch zu machen ist. Er versteht sich auf so etwas.«
Josef stellte seinen Teller in die Spüle. »Das waren sehr gute Kuchen, alle beide.«
»Nehmen Sie doch noch ein Stück«, meinte Mary Orton, »der wird sonst nur trocken.«
»Ich esse später noch welchen«, antwortete Josef, »aber jetzt sagen Sie mir doch erst mal, was der Mann für Sie reparieren sollte.«
»Was passiert ist, ist so schrecklich«, sagte sie, »ganz entsetzlich.« Sie strich sich mit einer Hand übers Gesicht, als fühlte sie sich ein wenig benommen. »Die Dame von der Polizei hat behauptet, er sei ermordet worden. Ist das denn wirklich möglich?«
»Ich glaube schon«, antwortete Frieda. »Wobei ich es Ihnen nicht mit Sicherheit sagen kann. Ich bin nur
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