Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
zu Ihrem Beruf, oder etwa nicht?«
Karlsson seufzte schwer. »Sagen Sie mir mal eins, Frieda: Was, wenn wir ihn finden?«
»Ganz einfach. Wenn Sie Alan finden, wissen wir, dass Dean tot ist, und ich gebe zu, dass ich mich geirrt habe.«
»Das wäre das erste Mal.«
»Also machen Sie es?«
»Mal sehen. Es ist manchmal schwierig, jemanden zu finden, der nicht gefunden werden möchte.«
Im Auto berichtete Karlsson Frieda, was sie bisher über den Mann wussten, der sich Robert Poole genannt hatte: Zum einen hatte er die Identität eines Mannes angenommen, der bereits sechs Jahre tot war. Seine wahre Identität war noch immer unbekannt. Obwohl sie keine Hinweise auf einen festen Job oder ein geregeltes Einkommen gefunden hatten, war kurz vor seinem Tod eine große Summe auf seinem Bankkonto gewesen, das etwa um die Zeit seiner Ermordung abgeräumt wurde. In seiner Wohnung hatte man ein Notizbuch mit etlichen Namen darin gefunden, unter anderem die des Paars in Brixton und den von Mary Orton.
»Mit wem reden wir als Erstes?«, wollte Frieda wissen.
»Frank und Aisling Wyatt. Sie leben in Greenwich. Wir haben vorher angerufen, damit sie dieses Mal beide zu Hause sind. Beim letzten Mal haben wir nur die Frau angetroffen.«
»Was wissen Sie über die zwei?«
»Er arbeitet als Buchhalter in der Innenstadt. Sie ist Innenarchitektin, aber nur Teilzeit beschäftigt. Wahrscheinlich betreibt sie es eher als Hobby. Ihre Kinder sind noch im Vor- und Grundschulalter.«
Der Wagen hielt vor einer Reihe Apartmentblöcken mit Blick auf den sich verbreiternden Fluss. Im Moment war allerdings gerade Ebbe und die Themse ein immer schmäler werdender brauner Wasserlauf zwischen zwei Bänken aus Schlick und Sand.
»Die Familie ist nicht gerade arm«, fügte Karlsson hinzu.
Sie gingen den geteerten Uferweg entlang, der zur Behausung der Wyatts führte. Die Wohnung war in zwei Ebenen aufgeteilt: Im ersten Stock gab es einen Balkon mit einem schmiedeeisernen Geländer, und das Erdgeschoss ging auf einen kleinen Garten hinaus, in dem Unmengen von Pflanzkübeln standen, einige aus Terrakotta, andere aus Zinn und Messing. Selbst an diesem grauen, windigen Februartag konnte Frieda sehen, dass es dort im Frühling und Sommer eine Explosion aus Farben und Düften geben würde. Vorerst aber lugten neben tief herabhängenden Schneeglöckchen nur ein paar blaue Sternhyazinthen hervor.
Karlsson klopfte an die Tür, die sofort von einem dunkelhaarigen, kräftig gebauten Mann Mitte dreißig geöffnet wurde. Über seinen grauen Augen wölbten sich buschige Brauen, und an seinem Kinn schimmerten bläuliche Bartstoppeln. Er trug einen gut geschnittenen dunklen Anzug, ein faltenlos gebügeltes weißes Hemd und eine rote Krawatte. Mit skeptischer Miene hörte er sich an, wie Karlsson sich auswies, doch als er ihm dann Frieda vorstellte, wirkte sein Blick fast amüsiert.
»Aisling ist drüben im Wohnzimmer. Darf ich fragen, wie lange es dauern wird? Heute ist schließlich ein Werktag.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, ein funkelndes Kunstwerk aus Zifferblättern und schimmerndem Metall.
»Wir werden uns so kurz wie möglich fassen.«
Frank Wyatt führte sie durch eine Tür in den Hauptraum, der das ganze Erdgeschoss einnahm. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Fläche gebeizter Holzdielen. Für Behaglichkeit sorgten mehrere kleinere Teppiche, weich gepolsterte Sofas, Vorhänge in sanften, blassen Farben, schöne Grünpflanzen und ein niedriger Tisch. Am anderen Ende schimmerte eine Küche mit einem Kochfeld aus Edelstahl und blitzenden Arbeitsflächen. Durch die Fensterfront mit Blick auf den Fluss flutete Licht in den Raum. Vor ihrem geistigen Auge sah Frieda für einen Moment Michelle Doyce, wie sie nur ein kleines Stück flussaufwärts Abfallcontainer und Mülltonnen durchwühlte. Dann aber richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Frau, die sich gerade vom Sofa erhob, um Karlsson und sie zu begrüßen. Aisling Wyatt war groß und dünn. Ihr volles, braunes Haar war streng zurückgebunden, ihr markantes Gesicht gänzlich ungeschminkt. Sie trug eine Jogginghose, einen cremeweißen Kaschmirpulli und keine Schuhe. Frieda registrierte, dass ihre Füße genauso lang und schmal waren wie alles andere an ihr. Sie strahlte eine Selbstsicherheit aus, die mit der Einrichtung im Einklang stand.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten? Tee oder Kaffee?«
Sie lehnten beide ab. Karlsson stand mit dem Rücken zum Fenster. Frieda fiel auf, dass er sich
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